Nachhaltigkeit ist für die deutschen Banken offensichtlich weniger wichtig als sie behaupten. Vergleicht man die CSR-Berichte der Jahre 2019 und 2020, so lässt sich zwar eine leichte Verbesserung feststellen, es bleibt aber noch viel Luft nach oben. Während Versicherungen Nachhaltigkeit nicht nur als Marketinginstrument entdeckt haben und sie systematisch in die Unternehmensstrategie eingebaut haben, üben sich Banken in vornehmer Zurückhaltung. Dabei sind Banken gefordert, schon am Ende diesen Jahres präzise Angaben über ihre Taxonomiefähigkeit und zwei Jahre später zur Taxonomiekonformität zu machen. Wenn Banken hier ihre Kundschaft aktiv begleiten, würde sich das positiv auf ihre eigenen Refinanzierungskosten auswirken, da das die eigene CO2-Bilanz verbessert und sie weniger anfällig gegenüber den Folgen des Klimawandels würden. Hinzukommt eine verschärfte EU-Nachhaltigkeitsberichtserstattung gemäß CSRD-Direktive ab dem Geschäftsjahr 2024. Davon sind wir im Berichtsjahr 2020 noch meilenweit entfernt. Das gilt besonders für die Bereiche Environment (Umwelt) und Social (Soziales). Lediglich im Bereich „Governance“ sind die meisten Banken gut aufgestellt.
Die Großbanken haben sich im Endergebnis praktisch nicht verändert, während die Sparkassen einen Schritt nach vorne gemacht haben und somit in der Gesamtwertung vorne liegen. Für Genossenschaftsbanken scheint das Thema Nachhaltigkeit weiterhin keine Rolle zu spielen.
Baknken haben noch viel zu tun
Im Bereich Environment hat sich wenig getan. Immerhin machen 94,5% der Banken (2019: 93 %) Angaben über ihre Maßnahmen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, aber nur 44,5 % werden konkreter. Fünf Banken verzichten ganz auf Angaben. Bereits 62,7 % (Vj.:49 %) der ausgewerteten Banken beziehen Ökostrom und veröffentlichen in ihren Berichten die Höhe ihres Ökostromanteils. 18 % der Banken berichten zwar, dass sie Ökostrom beziehen, belegen diese Aussagen leider nicht mit Zahlen. Keinerlei Informationen zu diesem Kriterium veröffentlichen 19 % (Vj.:32,7 %) der Banken. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der CO2-Ausstoß sogar verschlechtert. Über die Einbindung von ESG in die Kreditvergabepolitik verzichten elf Banken auf Informationen. 87,3 % der Kreditinstitute machen das zwar, aber nur bei 29,5 % sind die Informationen ausreichend transparent.
Im Bereich Soziales waren insgesamt 6,5 Punkte zu erzielen. Der Durchschnitt von 1,52 Punkten zeigt, dass die Banken in ihrer Gesamtheit noch weit von ihrem Potential entfernt sind. Erwartungsgemäß liegen die Sparkassen mit 2,01 Punkten (Banken 1,09 Pt., Genossenschaftsbanken: 0,57 Pt.) hier an der Spitze. Lediglich 49 von 110 Banken veröffentlichen eine Schwerbehindertenquote, jedoch liegt diese bei 28 unter den gesetzlich vorgeschriebenen fünf Prozent. Im Bereich Kundenzufriedenheit dokumentieren lediglich 15 Banken die Weiterempfehlungsbereitschaft mit Zahlen. Angebote zur Kinderbetreuung sind schwach dokumentiert. Die meisten Banken machen ihren Mitarbeitern Angebote in den Bereichen Weiterbildung, Pflege, Gesundheit und Sport. Bei den Spenden nennen die meisten Kreditinstitute nur den Gesamtbetrag, differenzieren allerdings nicht in die einzelnen Bereiche wie Kultur, Umwelt, Soziales etc.
Im Auswertungsjahr 2020 wurden die Bemessungskriterien des Bereichs Governance im Vergleich zum Vorjahr teilweise ausgetauscht, sodass die Kriterien Geldwäschebeauftragter und Compliance Officer entfallen und erstmalig durch die CRR-Auswertung ersetzt wurden. Im Bereich der CRR-Auswertung konnten die Banken durchschnittlich 0,45 von einem möglichen Punkt erreichen. 45,5 % der Banken wurden aufgrund eines überdurchschnittlichen Ergebnisses in diesem Bereich mit einer Eins bewertet. 53,6 % zeigten Ergebnisse unter dem Durchschnitt und wurden daher mit Null bepunktet.
„Die deutschen Banken müssen noch viel Arbeit leisten, damit das Thema Nachhaltigkeit auch umgesetzt wird. Es wurde von Ihnen noch nicht erkannt, dass sie eigentlich eine Hebelwirkung auf die Realwirtschaft haben. Doch diese muss genutzt werden, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht“, fasst Dr. Carsten Zielke die Ergebnisse zusammen.
Zielke Research Consult analysiert und berät Versicherungsgesellschaften und Banken in Solvenz- und Nachhaltigkeitsfragen. Die Gesellschaft wurde 2013 gegründet, ihr Sitz ist Kornelimünster bei Aachen und sie besteht aus einem jungen Team von acht Mitarbeitern. Ihr Geschäftsführer Dr. Carsten Zielke hat verschiedene Mandate bei der EFRAG (beratendes Organ in Berichtsfragen der Europäischen Kommission) inne.
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