Einleitend zeigte Prof. Dr. Jens Hermsdorf, Präsident der Hochschule, die immer größere Bedeutung von Unternehmensgründungen für die Stadt, die Region und das Land auf, und verwies zugleich auf die Herausforderung, dass immer noch zu wenige Frauen ihren Weg in Gründungsteams finden – eine wichtige Aufgabe für die Zukunft. Das Gründungsbüro bzw. die GründerWerkstatt stellen beim Aufbau und Ausbau des Gründungsökosystems wichtige Bausteine im Netzwerk der regionalen Initiativen zur Förderung von Gründungswilligen dar. Prof. Dr. Michael Graef unterstrich in seiner Begrüßung der Gäste die starke Bedeutung des Netzwerkes für den Erfolg der Gründungsaktivitäten. Waren Gründungsbüro und Gründerwerkstatt durch die Ausrichtung der Förderung bislang vorwiegend auf dem Campus orientiert, gehen die nächsten Schritte deutlich über den Rand der Hochschule hinaus. „Der Abend ist der Vision und der Weiterentwicklung der Aktivitäten für die kommenden Jahre gewidmet“, so Professor Graef. Sein besonderer Dank ging vor allem an die Hochschulleitung, in Person des Präsidenten und Vizepräsidenten, welche die Gründungsaktivitäten auf dem Campus stets unterstützt und gefördert haben. Und an das starke Team hinter all den Aktivitäten aus Forschung und Transfer und der GründerWerkstatt, ohne die die Umsetzung all der großartigen Aktivitäten der vergangenen Jahre nicht möglich gewesen wäre.
So übertrug Jörg Liebe, Coach für Innovation Management und Digitalization und „Former Senior Director Digital Innovation der LUFTHANSA Group“ in seinem Keynotevortrag „Insights in Corporate Entrepreneurship and Innovation Culture at LUFTHANSA“ die weitreichenden Einsichten und Erkenntnisse aus vielen erfolgreichen Ansätzen im Innovationsmanagement eines Großkonzerns auf die Perspektive der Startups und jungen Unternehmen, die ja sehr schnell in einer frühen und späten Wachstumsphase verstehen müssen, dass die Kundenbedürfnisse die zukünftigen Innovationsanstrengungen ganz wesentlich prägen. Es gilt, die Kundenperspektive konsequent ins Innovationsmanagement zu übertragen und insbesondere die Mitarbeiter in die Innovationsprozesse mit einzubeziehen, denn schließlich haben sie den größten Kundenkontakt. Und dabei nicht zu vergessen, dass ein „Gründungsmoment dann auftritt, wenn sich jemand für das Produkt oder die Dienstleistung interessiert“, so Liebe. Dies gilt im Entrepreneurship genauso wie im Corporate Entrepreneurship.
Entwicklung und Meilensteine der GründerWerkstatt an der Hochschule Worms
Marcel Mayer, der für die GründerWerkstatt am Campus verantwortlich ist und zugleich das geförderte Gesamtprojekt des Gründungsbüros „R(h)eine Gründersache – Aufbau und Weiterentwicklung der Gründungskultur an den Hochschulen Ludwigshafen und Worms“ koordiniert, präsentierte in seinem Beitrag die Entwicklung der letzten vier Jahre, Veranstaltungshighlights und Meilensteine der GründerWerkstatt.
Seit des offiziellen Starts Mitte 2018 wurden über 70 Veranstaltungen, also ca. 9 pro Semester, zur Sensibilisierung und Qualifizierung von gründungsinteressierten Hochschulangehörigen durchgeführt. Die verschiedenen Formate wurden von ca. 2.200 TeilnehmerInnen besucht; im Schnitt also 30 Personen pro Veranstaltung. Das GründerWerkstatt Team führte über 240 Gespräche mit angehenden GründerInnen und Startups. Studierende und AbsolventInnen mit den innovativsten Geschäftsideen hatten die Möglichkeit im Gründungsteam das EXIST-Gründungsstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums zu beantragen. Dies ist ein sehr attraktives Förderinstrument, das die Gründungsteams ein Jahr lang finanziell so gut ausstattet, dass sie sich mit voller Kraft auf die Entwicklung ihrer Geschäftsidee bis hin zur Marktreife konzentrieren können.
Die GründerWerkstatt konnte in dieser Zeit neun Ideenpapiere zur Begutachtung einreichen, von denen lediglich ein Antrag abgelehnt wurde. Diese Erfolgsquote ist, verglichen mit dem Bundesdurchschnitt bei der Bewilligungsquote von nur 55%, eine hervorragende Leistung der Beteiligten. Hierbei unterstützen Akteure aus der Professorenschaft, die als MentorInnen und Coaches auf das innovative Ideenkonzept einwirken können, sowie das Team der GründerWerkstatt.
Start-up Geschichte – Gründungsteam „8devs“ aus der Hochschule Worms
Jonas Deichelmann, Mitgründer des aus der Hochschule heraus entstandenen Startups 8devs, zeigte auf imposante Weise die Entwicklung ihrer Geschäftsidee im Gesundheitsbereich. Die erste Idee, einen Alarmknopf für medizinische Notfälle in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zu entwickeln, entstand im teamorientierten Projekt während seines Informatikstudiums und nahm während des erfolgreich eingeworbenen EXIST-Gründungsstipendiums immens an Fahrt auf. Nach einigen Produktanpassungen durch das interdisziplinäre Gründerteam (Informatik und Wirtschaftswissenschaften) aufgrund geänderter Marktbedingungen und weiteren App-Entwicklungen für die Bereiche Rettungsdienst, Gesundheitssektor und Arbeitsschutz ist die 8devs Gmbh nun am Markt mit dem Hauptprodukt „Verbandsbuch“ etabliert und wächst stetig weiter. Als Base nutzt das Startup aktuell den Co-Working Space am Lutherplatz in Worms und wird demnächst in das neu gegründete Digital Hub Worms einziehen.
Prof. Dr. Michael Graef, Professor für Existenzgründung an der Hochschule Worms, dankte bei seinem Impuls „Weiterdenken des Gründungsökosystems“ zunächst dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz in Person von Herrn Dr. Thorsten Gluth für das Vertrauen und die langjährige Unterstützung und die Widmung der Mittel aus Ministerium und Europäischem Fonds für Regionale Entwicklung für das Gründungsprojekt an der Hochschule. In seinem Ausblick und den Gedanken zur weiteren Zusammenarbeit im regionalen Wirtschafts- und Gründungsökosystem betonte er besonders, wie gut es in den vergangenen Jahren gelungen ist, die Bedarfe der Gründerinnen und Gründer und die Akteure im Netzwerk zusammenzubringen und eine lückenlose Kette für Gründungsinteressierte in allen Phasen der Gründung (von Sensibilisierung bis tatsächlicher Gründung) zu schaffen. Hierbei schaffen die Gründungsangebote an der Hochschule mit curricularen und extracurricularen Veranstaltungen, GründerWerkstatt, Design Lab, Studentischem Gründerclub oder der Betreuung von EXIST-Teams einen ebenso wichtigen „Rückenwind“ wie die Wirtschaftsförderung der Stadt Worms, die IHK Rheinhessen oder die Unternehmen der Stadt Worms. Hieraus resultieren tolle Angebote über die Hochschulgrenzen hinaus: Von der Schaffung eines Runden Tisches Gründung mit allen Protagonisten im Gründungsökosystem Worms, über die erstmalige Gestaltung der Gründungswoche Deutschland in Worms im vergangenen November und der erneuten Ausrichtung in diesem Jahr, bis hin zur Eröffnung des Digital Hub Worms. Der neue Inkubator in Worms wird im August 2022 eröffnet und von Hochschule, Wirtschaft und Stadt Worms gemeinsam getragen. Er soll Brutkasten für digital- und technologieaffine Startups in der Metropolregion werden, aber auch Treffpunkt innovativer Startups und etablierter Wormser Unternehmen, und durch den langfristigen Verbleib innovativer Unternehmen in Worms zu einem starken Standortfaktor werden. Dieses Netzwerk, in welchem die Hochschule ein wichtiger Leuchtturm ist, wird das Gründungsökosystem in Worms in den kommenden Jahren weiter stärken.
Prof. Dr. Kent Byus, Professor of Marketing at the Texas A&M University Corpus Christi, zeigte im Anschluss in seiner End Note Rede “Forging and Advancing an Entrepreneurship Ecosystem at and around the University and Community”, wie vielseitig man die Aktivitäten aus den Gründungszentren der Hochschule in die Städte und Regionen tragen. Externe aber auch strukturelle Veränderungen führen schnell zum Verlust von Wettbewerbsvorteilen von Städten und Kommunen, wie etwa exogene Schocks wie der Hurrikan Harvey oder die Covid-Pandemie in Texas gezeigt haben. Städte wie Startups zu behandeln und zu coachen und zu neuen Geschäftsmodellen und Ansätzen zu führen, ist auch Gründungscoaching, bei dem die seine Hochschule und das dortige Gründungszentrum wesentliche Akzente setzen konnte. Ein Rollenmodell für andere Regionen.
Der Präsident der Hochschule ergriff nach dem Vortragsende noch einmal das Wort, um sich beim Team der Gründungsförderung an der Hochschule zu bedanken und gutes Gelingen für die nächsten Jahre zu wünschen. Im Anschluss an die Veranstaltungen hatten die Vertreter der Hochschule, Wirtschaft, Stadt und Gründerszene dann bei einem Get Together noch die Gelegenheit zum informellen Austausch.
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