Wer das Programm der Katholikentage seit 1848 geplant hat, lässt sich in Geschichtsbüchern nachlesen. Im Jahr 1992 übernahm dies ein Mann, der zunächst in der Geschäftsstelle des Katholikentags, später für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) elf Katholikentage mitgeprägt und vorangebracht hat. Der 102. Deutsche Katholikentag in Stuttgart ist sein letzter. Dr. Thomas Großmann geht in den Ruhestand.

Kann man leben ohne den Katholikentag? "Es ist unmöglich, aber es geht", ist Thomas Großmann überzeugt. Mit dem Ende des 102. Deutschen Katholikentags endet eine Ära in der Leitung der Abteilung "Katholikentage und Großveranstaltungen" beim ZdK. Der Historiker Großmann, verantwortlich für das Programm von Katholikentagen, übergibt den Staffelstab an Dr. Andreas Kratel.

Einst promovierte Thomas Großmann über das ZdK und dessen Geschichte zwischen 1945 und 1970. Es gibt wohl keinen Zweiten, der sich in die wechselvolle Vergangenheit der katholischen Zivilgesellschaft in Deutschland so sehr eingedacht hat wie er. Dass das ZdK seine Rolle "zwischen Kirche und Gesellschaft" gut ausfüllt, war ihm gerade mit den Katholikentagen immer ein Anliegen. Großmanns Stärke: Nie zu lange an dem festzuhalten, was nicht mehr gelingen konnte, sondern mutig nach vorn zu schauen. Umgeben von einem jungen Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hört er auf die Stimme der nächsten Generation. "Die Katholikentage haben sich immer verändert, und sie werden es weiter tun", ist er überzeugt.

Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK, würdigte Thomas Großmann als einen Strategen, der mit ruhiger Hand und Souveränität seine Abteilung geführt und den je nächsten Katholikentag vorausgeplant habe. In Großmanns Ära sei auch die Entwicklung der Ökumenischen Kirchentage in Deutschland gefallen. Das habe nicht zuletzt eine intensive Zusammenarbeit mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag bedeutet, der sich Großmann persönlich und inhaltlich mit großem Engagement gewidmet habe. "Wir lassen ihn nun mit großer Dankbarkeit ziehen, aber zugleich mit der Gewissheit, dass er ein gut bestelltes Feld hinterlässt."

In einem Interview mit Radio Vatikan im Jahr 2016 hatte Großmann gesagt, er wünsche sich, dass Katholikentage und Ökumenische Kirchentage "eine stärkere, größere Verankerung auch in der Breite unserer Kirche haben, dass wir auch in den Gemeinden mehr als ein Ereignis wahrgenommen werden, bei dem es sich lohnt, dabei zu sein." Dieser Wunsch wurde ihm 2018 mit dem größten Katholikentag in der jüngsten Geschichte erfüllt: Nach Münster kamen rund 90.000 Präsenzgäste. Dass der aktuelle Katholikentag in Stuttgart rund 27.000 Teilnehmende hatte, betrachtet Großmann ohne Vergleich mit Münster als "einen Segen". Nicht wirklich befreit von der Pandemie, sei die Gesellschaft noch zögerlich gewesen, sich für einen fünftägigen Event der direkten Begegnungen zu entscheiden. "Und es war trotzdem, vielleicht auch gerade deshalb so wichtig, dass dieser Katholikentag stattgefunden hat."

"Thomas Großmann hat mit profundem Wissen und einem untrüglichen Gespür für das, was Zeitansage der Katholikentage sein musste, die Geschicke dieser Großveranstaltung zusammen mit dem Abteilungsleiter Programm des Katholikentags gelenkt", sagt der Generalsekretär des ZdK, Marc Frings. "Wir hoffen auch in Zukunft auf seinen Rat."

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