Am 25. Mai 2016 trat die EU-DSGVO in Kraft und seit 2018 ist sie nun verbindlich umzusetzen. Die Corona-Pandemie der letzten beiden Jahre hat etliche Digitalisierungsprozesse massiv beschleunigt, allerdings auch neue Diskussionen um Cybersicherheit, Transparenz und Datenschutz ausgelöst. Unsere digitalen Ökosysteme entwickeln sich sehr schnell, und Gesetze und Regelungen müssen mitwachsen, um auf dem neuesten Stand der Technik Geltung zu bewahren. Laurent Strauss, Chief Cybersecurity Strategist von Micro Focus, äußert sich zum Stand der Cybersicherheit im Jahr 2022.

Eine Sache der Verantwortung – was war und was ist

Richtlinien für Datenschutz waren mal mehr, mal weniger streng und umfassend – bis 2016 wurden europäische Länder nur einzeln betrachtet, mit entsprechend unterschiedlich strengen Auslegungen des Datenschutzes. Weltweit kann man immer noch große Unterschiede etwa zwischen China, den USA und Deutschland erkennen. Was hat sich nun mit der EU-DSGVO geändert? Kurz gesagt die Transparenz und Verlässlichkeit zum Umgang mit Daten in ganz Europa. Eine einheitliche Regelung für die gesamte europäische Union bedeutet mehr Verantwortungsbewusstsein bei Unternehmen sowie eine deutliche Sensibilisierung und steigendes Bedürfnis der Bevölkerung für diese Thematik.

Moderne Technologie: Nicht Problem, sondern Lösung

Mit der umfassenderen Einführung von Remote Work in den letzten zwei Jahren, einer wachsenden Anzahl von IoT-Geräten und damit immer komplexeren IT-Landschaften steigt auch die Anzahl möglicher Bedrohungsszenarien an. Security Operations Center (SOCs) haben alle Hände voll zu tun und holen sich immer mehr Hilfe von KI-Technologien, die im Idealfall bereits praxiserprobt sind. Dazu gehören unter anderem statistisches Lernen, Anomalie-Erkennung und Natural Language Processing (NLP). Aktuelle und neu entstehende Vorschriften verschiedener Staaten in Bezug auf ethische und verantwortungsvolle KI (z. B. China, EU, Kanada) werden sich auch auf Cybersicherheitssysteme auswirken und Anbieter zu mehr Transparenz zwingen. Dies wird auch Zertifizierungsdiskussionen auslösen, da die Cybersicherheitsbranche sich bemüht, auch unterschiedliche regionale Vorschriften einzuhalten.

Datenschutzbedenken treiben Wandel voran

Datenschutzbestimmungen, die lediglich ein staatliches Instrument sind, um zu kontrollieren, wie Unternehmen mit personenbezogenen Daten umgehen, reichen nicht mehr aus. Verärgerte Social-Media-Nutzer, die mehr Sensibilität fordern, könnten letztendlich Dreh- und Angelpunkt für eine positive Veränderung sein. Fragen im Zusammenhang mit dem Schutz der Privatsphäre und dem Vertrauen werden in den Vordergrund rücken und Unternehmen dazu ermutigen, sich auf den Datenschutz zu konzentrieren, anstatt weiterhin personenbezogene Daten zu nutzen und darauf zu warten, dass Regierungen handeln. Auch die EU-DSGVO ist nur ein gesetzlicher Rahmen, der immer wieder aktualisiert wird. Um das Vertrauen ihrer Nutzer zu stärken, müssen Anbieter selbst aktiv werden und die Regularien voll ausschöpfen, um ein maximales Maß an Sicherheit zu bieten.

Was die Zukunft braucht

Es gibt öffentliche Stimmen, die sagen, der Datenschutz sei zu streng und realitätsfern. Sich vor einer nicht greifbaren, zukünftigen Bedrohung zu schützen, die noch keinen Schaden angerichtet hat, ist ein recht diffuses Szenario. Weiterhin mindere er geschäftlichen Erfolg – die Wahrheit ist jedoch eine ganz andere. Der Datenschutz schützt nicht anonymisierte, willkürliche Daten, sondern solche, die sich auf echte Menschen beziehen und von echten Menschen stammen. Der Schutz von digitalen Daten dient dem Schutz der eigenen, ganz persönlichen Privatsphäre. Besonders in Krisenzeiten und Ausnahmesituationen darf der Datenschutz also nicht zu kurz kommen – er dient als essenzieller Regulator und Schutzschirm der Bevölkerung, zu der jeder einzelne Mensch zählt. Denn Vertrauen in sichere Lösungen ist die wichtigste Basis in unserem Jahrhundert des digitalen Lebens – Vertrauen in den sicheren Umgang mit den Daten.

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