Der Start des 9-Euro-Tickets stellt auch die Bahnbranche in Nordrhein-Westfalen vor Herausforderungen. Das lange Pfingstwochenende wird dabei zu einer ersten großen Belastungsprobe. Die Erhöhung der Sitzplatzkapazitäten auf vielen Linien sowie der Einsatz von mehr Servicepersonal sollen dazu beitragen, der erwarteten zusätzlichen Nachfrage im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) gerecht zu werden und die Fahrgäste möglichst gut an ihr Ziel zu bringen.

Vom 1. Juni bis zum 31. August 2022 dürfen Fahrgäste den gesamten Nahverkehr deutschlandweit in der 2. Klasse nutzen – und zahlen dafür nur 9 Euro im Monat. Bereits vor dem offiziellen Start wurden nach Erhebungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen rund 7 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft, davon mehr als 1,5 Millionen in NRW.

Es ist zu erwarten, dass viele Reisende von ihrem Ticket bereits rund um Pfingsten Gebrauch machen und Fahrten unternehmen, die sonst nicht oder mit anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt worden wären. In Nordrhein-Westfalen betrifft das insbesondere die touristischen Regionen, wie etwa das Sauerland, Rheintal, Münsterland oder die Eifel, aber auch Großstädte mit attraktiven Freizeitangeboten wie Köln, Düsseldorf oder Münster. Es wird damit gerechnet, dass die Nahverkehrszüge in NRW gerade an den Wochenenden stark für Transitreisen genutzt werden, um Ziele in ganz Deutschland zu erreichen.

Die drei nordrhein-westfälischen Aufgabenträger Nahverkehr Rheinland (NVR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) setzen zusammen mit dem Verkehrsministerium und den Eisenbahnverkehrsunternehmen im Land alles daran, den Verkehr auf der Schiene so reibungslos wie möglich abzuwickeln. Zwar können in der Kürze der Zeit keine neuen Fahrten bestellt und Fahrzeuge angeschafft werden, aber auf den zentralen Achsen kommen alle verfügbaren Fahrzeuge zum Einsatz. Die dort verkehrenden Linien sind mit maximal möglicher Sitzplatzstärke unterwegs.

Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL, unterstreicht das Engagement der Branche: „Wir haben das Wohl der Fahrgäste im Blick und stellen uns gemeinsam den Herausforderungen beim 9-Euro-Ticket. Obwohl der Bund keine Mittel für zusätzliche Verkehre bereitstellt, setzen die Aufgabenträger alles daran, mehr Kapazitäten zu schaffen. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen bringen alle verfügbaren Fahrzeuge auf die Schiene.“

Das 9-Euro-Ticket bietet auch Chancen für die Branche, nach dem coronabedingten Fahrgastrückgang wieder mehr Menschen für den öffentlichen Verkehr zu begeistern, wie Ronald R.F. Lünser, Vorstandssprecher des VRR, erklärt: „Viele Menschen werden den öffentlichen Verkehr jetzt neu oder wieder entdecken. Wir wollen erreichen, dass die Reisenden zufrieden sind und von der Attraktivität des Systems überzeugt werden. Nur so kann es gelingen, einen Teil der Fahrgäste langfristig zu halten und die Mobilitätswende weiter voranzubringen.“

Trotz intensiver Vorbereitungen ist den Verantwortlichen klar, dass die steigende Nachfrage verbunden mit aktuellen Baustellen im System hier und da zu Verzögerungen führen wird. Dazu sagt Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer des NVR: „Die Infrastruktur im Land muss weiter ertüchtigt werden, um langfristig einen leistungsfähigen Schienenverkehr sicherzustellen. Wir tun unser Bestes, um die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten, werden Beeinträchtigungen durch lange geplante Baumaßnahmen im DB-Netz aber nicht gänzlich vermeiden können. Ich empfehle allen Reisenden, sich vor Fahrtantritt in den Online-Fahrplanauskunftssystemen über mögliche Änderungen zu informieren.“

Auch der Personaleinsatz wird während der Geltungsdauer des 9-Euro-Tickets verstärkt. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen setzen zusätzliche Mitarbeitende in Bahnhöfen, Werkstätten sowie bei der Zugreinigung ein und verkürzen die Reinigungsintervalle. So sind an besonders stark frequentierten, großen Stationen in NRW Reisendenlenker/innen unterwegs, insbesondere an den Wochenenden und an den Feiertagen. Diese kümmern sich neben der Information darum, dass sich die Fahrgäste besser am Bahnsteig verteilen, damit alle möglichst zügig ein- und aussteigen und die Züge pünktlich abfahren können. Zudem unterstützt zusätzliches Sicherheitspersonal die Service-Kräfte vor Ort. So hat beispielsweise DB Regio NRW mehr als 50 Kräfte von DB Sicherheit beauftragt und setzt zusätzlich 30 Fahrradlotsen ein, die sich an den Bahnhöfen um Reisende mit Fahrrädern kümmern. Grundsätzlich wird aber von der Fahrradmitnahme insbesondere am Pfingstwochenende abgeraten.

Marcel Winter, Geschäftsführer von National Express und als Programmleiter der NRW-Brancheninitiative Fokus Bahn stellvertretend für die Eisenbahnverkehrsunternehmen im Land, ordnet den verstärkten Service der Eisenbahnverkehrsunternehmen in NRW ein: „Es wird an einzelnen Bahnhöfen und in bestimmten Zügen voll werden. Wir wollen dafür Sorge tragen, dass die Sicherheit der Fahrgäste gewährleistet ist und Verspätungen infolge des hohen Fahrgastwechsels möglichst gering ausfallen. Zugleich appellieren wir an die Reisenden, in der einen oder anderen Situation etwas Geduld und Verständnis mitzubringen.“

Interessierte erhalten das 9-Euro-Ticket beispielsweise über die mobil.nrw-App oder weitere Apps der Aufgabenträger, Verkehrsverbünde und -unternehmen. Auch der Kauf vor Ort in Kundenzentren, an Fahrkartenautomaten und in Bussen ist möglich. Wer bereits ein Abo für den NRW-Nahverkehr hat, muss nichts weiter tun: Das vorhandene Abo bleibt in seiner ursprünglichen Wirkung im jeweiligen Verkehrsraum bestehen und wird darüber hinaus zum bundesweit gültigen 9-Euro-Ticket. Die Verkehrsunternehmen stellen die monatlichen Abbuchungen automatisch um oder erstatten die Differenz.

Weiterführende Links:

9-Euro-Ticket: http://www.mobil.nrw/9-euro-ticket

Linien mit verstärkten Sitzplatzkapazitäten an den Wochenenden (Auszug):

• RE 1 (RRX) Hamm – Dortmund – Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln
• RE 6 (RRX) Hamm – Dortmund – Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln
• RE 13 Düsseldorf – Mönchengladbach – Viersen – Venlo
• RE 19 Düsseldorf – Wesel
• RE 42 Essen – Münster
• RE 57 Dortmund / Hagen – Sauerland (ab 15.07.2022)
• RB 21 Heimbach – Düren – Jülich – Linnich
• RB 38 Bedburg – Bergheim – Horrem – Köln (ab 11.06.2022)
• RB 48 Wuppertal – Solingen – Köln – Bonn

Bei der RE 8 (Mönchengladbach – Pulheim – Köln – Troisdorf – Bonn-Beuel – Neuwied – Koblenz) wird aktuell noch geprüft, ob bzw. ab wann Verstärkungen der Kapazitäten möglich sind.

Wichtiger Hinweis: An diesem Pfingstwochenende kommt es im Großraum Köln/Bonn sowie auf der linken und rechten Rheinseite südlich von Köln aufgrund mehrerer, nicht vermeidbarer Baustellen, zu Einschränkungen für die Fahrgäste. Als Folge kommt es bei einigen Linien zu Schienenersatzverkehr mit Bussen oder Teilausfällen von Zügen. Die Fahrplanänderungen sind in den Online-Fahrplanauskunftssystemen zu finden. Details zu den Baumaßnahmen finden Sie bei der Deutschen Bahn: Köln – Mainz: DB bündelt weitere Arbeiten für moderne Eisenbahninfrastruktur | Deutsche Bahn AG

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