Studie: Impfansprechen onkologischer Patient:innen auf COVID-19-Schutzimpfung
COVID-19-Schutzimpfungen wirken bei Krebserkrankten unterschiedlich: Ambulant behandelte hämatologische und onkologische Patient:innen zeigen eine besonders unzureichende Impfantwort, wenn sie mit bestimmten Antitumor-Therapien behandelt werden wie zum Beispiel einer Chemotherapie, einer Behandlung mit Steroiden, Anti-CD20- und Anti-CD38-Antikörpern, Proteasomeninhibitoren oder BTK-Inhibitoren. Dagegen fallen bei Patient:innen mit einem hohen Antikörperwert nach einer vollständigen COVID-19-Schutzimpfung diese nach fünf bis sieben Monaten jedoch nur sehr gering ab. Außerdem verfügen diese Patient:innen nach einer Erst- und Zweitimpfung mit unterschiedlichen Impfstoffen und nach einer Booster-Impfung über ein deutlich erhöhtes Antikörperlevel. Das ist das Ergebnis der COVIDOUT-Studie, die Wissenschaftler:innen des Universitären Cancer Centers Hamburg (UCCH) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt haben.
„Für die durch unsere Studie identifizierten besonders vulnerablen Patient:innen sollten in der aktuell andauernden Pandemie großzügig weitere Schutzmaßnahmen, unter anderem wiederholte Impfungen oder die Gabe von monoklonalen Antikörpern angeboten werden“, sagt Erstautor Martin Schönlein aus der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
In der COVIDOUT-Studie haben die Forschenden zwischen Dezember 2020 und Januar 2022 mehr als 500 ambulant therapierte hämatoonkoloische Patient:innen des UCCH untersucht. Die Studienergebnisse wurden im Fachmagazin Cancer Cell veröffentlicht.
Literatur: Schönlein, Sinn et. al. Risk factors for poor humoral response to primary and booster SARS-CoV-2 vaccination in hematologic and oncological outpatients – COVIDOUT study. Cancer Cell. 2022.
DOI: https://doi.org/10.1016/j.ccell.2022.04.016
Kontakt für Rückfragen: Martin Schönlein und Priv.-Doz. Dr. Marianne Sinn, II. Medizinische Klinik und Poliklinik (Onkologie, Hämatologie, Knochenmarktransplantation mit Abteilung für Pneumologie)
Verbesserte Abschätzung des Rezidivrisikos myxopapillärer Ependymome
Unter Leitung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben nationale und internationale Wissenschaftler:innen histologische und molekulare Merkmale der myxopapillären Ependymome (MPE) identifiziert, die das Progressionsrisiko gut vorhersagen. MPE sind Tumoren des Rückenmarks, die vor allem im unteren Bereich der Wirbelsäule auftreten und Kinder wie auch Erwachsene betreffen können. Viele Patient:innen mit MPE erleiden im Laufe der Zeit ein Rezidiv und müssen sich einer erneuten Operation oder einer Bestrahlung unterziehen. Das Rezidivrisiko vorherzusagen und die Nachbeobachtung der Patient:innen dementsprechend anzupassen, war bislang kaum möglich.
„Auf Grundlage unserer Studienergebnisse empfiehlt es sich, die Nachbeobachtungen der Patient:innen basierend auf den jeweiligen molekularen Turmoreigenschaften anzupassen. Außerdem sollte in klinischen Studien evaluiert werden, inwieweit die Therapie von Patient:innen mit einem Hochrisikotumor adaptiert werden kann“, sagt Studienleiter Dr. Michael Bockmayr aus der Klinik für pädiatrische Hämatologie und Onkologie des UKE, der im Team von Prof. Dr. Ulrich Schüller am Forschungsinstitut Kinderkrebszentrum-Hamburg forscht.
In die interdisziplinäre und multizentrische Studie waren 185 Patient:innen einbezogen; die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Neuro-Oncology veröffentlicht.
Literatur: M. Bockmayr, U. Schüller et. al. Comprehensive profiling of myxopapillary ependymomas identifies a distinct molecular subtype with relapsing disease. Neuro-Oncology. 2022.
DOI: https://doi.org/10.1093/neuonc/noac088
Kontakt für Rückfragen: Dr. Michael Bockmayr, Klinik und Poliklinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
Seltene Erkrankung aufgeklärt: Das Enzym P3H2 schützt den Nierenfilter
Wissenschaftler:innen der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben eine neue Generkrankung identifiziert, die mit einer Nierenschädigung einhergeht. In einer international durchgeführten Arbeit haben sie gezeigt, dass das Gen Prolyl 3-Hydroxylase 2 (P3H2) den Nierenfilter stabilisieren, und dass Mutationen zu einer deutlichen Schädigung der Nieren mit Auftreten von Blut und Eiweiß im Urin führen. Die Daten sind in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins The Journal of Clinical Investigation veröffentlicht.
Der Nierenfilter ist aus drei Schichten aufgebaut: Den Endothelzellen der glomerulären Kapillaren, der darauf aufliegenden glomerulären Basalmembran und den die Basalmembran umschließenden Fußfortsatzzellen. In diesen Zellen wird das Enzym P3H2 sehr stark exprimiert, ohne dass bislang seine funktionelle Relevanz bekannt war. Die Wissenschaftler:innen konnten nun nachweisen, dass dieses Enzym eine wichtige Rolle bei der Modifizierung der Kollagenfasern der darunterliegenden glomerulären Basalmembran spielt. Mit hochauflösenden molekularen und proteomischen Analysen konnte das Team zeigen, dass sich sowohl die Zusammensetzung der glomerulären Basalmembran als auch deren Struktur ändert. Hierdurch wird die Filterfunktion der Niere nachhaltig gestört und es kommt zum Übertritt von roten Blutzellen und Eiweiß in den Urin, sowie nachfolgend zu Vernarbungsprozessen im Bereich des Nierenfilters.
„In folgenden Studien soll nun untersucht werden, inwieweit die Funktion von P3H2 bei sehr häufigen Nierenschäden wie der diabetischen Nephropathie oder den durch Bluthochdruck ausgelösten Schäden eingeschränkt ist“, sagt Priv.-Doz. Dr. Florian Grahammer, Direktor des Universitären Transplantations Centrums und stellvertretender Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik. Prof. Dr. Tobias B. Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik, ergänzt: „Mit P3H2 konnte erstmals ein Modulator der glomerulären Basalmembran als krankheitsauslösender Faktor von Schäden am Nierenfilter beschrieben werden“.
An der Studie waren Wissenschaftler:innen aus zwei Kliniken und Instituten des UKE sowie zahlreiche Partnereinrichtungen aus Freiburg, Erlangen, Mainz, China, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA beteiligt.
Literatur: H. Aypek, C. Krisp, et al., T.B. Huber, F. Grahammer. Loss of the collagen IV modifier prolyl 2-hydroxylase 2 causes thin basement membrane nephropathy. The Journal of Clinical Investigation. 2022.
DOI: https://doi.org/10.1172/JCI147253
Kontakt für Rückfragen: Priv.-Doz. Dr. Florian Grahammer und Prof. Dr. Tobias B. Huber, III. Medizinische Klinik und Poliklinik
Innovationsausschuss fördert UKE-Projekt zu medizinischer Leitlinie
Das von Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geleitete Leitlinienprojekt „Living Guideline Multimorbidität“ wird vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss mit 300.000 Euro gefördert. Ziel des Projekts ist es, Hausärzt:innen bei der Versorgung von Patient:innen mit mindestens drei chronischen Erkrankungen zu unterstützen. „Wir möchten die Hausärzt:innen darin stärken, in Abstimmung mit den Betroffenen Behandlungsprioritäten zu setzen und gleichzeitig das übergreifende Krankheitsmanagement im Auge zu behalten“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Martin Scherer, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Allgemeinmedizin des UKE.
Die Leitliniengruppe umfasst neben Hausärzt:innen auch Vertreter:innen aus weiteren 15 ärztlichen und nicht-ärztlichen Fachgesellschaften und -verbänden sowie Patient:innenvertreter:innen. Die Leitlinie soll auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften und der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin veröffentlicht werden.
Insgesamt fördert der Innovationsausschuss 18 neue Projekte zu medizinischen Leitlinien. Die Leitlinienprojekte befassen sich unter anderem mit der Versorgung bei seltenen Krankheiten, dem Thema Multimorbidität und der Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in der Versorgung und der Versorgung von Zielgruppen mit besonderen Bedürfnissen wie Kindern und Jugendlichen sowie älteren und/oder pflegebedürftigen Menschen.
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Martin Scherer, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin
Teilnehmende für Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche gesucht
Das Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sucht Teilnehmende für zwei Befragungen. Damit beteiligt sich das Institut am Forschungsverbund ForuM „Forschung zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie Deutschlands“, der die Strukturen und systemischen Bedingungen untersucht, die (sexualisierte) Gewalt und Machtmissbrauch in der evangelischen Kirche und Diakonie begünstigen.
Die erste Befragung, eine anonymen Online-Befragung, richtet sich an Menschen, die sexualisierte Gewalt in Institutionen der Evangelischen Kirche Deutschland, in diakonischen Einrichtungen, Angeboten der evangelischen Jugendarbeit, evangelischen Freikirchen, aber auch in nicht-evangelischen Institutionen mit Mitarbeitenden der Evangelischen Kirche oder Diakonie, erlebt haben. Die Befragung dauert zwischen 30 und 45 Minuten, wobei jederzeit eine Pause eingelegt werden kann. Weitere Informationen zur anonymen Online-Befragung: https://www.limesurvey.uni-hamburg.de/index.php/956775?lang=de.
Für die zweite Befragung, eine Interviewstudie, die bereits seit August 2021 läuft (Pressemitteilung vom 14. September 2021), suchen die Wissenschaftler:innen nun ausdrücklich Menschen, die Fluchterfahrungen haben oder als Minderjährige nach Deutschland gekommen sind und hier sexualisierte Gewalt im Raum der Evangelischen Kirche erlebt haben. Die Teilnehmenden sollten mindestens 18 Jahre alt sein. Die Interviews dauern 45 bis 60 Minuten, können vor Ort in Hamburg, telefonisch oder per Videoanruf geführt werden. Die Teilnahme an den Studien kann jederzeit ohne Angabe von Gründen abgebrochen werden, und die Teilnehmenden berichten nur das, was sie erzählen möchten. Die gesamte Studie unterliegt strengen Datenschutzrichtlinien. Interessierte können sich per E-Mail an interview-ifs@uke.de anmelden. Weitere Informationen zum Teilprojekt der ForuM-Studie gibt es unter: https://www.forum-studie.de/teilnahme-teilprojekt-d/
Die Evangelische Kirche in Deutschland fördert die Forschungsarbeiten des Forschungsverbundes über Drittmittel, hat aber keinen inhaltlichen Einfluss auf die Arbeit. Der Forschungsverbund selbst und die im Forschungsverbund zusammengeschlossenen Universitäten, Hochschulen und Institute sind von der evangelischen Kirche, der Diakonie oder anderen Institutionen unabhängig.
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistr. 52
20251 Hamburg
Telefon: +49 (40) 7410-0
http://www.uke.de
Unternehmenskommunikation
Telefon: +49 (40) 741056071
E-Mail: presse@uke.de