Zur überarbeiteten Testverordnung erklärt der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt:

„Grundsätzlich ist es aus unserer Sicht richtig, die anlasslosen Massentestungen asympto­matischer Personen einzuschränken und die Qualität der Tests zu erhöhen. Dafür müssen auch die Wild-West-Zustände in einigen Testzentren unterbunden werden. Die nun vorgelegte neue Testverordnung ist aber vor allem ein Bürokratiemonster mit zum Teil haarsträubenden Regelungen, die schlichtweg nicht zu Ende gedacht sind.

Es ist nicht Aufgabe der Hausärztinnen und Hausärzte und der Praxisteams, zu kontrollieren, ob jemand am Abend beispielsweise ein Konzert besucht und deswegen, laut neuer Testverordnung, anspruchsberechtigt ist oder nicht. Die Idee, dass sich die Praxen Eintrittskarten oder ähnliches ihrer Patientinnen und Patienten als Nachweis vorlegen lassen, ist absurd. Arztpraxen sind keine Ordnungsämter!

Dass die Patientinnen und Patienten im Zweifel in einer Art Selbsterklärung versichern sollen, dass sie anspruchsberechtigt sind, führt nicht nur zu einer riesengroßen Zettelwirtschaft, sondern auch zu sehr vielen Nachfragen und Unklarheiten. Die Kolleginnen und Kollegen, aber vor allem auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Empfangstresen, werden dank dieser undurchdachten Regelung jetzt wieder sehr viel Zeit mit Erklärungen und der Beantwortung von Nachfragen verunsicherter Patientinnen und Patienten verbringen. Diese Zeit fehlt am Ende für die Versorgung.

Dass die Hausärztinnen und Hausärzte darüber hinaus jetzt allen Ernstes gezwungen werden, eine Barkasse einzurichten und von Patientinnen und Patienten für manche Tests drei Euro zu kassieren, kann eigentlich nur ein Scherz sein. Die Hausärztinnen und Hausärzte sind nicht die Geldeintreiber eines überforderten Staates!

Viele dieser Fehler hätte man vermeiden können, wenn man die Verbände, sprich die Vertre­terinnen und Vertreter derjenigen, die das Ganze am Ende des Tages umsetzen sollen, einge­bunden hätte. Stattdessen wurden ihnen am vergangenen Freitag ganze vier Stunden einge­räumt, um den Entwurf zu prüfen und Stellung zu nehmen. Viel deutlicher kann man nicht machen, dass man, trotz anderslautender Beteuerungen, kein Interesse an der Einschätzung der Betroffenen hat.

Wieder einmal wird in dieser Corona-Pandemie eine neue Regelung, von der man schon lange wusste, dass sie ansteht, Knall auf Fall eingeführt – ohne die Ärztinnen und Ärzte sowie die Bevölkerung vernünftig zu informieren und einzubinden. Am Ende wird es erneut an denen hängen bleiben, die an vorderster Front die Versorgung sicherstellen.“

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