Ungeachtet der Herausforderungen bei der Beschaffung im Bereich der Spezial- sowie Basischemikalien und teilweise auch den Verpackungsmaterialien, konnten die Mitgliedsunternehmen des Chemikalien-Groß- und Außenhandels ein sehr positives Ergebnis erwirtschaften und ihren Umsatz um 21% auf 16.77 Milliarden Euro steigern. Hierbei stiegen die Umsätze bei den Spezialchemikalien um 24% und bei den Basisrohstoffen um 15%.

Nach einem verhaltenen Start im 1. Quartal entwickelten sich die Umsätze in der Branche bis zum 3. Quartal sehr positiv. Im 4. Quartal trübte sich die Stimmung dann, vor allem ausgelöst durch die steigenden Energiekosten bei Gas und Öl, ein. Die Rohstoffpreise wurden seitens der Vorlieferanten überwiegend mit kurzer Vorlaufzeit angehoben und konnten nicht immer in vollem Umfang weitergegeben werden. Auch Lieferausfälle durch Reduzierung oder Abschaltung von energieintensiven Produktionen sorgten für Planungsunsicherheiten. Zusätzlich waren die Lieferketten angefangen von der Vorproduktion bis hin zur Logistik weiter stark belastet durch Pandemie, Fachkräftemangel, Geopolitik und Preissteigerungen. Gerade in dieser sehr schwierigen Gesamtlage war der Chemiehandel für seine Lieferanten und Kunden jederzeit ein verlässlicher Partner und hat die Beschaffung und Versorgung mit Rohstoffen und Dienstleistungen gewährleistet.

Bei der Betrachtung der Geschäftsentwicklung wichtiger Absatzfelder blieb es bei einer sehr kurzen Erholung der Automobilbranche im 2. Quartal bevor die Entwicklung sich dort erneut abschwächte. Stabil bis positiv zeigten sich die Bereiche Bauchemie und pharmazeutische Rohstoffe. Etwas mehr Dynamik gab es im Bereich Lacke und Farben bei durchaus ähnlich gutem Niveau zu verzeichnen.

Vor diesem Hintergrund ist die Branche vorsichtig optimistisch in das neue Jahr gestartet. Diese Hoffnungen wurden jedoch durch den russischen Einmarsch in die Ukraine abrupt beendet. Denn die Effekte der steigenden Energie- und Rohstoffpreise haben sich infolge der hohen Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten aus Russland durch den Krieg und die verhängten Embargos deutlich verschärft. Zudem werden die ohnehin stark strapazierten Lieferketten zusätzlich beeinträchtigt. Die Inflation wird weiter Auftrieb erhalten und die Unsicherheiten werden zunehmen.

Auch, wenn seriöse Prognosen derzeit nur schwer möglich sind, so werden Konsum, Investitionen und damit das Wachstum gedämpft.

In diesem angespannten Umfeld braucht die Branche verlässliche Aussagen und Planungssicherheit. Hier treffen der ambitionierte Zeitplan der EU-Kommission zur Umsetzung der Ziele aus dem Green Deal (hier Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit) auf eine Branche, die vor allem mittelständisch geprägt ist und sich durch die geplanten Revisionen, unter anderem der REACH- und CLP-Verordnung, auf weitere regulatorische Anforderungen einstellen muss. Die Liste der Vorhaben ist lang, nicht jedes löst eine direkte Betroffenheit aus, jedoch auch die Verlagerung in die Lieferkette bringt erhebliche Herausforderungen mit sich.

So ist die Branche in aller Regel durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zwar nicht unmittelbar betroffen, aber als Bindeglied der Lieferketten ist absehbar, dass die Pflichten aus dem Gesetz auch an die KMUs weitergegeben und diese zukünftig ebenfalls belastet werden. Gänzlich offen ist zudem, inwieweit der Großhandel mangels entsprechender Marktmacht, wie im Gesetz gefordert, entsprechende Anforderungen in der Lieferkette überhaupt seinerseits wird weitergeben können.

In dieser von großen externen Unwägbarkeiten geprägten Zeit stellt sich die Frage, inwieweit die Gesetzesvorhaben bzw. deren kurzfristige Umsetzung nicht einer sorgfältigen Dringlichkeitsanalyse unterzogen werden sollten, um eine temporäre Überforderung der deutschen Wirtschaft zu vermeiden.

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