Bartarif wieder im Plus, Zeitkarten verlieren
Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr hat im Jahr 2021 eine Trendwende stattgefunden: Waren 2020 noch die Zeitkarten das stabilste Segment, hat 2021 der Bartarif (EinzelTickets, AnschlussTickets, Mehrfahrtentickets und 24StundenTickets) wieder leicht zugelegt. Die Einnahmen stiegen hier um 8,30 Prozent auf 109,77 Millionen Euro (2020: 101,36 Millionen Euro). Besonders die EinzelTickets mit einem Plus von 14,10 Prozent und das 4erTicket MobilPass mit einem Plus von 12,73 Prozent konnten 2021 zulegen. Auch das 24StundenTicket für eine Person hat sich mit einem Plus von 5,28 Prozent gegenüber dem Vorjahr positiv entwickelt.
Gleichzeitig stagnierten die Einnahmen bei den Zeitkarten im Ausbildungsverkehr (2021: 170,65 Millionen, 2020: 170,37 Millionen, + 0,16 %), die Einnahmen bei den Zeittickets für Erwachsene sind zurückgegangen. Hier haben die Verkehrsunternehmen im Jahr 2021 Einnahmen in Höhe von 249,75 Millionen Euro generiert (2020: 278,65 Mio. Euro), das macht ein Minus von 10,37 Prozent. „Diese Entwicklung legt den Schluss nahe, dass die Stammkunden, die dem ÖPNV in der Corona-Krise lange Zeit die Treue gehalten haben, im vergangenen Jahr teilweise zu Produkten des Bartarifs gegriffen haben“, erläutert Michael Vogel. Die Kundenzahl der ZeitTicket-Inhaber ging um 7,63 Prozent auf 696.000 zurück (2020: 753.500; – 57.500). Die Einnahmeverluste im Zeitkartensegment waren beim MonatsTicket für Erwachsene (- 21,03 %) und beim MonatsTicket Azubi (- 33,31 %) am ausgeprägtesten.
Die bei den Verkehrsunternehmen entstandenen Mindereinnahmen wurden aus den Unterstützungen des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen, den sogenannten Rettungsschirmen, größtenteils aufgefangen.
HandyTickets auch in der Krise beliebt
Herausgestellt hat sich, dass der Trend hin zu digitalen Tarifen auch unter Corona-Bedingungen anhält. So sind die Einnahmen beim VRS-HandyTicket im Jahr 2021 wieder gestiegen, und zwar auf 36,02 Millionen Euro (2020: 29,85 Mio. Euro, + 20,68 %).
VRS begleitet Entwicklung durch engmaschige Befragungen
Von Beginn der Corona-Krise an führt der VRS regelmäßig Befragungen zur Verkehrsmittelnutzung sowie zur Arbeit im Homeoffice während der Pandemie durch. Bei einer im Herbst 2021 durchgeführten Online-Befragung von Berufstätigen gaben 18 Prozent der Befragten an, dass sie für Arbeitswege hauptsächlich den ÖPNV nutzen. 63 Prozent hingegen reisten zum Zeitpunkt der Befragung mit dem Auto oder dem Motorrad zur Arbeitsstätte an. Interessant ist hier der Zusammenhang mit zur Verfügung stehenden Parkflächen: 66 Prozent der Befragten gaben an, das ihnen am Arbeitsort ein kostenloser Parkplatz zur Verfügung stünde, wenn sie mit dem Auto zur Arbeit anreisten. Als Hinderungsgründe haben diejenigen, die den ÖPNV aktuell nicht für den Weg zur Arbeit nutzen, zu 47 Prozent die „Fahrtdauer mit dem ÖPNV“ angegeben, 23 Prozent führten „hygienische Gründe“ an (Mehrfachnennungen waren möglich).
In Bezug auf die allgemeine Verkehrsmittelnutzung stellt sich ein ähnliches Bild dar: 53 Prozent der befragten Berufstätigen nutzten im Herbst 2021 (fast) täglich das Auto (ÖPNV: 13 %). Der Anteil derjenigen, die angaben, nie den ÖPNV zu nutzen, lag bei 41 Prozent (Auto: 8 %). Der allergrößte Teil der berufstätigen ÖPNV-Fahrgäste (60 %) war mit Produkten des Bartarifs unterwegs, 26 Prozent nutzten ein Job- oder GroßkundenTicket.
51 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden arbeiten derzeit zumindest ab und zu im Homeoffice. Der absolut überwiegende Teil derjenigen, die zumindest ab und zu von zu Hause arbeiten, geht davon aus, dass das im gleichen Umfang auch im nächsten halben Jahr so bleiben wird (58 %). 15 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre Homeoffice-Arbeitszeit verringern wird, 5 Prozent meinen, dass sie künftig noch häufiger von zu Hause arbeiten werden. „Homeoffice wird auch künftig eine deutliche größere Rolle spielen als vor der Pandemie“, stellt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel fest. „Daraus ergeben sich dauerhafte Veränderungen im Mobilitätsverhalten, die gerade auch die ÖPNV-Branche betreffen.“
Große Herausforderungen für die Zukunft
Für das Jahr 2022 haben sowohl der Bund als auch das Land Nordrhein-Westfalen bereits signalisiert, den ÖPNV wieder finanziell unterstützen zu wollen. Ob auch für das Jahr 2023, für das Verkehrsexperten anhaltende Einnahmeausfälle erwarten, Gelder fließen werden, ist hingegen zweifelhaft. Michael Vogel: „Mobilität ist ein Stück Daseinsvorsorge, das es zu bewahren und weiter auszubauen gilt. Um dieses Ziel, auch ohne Blick auf die durch die Corona-Pandemie gebeutelte Situation, zu erreichen, ist eine neue Finanzierungsstruktur unerlässlich. Die Nutzerfinanzierung, die im VRS rund 75 Prozent der entstehenden Kosten abdeckt, ist an ihre Grenzen gekommen. Wie alternative Modelle, zu denen aus unserer Sicht zwingend eine größere Beteiligung von Bund und Land gehört, aussehen können, lassen wir gerade in einer Studie untersuchen. Die Ergebnisse erwarten wir für den Herbst.“
„9 für 90“-Maßnahme: Land und Verbünde arbeiten mit Hochdruck an Umsetzung
Eine Chance zur Rückgewinnung von Fahrgästen und zur Neukund*innenansprache im ÖPNV sieht der VRS in dem vom Bund für 90 Tage befristet finanzierten Angebot „9 für 90“. Seit der Sondersitzung der Verkehrsministerkonferenz am Freitag, 25. März, arbeiten alle Beteiligten in Nordrhein-Westfalen im Austausch mit dem Bund und anderen Ländern sowie den Verkehrsunternehmen mit Hochdruck an der konkreten Umsetzung des Angebots. Ziel ist, eine Lösung zu entwickeln, die schnell vertrieblich umzusetzen ist und den Fahrgästen dann unbürokratisch zur Verfügung steht. Selbstverständlich muss das neue Angebot auch für Bestandskundinnen und -kunden gelten, z.B. mit einem Abonnement, und darf sie nicht schlechter stellen. Auch der VRS bittet daher seine Stammkundinnen und -kunden, ihre Abos nicht voreilig zu kündigen. Sobald weitere Details feststehen, wird seitens der NRW-Verbünde schnellstmöglich auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen informiert.
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