Als Lehrling nach Europa: Seit 22 Jahren betreut die Handwerkskammer Potsdam ihre Mitgliedsbetriebe, um Auszubildenden im Handwerk einen betrieblichen Lernaufenthalt im europäischen Ausland zu ermöglichen und beteiligt sich aktiv an europäischen Austauschprojekten. Knapp 500 junge Menschen erhielten seit Beginn der Förderung von Auslandspraktika ihren Europass Mobilität von der Handwerkskammer Potsdam, tausende junger Menschen aus dem Ausland lernten umgekehrt in brandenburgischen Handwerksbetrieben.

44 junge Frauen und Männer und ihre Ausbildungsbetriebe, die das berufliche Engagement ihrer Auszubildenden unterstützen und ihnen diese europäische Erfahrung ermöglichen, wurden heute durch die Vizepräsidentin der Handwerkskammer Potsdam, Dörte Thie und den ehemaligen Arbeits- und Bildungsminister des Landes Brandenburg und heutiges Landtagsmitglied Günter Baaske in der Staatskanzlei des Landes Brandenburg in Potsdam geehrt.

Die angehenden Maurer, Hochbaufacharbeiter, Brauer, Bäckerinnen und Bäcker, Fleischer, Landmaschinen- und Kraftfahrzeugmechatroniker, Metallbauer, Tischlerinnen und Tischler, Fliesenleger und Fliesenlegerinnen, Zahntechnikerinnen oder Zimmerer absolvierten im Jahr 2021 und 2022 ein mehrwöchiges berufliches Auslandspraktikum in Handwerksbetrieben in Spanien, Italien, Finnland, Malta, Dänemark oder Irland. Zurückgekehrt sind sie mit unbezahlbaren Eindrücken und Erfahrungen, die ihr künftiges Leben und das ihres delegierenden Betriebes bereichern.

Mit dem Europass Mobilität verfügen die jungen Nachwuchsfachkräfte nun über ein Zertifikat, das ihnen die im Ausland erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten schwarz auf weiß bescheinigt. Mit frischen Ideen und dem einen oder anderen internationalen „Rezept“ für den Ausbildungsbetrieb kehrten sie zurück.

Zahntechnikerin und Unternehmerin Dörte Thie, Vizepräsidentin der Handwerkskammer Potsdam, spricht aus eigener Erfahrung und weiß daher um die Motivation der Betriebe, die dieses Angebot für sich nutzen: „Das Stipendienprogramm Erasmus+ ist nicht nur ein Erfolgsmodell, sondern diese ´Berufsbildung ohne Grenzen` ist auch für das Handwerk eine hervorragende Möglichkeit, sich als attraktiver, innovativer Ausbildungsbetrieb zu präsentieren und junge Menschen in ihrer Ausbildung anzuspornen bzw. zu gewinnen. Die Öffnung mit Blick auf die europäische Gemeinschaft wird für das Handwerk immer wichtiger. Dabei unterstützen wir unsere Mitgliedsbetriebe, sodass sie in die Lage versetzt werden, ihren Auszubildenden einen solchen Lernaufenthalt zu ermöglichen.“

Sabine Neumann, Geschäftsführerin der MoNaFiiehl – Mosaik, Naturstein, Fliesenverlegung und Handel GmbH aus Löwenberger Land und Zahntechnikermeister Gordon Lüth, Laborleiter und Leitender Geschäftsführer der Dentallabor Gerd Kock Pritzwalk GmbH & Co. KG sind zwei Unternehmer, die ihren Auszubildenden einen solchen Auslandsaufenthalt nicht zum ersten Mal ermöglichten. Sie spiegeln wider, welche Bedeutung ein solches Instrument für die Fachkräftesicherung in ihrem Betrieb bedeutet: „Wer regelmäßig ausbildet, weiß, wie schwer die Suche nach geeigneten Auszubildenden ist und die gewonnenen auch immer wieder entsprechend zu motivieren. Ein solcher Auslandsaufenthalt spornt zu guten Leistungen in der Ausbildung an. Bei der Lehrlingssuche können wir dieses Angebot mit unterbreiten. Somit ist es eine Win-Win-Situation für Auszubildenden und Betrieb. Die jungen Menschen wollen diese Gelegenheit nutzen, was aber auch heut, dass sie sich im Ausland in einem anderen Betrieb schnell zurechtfinden müssen. Sie lernen andere Arbeitsweisen schätzen und können auch die eigene Arbeit und Leistung in der Heimat besser einordnen. Der zusätzliche „Sprachkurs“ vor Ort ist natürlich für die Persönlichkeitsbildung von unschätzbarem Wert.“

Einhelligkeit besteht bei allen Unternehmen, die ihren Auszubildenden bisher ein solches Auslandspraktikum bisher ermöglichten: Mit spürbarem Entwicklungssprüngen, neuem Selbstbewusstsein kehren die Auszubildenden mit vielen Erlebnissen zurück, die sie im Team weitergeben. Damit würden sie auch dem großen Vertrauensvorschuss ihrer Ausbildsbetriebe gerecht. Durch die Auseinandersetzung mit einem unbekannten Arbeits- oder Lebensumfeld seien sie selbstständiger und toleranter. Diese Erfahrungen helfen im Beruf. Das Vertrauen des Ausbildungsbetriebes erleichtere zudem die dauerhafte Bindung der jungen Fachkraft nach der Ausbildung.

Hintergrund

Mit Hilfe des Bundesprogrammes “Berufsbildung ohne Grenzen” (Förderung durch das BMWi) ist die Handwerkskammer Potsdam zusätzlich Träger des Projektes der “Mobilitätsberatung”. Diese Mobilitätsberatung steht den Auszubildenden und Betrieben zur Seite und organisiert den Gesamtablauf eines Auslandspraktikums in Zusammenarbeit mit den ausländischen Partnern, den Berufsschulen sowie den überbetrieblichen Lehrstätten.

Über Handwerkskammer Potsdam

Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel. Sie ist die Interessenvertretung von rund 17.400 Mitgliedsbetrieben und ihren mehr als 70.500 Beschäftigten in über 150 Gewerken.

Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.

Die HWK Potsdam bietet in ihrem Zentrum für Gewerbeförderung in Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im westbrandenburgischen Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.

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