„Für eine 1:1 – Übersetzung der Inflationsrate in Mieterhöhungen gibt es weder einen wirtschaftlichen Grund noch eine mietrechtliche Zulässigkeit in der weit überwiegenden Zahl der Mietverhältnisse“, erklärte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild.

„Wenn Butter gegenüber dem Vorjahr um 27% im Preis gestiegen ist, werden die Gewerkschaften auch keine 27%ige Lohnerhöhung  fordern oder gar erfüllt bekommen. Die Kosten für Vermieter müssen im Zusammenhang mit einer langfristigen Bewirtschaftung gesehen werden. In bestehenden Wohngebäuden spielt der Kapitaldienst für die Kosten in der Regel ein viel wichtigere Rolle als der Anstieg von Kosten für Instandsetzung und Modernisierung. Besteht kein Kapitaldienst mehr, ist die wirtschaftliche Situation zumeist so gut, dass der aktuelle Preisanstieg vergleichsweise gut abgefangen werden kann. „Wenn Vermieter nun eine Mieterhöhungswelle lostreten, dann wird dies die Inflation weiter anheizen, mit hohen gesamtwirtschaftlichen Risiken“, befürchtet Wild. „Im Übrigen empfehlen wir Mietern und Mieterinnen dringend, die Mietererhöhungen rechtlich zu überprüfen, denn wir rechnen mit vielfach schamloser Ausnutzung der aktuellen Situation“.          

„Wir wenden uns hier mit aller Entschiedenheit gegen die Erzählung der notleidenden Vermieter und erinnern daran, dass die Immobilienwirtschaft als eine der wenige Wirtschaftszweige die Corona-Krise nicht nur unbeschadet überstehen konnte, sondern Gewinne noch steigerte. Im Übrigen landet der Großteil der Kostensteigerungen im Wohnbereich ohnehin bei den Mietern und Mieterinnen. Der dramatische und zumeist nicht gerechtfertigte Anstieg der Energiepreise wird im Rahmen der Heiz- und Warmwasserkosten auf die Mietenden abgewälzt, bei Modernisierung sieht das Mietrecht sowieso eine Mieterhöhung von 8% der Investitionskosten vor“, so Wild. Insgesamt wird auch die aktuelle Reallohnsenkung schon zu einer höheren Wohnkostenbelastung führen. 

„Für das Lamento der Vonovia haben wir kein Verständnis. Herrn Buch sitzen die Aktionäre im Rücken, der Aktienwert fällt“, so Wild, In 2021 hat Vonovia knapp 1,3 Mrd. € als Dividende ausgeschüttet, 34% mehr als im Vorjahr. Für das Gesamtunternehmen konnte Vonovia die Mieten in 2021 gegenüber dem Vorjahr um 3,8% steigern, ein höherer Anstieg als in 2020 (3,1%). In Berlin fiel dieser „organische“ Mietenanstieg mit 8,4% besonders hoch aus.

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