„Im Vergleich zum Vorjahr ist die abgegebene Menge an Trinkwasser im Geschäftsjahr 2021 deutlich gesunken“, erklärt Ingo Hannemann, Sprecher der Geschäftsführung von HAMBURG WASSER anlässlich der Jahres-Pressekonferenz des Unternehmens. „Im Frühjahr und Sommer 2021 gab es mehrwöchige Kälte- und Nassphasen, die trotz einer leicht wachsenden Bevölkerung zu einem geringeren Wasserbedarf führten.“ So sank die Trinkwasserabgabe 2021 um 3,25 Prozent auf 116 Millionen Kubikmeter, während die gereinigte Abwassermenge aufgrund der hohen Niederschlagsmengen um 0,7 Prozent auf 147 Millionen Kubikmeter stieg. Der aus dem Trinkwassergeschäft entstandene Gewinn wird in voller Höhe über die städtische Konzernholding HGV an die Freie und Hansestadt Hamburg abgeführt. Der Gewinn aus dem Abwassergeschäft fließt gemäß Gebührenrecht in die Rücklagen des Unternehmens und dient dem Funktionserhalt von Kanalisationsnetz und Klärwerksverbund.
„Urbane Mine“ Klärwerk: Abwasser als Energiequelle
Das zurückliegende Jahr war ein besonderes für das Hamburger Klärwerk: Seit mittlerweile 60 Jahren entsorgt und reinigt es rund um die Uhr das Abwasser der Hansestadt und trägt erheblich zur Gewässerreinheit und Umweltschutz bei. Dabei dreht es sich auf dem Klärwerk schon lange nicht mehr allein um die zuverlässige und umweltgerechte Abwasserentsorgung. „In den letzten Jahren ist es uns immer besser gelungen, die bei der Abwasserreinigung entstehenden Energien zu nutzen statt sie verpuffen zu lassen“, führt Hannemann aus.
Dank konsequenter Investitionen konnte HAMBURG WASSER die Eigenerzeugungsquote des Klärwerks in den letzten Jahren kontinuierlich steigern. Im Jahr 2000 wurde etwas mehr als die Hälfte der benötigten 113 Millionen Kilowattstunden Strom selbst erzeugt. Elf Jahre später überstieg die Erzeugungskurve erstmals die des Verbrauchs, auch weil in energieeffizientere Technik investiert wurde. Mittlerweile liegt die Energieerzeugungsquote des Klärwerks auf einem Höchstwert von 130%.
„Wir haben unsere Kläranlage vom Stromfresser zum Energieproduzenten entwickelt. Diese Energieüberschüsse möchten wir ausbauen und Hamburg noch mehr Wärme und Strom zur Verfügung zu stellen. Damit leisten wir einen Beitrag für eine bezahlbare und zuverlässige Versorgung – nicht nur in unserem Kerngeschäft. In turbulenten Zeiten ist eine unabhängige Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen der Schlüssel, um die Stadt am Laufen zu halten“, sagt Ingo Hannemann.
1 Milliarden-Euro-Programm für sichere Daseinsvorsorge
Die Konzerninvestitionen lagen in 2021 bei etwa 198 Millionen Euro, die sich aufteilen in 140 Millionen Euro für die Abwasserseite und 58 Millionen Euro für Projekte auf der Trinkwasserseite. Auch 2022 und den nächsten Jahren wird HAMBURG WASSER weiter kräftig investieren. „Zwischen 2021 und 2025 werden sich die Investitionen auf gut eine Milliarde Euro belaufen“, kündigt der kaufmännische Geschäftsführer Johannes Brunner an. „Damit setzen wir unsere Energieprojekte um und sichern langfristig den Zustand unserer Netze und Anlagen.“
Um die Energiebilanz des Konzerns weiter zu verbessern, plant HAMBURG WASSER die Erweiterung der Faulung, der Klärschlammverbrennungsanlage VERA sowie den Bau einer Photovoltaik- und einer weiteren Windenergieanlage auf dem Klärwerk Hamburg. Dabei sollen beide Standorte des Klärwerks, Köhlbrandhöft und Dradenau, einbezogen werden.
Spurenstoffe stoppen – Gewässerschutz als Gemeinschaftsaufgabe
Als herausfordernd bewertet HAMBURG WASSER die Zukunft der Abwasserreinigung. Schon heute ist das Abwasser mit einer Vielzahl an Kleinststoffen belastet, die mit der vorhandenen Technik zwar zu einem großen Teil, aber nicht vollständig herausgeholt werden können. Dabei handelt es sich um z. B. um Medikamentenrückstände, Industrie- und Haushaltschemikalien oder Mikroplastik. Künftig ist von einer Zunahme solcher Stoffe auszugehen. HAMBURG WASSER stellt sich daher darauf ein, dass die Kläranlage perspektivisch erweitert werden muss. „Wir arbeiten an einem Konzept und erproben geeignete technische Lösungen. Eine Standardlösung „von der Stange“ gibt es aber für eine Anlage dieser Größenordnung nicht“, sagt Ingo Hannemann und betont: „Klar ist: Weitere Reinigungsstufen kosten Geld und Energie. Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Klima- und Gewässerschutz Hand in Hand gehen können und die entstehenden Kosten nicht einseitig bei den Verbrauchern landen. Die Vermeidung von Spurenstoffeinträgen an der Quelle ist die beste und preiswerteste Lösung.“
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