„Während wir bei US-Anleihen schon einen steilen Renditeanstieg bei den Kurzfristzinsen gesehen haben, nimmt Europa nun erst stärker Fahrt auf“, sagt Gerlinger. Mit dem Stopp des Anleihekaufprogramms der Fed fällt dabei der bisher größte US-Nachfrager zukünftig aus. „Die Verdoppelung der Renditen in den vergangenen drei Monaten ist aber sicherlich primär mit den deutlich gestiegenen Inflationsdaten und der restriktiveren Notenbankpolitik zu begründen“, so Gerlinger. Der Renditeanstieg kann sich auch noch weiter in Richtung der jüngsten Renditehochs von rund 3,5 Prozent fortsetzen. Würde es jedoch zu einem noch deutlicheren Inflationsanstieg kommen, wäre ein noch stärkerer Renditeanstieg nicht auszuschließen.
„Ein solcher Renditeanstieg bis auf 3,5 Prozent stellt unseres Erachtens nur noch ein begrenztes Risiko dar“, so Gerlinger. „Absolut betrachtet ist das US-Zinsniveau im Vergleich zu anderen Staatsrenditen attraktiv.“ In Anbetracht eines möglicherweise schwächeren US-Dollars sollten bei der Investitionsüberlegung allerdings die Kosten für die Währungsabsicherung gegenüber dem Euro bedacht werden.
Im Bereich der US-Corporates und -Hochzinsanleihen sind die Spreads zuletzt angestiegen. Sollten positive Nachrichten von Konjunkturseite kommen, etwa ein Konjunkturimpuls aus China, nachlassende Inflation oder rückläufige Renditen, würden sie sich wieder einengen. Grundsätzlich bleibt hier jedoch eine hohe Anfälligkeit gegenüber steigenden Zinsen oder einer deutlichen Verschlechterung der Unternehmensdaten.
Europa hat noch einen längeren Weg vor sich: Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen ist in den vergangenen Monaten um mehr als 100 Basispunkte angestiegen. „Für Investments ist das Niveau unattraktiv“, so Gerlinger. Ein noch stärkerer Renditeanstieg war in den Peripherieländern zu beobachten. „In Italien lag die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen bei über vier Prozent“, sagt Gerlinger. „Es besteht hier nicht nur das Risiko eines weiteren Renditeanstiegs, sondern auch ein Wiederaufflammen der Euro-Schuldenkrise.“
Bei den Schwellenländern könnte ein schwächerer US-Dollar die in Lokalwährung aufgelegten Anleihen attraktiver erscheinen lassen. Sie sind in diesem Segment also attraktiver als die in Hartwährungen begebenen Anleihen, die unter steigenden Zinsen leiden.
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