Fast alle Abiturientinnen und Abiturienten kennen das: Die Abiturprüfungen sind abgelegt, ein langer Sommer steht bevor – und danach? Danach wird studiert, denn dafür hat man schließlich das Abitur gemacht, oder? Emilie Zosel hatte jedoch wenig Lust, nach acht Jahren Gymnasium schon wieder zu sitzen und Theorie zu pauken. Auf Berufsinformationsveranstaltungen und in Ausbildungszeitschriften informierte sie sich erst einmal über mögliche Ausbildungsberufe, die für sie in Frage kommen könnten. Und schon während der Schulzeit und nach dem Abi schnupperte sie in verschiedene Berufe hinein. Im Bereich der Orthopädietechnik absolvierte sie sogar mehrere Praktika und sammelte so reichlich Erfahrung in ihrem heutigen Ausbildungsberuf.
Alles wieder auf Null
Zur Brillinger Orthopädie kam die 24-Jährige erst im zweiten Lehrjahr. „Obwohl bei uns alle Ausbildungswerkbänke belegt waren, wollten wir Emilie die Chance geben, ihre Ausbildung fortzusetzen“, erzählt Ausbilderin Michaela Baumann. „Sie musste sich aber für einen anderen Schwerpunkt als die Orthetik, nämlich für die Rehatechnik, entscheiden.“ Neue Firma, neue Ansprechpartner, neue Kolleginnen und Kollegen – und das alles vor der Zwischenprüfung. Was andere Auszubildende vor Probleme gestellt hätte, meisterte die Auszubildende mit Bravour. Nach den Prüfungen im August wird Emilie Zosel ins Team der Pädiatrie übernommen. Aktuell liegen ihre Aufgaben in diesem Bereich.
Technischer Verstand und Einfühlungsvermögen
„In der neurologisch-pädiatrischen Abteilung versorgen wir schwerstbehinderte Kinder, die gleich mehrere Hilfsmittel wie Sitzschale, Korsett oder auch Orthesen benötigen“, berichtet Emilie Zosel. „So bleibt meine Arbeit immer abwechslungsreich“. Der direkte Kontakt mit den Patienten gefällt ihr: „Es ist immer ein Erfolgserlebnis für mich, wenn ich sehe, dass beim Patienten eine Verbesserung eintritt, nachdem ich ihn mit einem Hilfsmittel versorgt habe.“ Diese Kombination aus Medizin und handwerklichen, praktischen Arbeiten hat es ihr angetan. Teamleiter Mario Wannenmann hat viel Lob für seine Auszubildende übrig: „Emilie hat sich in der relativ kurzen Zeit, in der sie bei uns ist, sehr gut eingelebt. Sie ist gewissenhaft, hat eine gute Auffassungsgabe und arbeitet äußerst genau und detailgetreu. Was überaus wichtig ist in diesem Beruf. Vor allem kann sie sich sehr gut in ihre Gegenüber hineinfühlen.“
Handwerk nach Maß
In ihrer Ausbildung bekam Emilie Zosel viel zu sehen, in jeder Abteilung des Betriebs hat sie gearbeitet. Auch die Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten ist sehr wichtig. Sie unterstützten die Auszubildende mit ihrem Wissen beim Herstellen und Anpassen der orthopädischen Hilfsmittel, die aus verschiedenen Materialien, wie beispielsweise thermoplastischen Kunststoffen oder Faserverbundwerkstoffen oder auch Metallen wie Titan, Stahl- und Aluminiumlegierungen, gefertigt werden. „Handwerkliches Geschick ist bei meinem Beruf schon vonnöten, aber moderne Technologien unterstützen unsere Arbeit. Als Orthopädietechnik-Mechanikerin muss ich mich auch gut mit Elektronik auskennen.“
Brillinger Orthopädie wurde 1922 gegründet und beschäftigt heute mehr als 270 Mitarbeiter an sieben Standorten, darunter 25 Auszubildende. Aus dem einstmals kleinen Sanitätshaus mit Klinikwerkstatt ist ein innovatives Dienstleistungsunternehmen für die Gesundheit geworden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Spezialisten in den Bereichen der Orthopädie-Technik der Orthopädie-Schuhtechnik, der Arm- und Silikontechnik, der Rehabilitationstechnik, im Home-Care, dem Sanitätsfachhandel und in der Verwaltung. Handwerkliches Können ist immer noch die Basis für die Herstellung der High-Tech-Prothesen, Orthesen und anderer Hilfsmittel, die Anwendung neuester Technologien und Produkte ermöglicht orthopädische Versorgungen auf höchstem Niveau. Externe Fortbildungen und interne Schulungen in hauseigenen Seminarräumen halten die Mitarbeiter auf dem neuesten medizinischen Wissensstand.
Orthopädie Brillinger GmbH & Co. KG
Handwerker-Park 25
72070 Tübingen
Zur Auszeichnung „Lehrling des Monats“
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen. Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“ soll der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. Sie dient als Ansporn für andere, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und „Werbeträger“ für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den 13.500 Handwerksbetrieben zurzeit über 4.500 Lehrlinge ausgebildet.
Handwerkskammer Reutlingen
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Stabsstellenleiterin
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