Johann Valentin Andreae zählt zu den einflussreichsten Theologen des Barock – in Kloster Bebenhausen unterrichtete er die zukünftigen Pfarrer Württembergs. Und prägte das ganze Land mit seiner Leidenschaft für Bildung. Damit passt er ausgezeichnet zum Themenjahr „Liebe, Lust, Leidenschaft. Leben in Schlössern und Klöstern“ der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

Аllgemeine schulpflicht in Württemberg

Johann Valentin Andreae zählt zu den großen Köpfen der württembergischen Geschichte und seiner Zeit – und doch ist er wenig bekannt. Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) trug er entschieden zum Wiederaufbau des Herzogtums bei: So ist die allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen in Württemberg ein Verdienst des Theologen. Mit ihr war Württemberg ein Vorreiter in ganz Europa. Denken und Handeln Andreaes waren geprägt von seiner Vorstellung eines idealen Christentums und von seiner Leidenschaft für ein gottgefälliges Leben. Anlässlich von Andreaes Todestag am 27. Juni 1654 laden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zum Besuch von Kloster Bebenhausen ein. Im Kloster hatte der umtriebige Theologe für mehrere Jahre seine Wirkungsstätte – die Spuren der Klosterschule lassen sich dort entdecken.

Frommes denken und Wohltätigkeit

Andreae wurde 1586 als Sohn eines Pfarrers in Herrenberg geboren. Nach dem Studium in Tübingen und Wanderjahren wurde er 1614 Pfarrer in Vaihingen an der Enz. 1620 stieg er zum Spezialsuperintendenten von Calw auf, dies entspricht dem heutigen Amt des Dekans. In der Stadt an der Nagold schrieb er Geschichte: Calw war durch seine florierende Wollproduktion eine der wirtschaftlich bedeutendsten und zugleich größten Städte des Landes. Andreae setzte sich für die Bedürftigen ein, die im Schatten des Aufschwungs lebten: Er überzeugte viele der reichen Calwer Handelsherren, christliche Nächstenliebe zu leben. Arme, Kranke und Kinder wurden so unterstützt. 1638 wurde Andreae in die Kirchenleitung berufen, 1650 wurde er Abt von Bebenhausen.

Mit eifer gegen Lust und Luxus

Hirschgeweihe, eleganter Luxus und Handwerk von höchster Qualität: Schloss Bebenhausen ist ein einmaliges Ensemble und königlicher Rückzugsort in idyllischer Lage. Andreae wäre dieser Luxus des 19. Jahrhunderts ein Dorn im Auge gewesen. Prunk und Pracht hielt er für Verschwendung: In seinem Buch Christianopolis schildert er die perfekte christliche Stadt – und schrieb damit eine der bedeutendsten Utopien des Protestantismus. Alle Einwohnerinnen und Einwohner der „Christenstadt“ waren tugendhaft, arbeitsam und gottesfürchtig. Und genau diese Werte wollte Andreae den Schülern von Kloster Bebenhausen vermitteln.

Kunstvolle spuren der geschichte

Das Kloster im Schönbuch wurde durch die Reformation zur Klosterschule. Bis 1806 wurden in Bebenhausen Schüler auf das Theologiestudium in Tübingen vorbereitet – eine Eliteinstitution, an der die nächste Generation Theologen lernte. Die Jugendlichen lebten wie im Internat, ihre Schlafkammern sind noch heute erhalten. Beim Blick in die bescheiden eingerichteten Räume wird die Zeit der Klosterschüler wieder lebendig. Ganz anders die Klosterkirche: Die kunstvollen Epitaphe, Denkmäler, die an Verstorbene erinnern, würdigen die evangelischen Äbte und Vorsteher der Klosterschule Bebenhausen – bis zum heutigen Tag.

Über Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

KOMMEN. STAUNEN. GENIESSEN. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, be-wahren, entwickeln und vermarkten 62 historische Monumente im deutschen Südwesten. 2019 besuchten rund 4 Mio. Menschen diese Originalschauplätze mit Kulturschätzen von höchstem Rang: darunter Schloss Heidelberg, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, das Residenzschloss Ludwigsburg, Schloss und Schlossgarten Weikers-heim, Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, Kloster und Schloss Salem sowie die Festungsruine Hohentwiel.

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