Die deutsche Industrie ist noch stärker von Rohstoffen und Vorprodukten aus China als aus Russland abhängig. Wegen der Fokussierung auf Russland warnt der BDI davor, Probleme mit dem totalitären China zu unterschätzen. „Deutschland hat bei den metallischen Rohstoffen eine noch viel größere Abhängigkeit von China als bei den energetischen von Russland. Da haben wir ein echtes strategisches Problem“, warnt Matthias Wachter, Abteilungsleiter für Internationale Zusammenarbeit, Sicherheit, Rohstoffe und Raumfahrt beim Bundesverband der Deutschen Industrie, gegenüber auto motor und sport. „Sollte die Versorgung abreißen, wird sich das auf die Industrie auswirken, vor allem auch auf die Automobilindustrie.“

Die Chipkrise hat gezeigt, wie gefährlich es ist, sich auf wenige Länder als Lieferanten zu konzentrieren. „Viele der Rohstoffe, die wir brauchen, haben wir faktisch selbst in Europa und sogar zum Teil in Deutschland“, fordert Wachter eine Rückbesinnung auf die eigenen Ressourcen. Das gelte sogar für Lithium, einem der wichtigsten Rohstoffe für die Batteriefertigung. „Heute wird beispielsweise Lithium hauptsächlich in Chile und Australien gefördert. Von dort wird es zur Weiterverarbeitung nach China, Südkorea und Taiwan verschifft, um dann als Zwischen- und Endprodukt nach Europa zu gelangen.“

Dabei verfügt sogar Deutschland im Oberrheingraben über große Lithium-Vorkommen, die die Vulcan Energie Ressourcen GmbH fördern will. Unternehmenschef Horst Kreuter kündigt ab 2025 die Förderung von 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr an. „Das reicht für eine Million Autobatterien“, sagt Kreuter in auto motor und sport. Dabei werde das in Deutschland gewonnene Lithium deutlich umweltfreundlicher sein als das aus China. Das Lithium will Kreuter CO2-neutral aus der Tiefe holen. „Wir brauchen für die Lithiumextraktion nur 50 Prozent der Energie, die wir hier vor Ort durch Geothermie gewinnen. Die anderen 50 Prozent können wir dann als Wärme, Kälte oder Strom zur Verfügung stellen, den Städten stabile Preise langfristig anbieten und gleichzeitig sowohl die Wertschöpfung als auch die Arbeit im eigenen Land behalten.“ Das Unternehmen hat inzwischen Lieferverträge für Lithium mit Volkswagen, Renault, Stellantis und Umicore geschlossen.

Allerdings ist der Finanzierungsbedarf für die Lithium-Förderung enorm. „In anderen Ländern wie Kanada, Australien oder den USA unterstützen die Regierungen die Lithiumförderung. Das fehlt in Europa“, kritisiert Kreuter. Bis 2025 brauche sein Unternehmen 1,7 Milliarden Euro Kapital, um die Investitionen zu finanzieren. Die Unterstützung der Regierung wäre aus seiner Sicht ein Zeichen an die Banken: „Wir wollen schließlich künftig 100 Prozent des deutschen beziehungsweise 25 Prozent des europäischen Bedarfs an Lithium decken“, so Kreuter gegenüber auto motor und sport.

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