Zwei Jahre, 355.000 Euro – soweit vorab die Zahlen, die bei diesem Projekt nicht im Vordergrund stehen. Schließlich geht es beim kreiseigenen Modellprojekt „Inklusive Förderung von Kindertageseinrichtungen im Vogelsbergkreis“ darum, bürokratische Hürden abzubauen, und für Kinder mit (drohendem) erhöhtem Förderbedarf unterstützende Strukturen zu schaffen. „Mit dem Modellprojekt statten wir Kindertagesstätten direkt mit dem nötigen Budget aus, um gezielt Personalkapazitäten zu erweitern und unabhängig von Einzelfällen strukturelle Voraussetzungen für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf zu ermöglichen“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak bei der Übergabe des Förderbescheids an Rainer-Hans Vollmöller, Bürgermeister der Stadt Lauterbach.

An vielen Stellen ist ein hoher Inklusionsbedarf auszumachen – und rund ein Fünftel aller Kinder mit erhöhtem Förderbedarf im Vogelsbergkreis würden in Lauterbacher Kitas betreut. „Um dort Sicherheit für Träger und Eltern zu schaffen, haben wir das Projekt auf den Weg gebracht“, skizziert der Erste Kreisbeigeordnete. Und Helmut Benner, stellvertretender Leiter des Jugendamtes ergänzt, dass „es sich perfekt in die sozialräumliche Herangehensweise bei Kinder- und Jugendhilfe einfügt, im Idealfall gar nicht erst ein Eingliederungsbedarf entsteht, und man dadurch auch keine sozialen Leistungen in Anspruch nehmen muss.“ Denn schaffe man in den Kitas die Kapazitäten, könnten sich Eltern Behördengänge sparen, Kita-Träger und Eltern hätten mehr Planungssicherheit und es sei weniger Bürokratie nötig.

Sechs Jahre voraus: Pauschale Inklusionsförderung

Möglich wird das Pilotprojekt auch, weil der Vogelsbergkreis bereits Ende vergangenen Jahres die Vorbereitungen getroffen hat, um einer gesetzlichen Neuregelung zuvorzukommen, die erst ab 2028 greift: die sogenannte „Große Lösung“. Hilfen und Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen sollen in Deutschland spätestens ab 2028 unter dem Dach der Jugendhilfe zusammengeführt werden. Im Vogelsbergkreis ist das schon sechs Jahre früher verwirklicht. „Ein Bausteinchen der sozialraumorientierten Arbeit“, nennt das Helmut Benner. „Denn Kinder mit erhöhtem Förderbedarf werden so mitgedacht und mitbedient.“ Individuelle Eingliederungshilfeleistungen – sprich ein Integrationsplatz – wird damit obsolet, denn die geschaffenen Strukturen mit verbesserter Personalkapazität ermöglichen inklusive Kinderbetreuung vor Ort.

Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller dankt im Rahmen der Bescheidübergabe für das entgegengebrachte Vertrauen – gerade auch in die städtische Arbeit im Kinderbetreuungsbereich. Wie er betont, maßgeblich geleistet von allen dafür zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Michaela Caspar-Merle, Sachgebietsleiterin für die Kindertagesstätten der Stadt Lauterbach.

„Der inklusive Leitgedanke des Konzepts ermöglicht allen Kita-Kindern mit unterschiedlichen Bedürfnissen die Teilhabe und schafft Voraussetzungen, die Förderung und Entwicklungsbegleitung in der Kita stärken“, schließt der Erste Kreisbeigeordnete bei der Bescheidübergabe.

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