Angesichts der jüngsten Ankündigung der EU-Kommission, Umweltstandards innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auszusetzen, wenden sich deutsche Umweltverbände im Vorfeld der Sonder-Agrarministerkonferenz am 28. Juli an Bundesminister Özdemir und die Agrarministerinnen und Agrarminister der Länder. BUND, DNR, DUH, NABU sowie WWF Deutschland fordern in einem offenen Brief dazu auf, die Vorschläge der EU-Kommission mit Nachdruck zurückzuweisen und in Deutschland jetzt einen Prozess für eine konsequente und vollständige Reform der GAP ab 2028 einzuleiten.

In dem Schreiben unterstreichen die zeichnenden Verbände die Wirkungslosigkeit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Kampf gegen die sich verschärfende Klima- und Biodiversitätskrise. Agrar- und Ernährungssysteme werden stetig anfälliger für Krisen und Ausfälle. Der überwiegende Teil der produzierten Agrarrohstoffe sei derzeit überdies für die tierische Produktion bestimmt oder fließe in „ineffiziente Technologien wie die Herstellung von Agrokraftstoffen“, so die Verbände. Massiv kritisieren sie die Ankündigung der EU-Kommission, wichtige Umweltstandards, wie die Regelung GLÖZ 7 zum Fruchtwechsel und die Regelung GLÖZ 8 zu nichtproduktiven Flächen und Landschaftselementen, für ein Jahr auszusetzen. Dies sei angesichts der Biodiversitäts- und Klimakrise genau der falsche Weg, da die Wirkung auf die Erträge nur sehr gering ist, der ökologischer Schaden sich aber auf Jahre auswirkt, so die Verbände.

„Klima-, Arten- und Hungerkrise dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir brauchen Biodiversitäts- und Klimaschutz mehr denn je, um Ernährungssicherheit zu gewährleisten“, sagt Johann Rathke, Koordinator für Agrarpolitik bei WWF Deutschland. Es sei unverantwortlich, die derzeitig angespannte Versorgungslage als Vorwand zu nehmen, um die wenigen Umweltstandards zu schleifen. Die Agrarministerinnen und Agrarminister müssen endlich parteipolitische Befindlichkeiten ablegen und sich einer ernsthaften und sachlichen Problemlösung zuwenden, fordert Rathke für den WWF. „Zweifellos ist die Situation schwierig, weil es sich um eine vielschichtige Krise handelt. Aber die Empfehlungen der Wissenschaft sind eindeutig. Wir brauchen mehr Arten- und Klimaschutz in Deutschlands und Europas Landwirtschaft und den Abbau geopolitischer Hemmnisse für eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln auf globaler Ebene“, so Rathke.

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