Mit dem Schwesterschiff MS „Ostfriesland“ wurde 2015 die erste umgebaute LNG-Fähre in der EU in Dienst gestellt. Besonderer Meilenstein war bereits damals die Herangehensweise des Projektes, denn während MS „Münsterland“ nach wie vor im Fährverkehr zwischen dem niederländischen Eemshaven und der Nordseeinsel Borkum unterwegs war, wurde in Farmsum das neue Achterschiff mit der neuen umweltfreundlichen Flüssiggas-Technik gebaut. Dabei kam es auf Millimeter an, denn später müssen das bisherige Vorschiff und das neue Heckschiff „verheiratet“, also miteinander verschweißt werden.
Nachdem bereits die Emden-Borkum-Strecke mit MS „Ostfriesland“ und im Helgolandverkehr mit dem Neubauschiff MS „Helgoland“ umweltfreundlich mit LNG verkehrt wird, setzt die Reederei weiter auf Nachhaltigkeit und umweltfreundlicheres Schiffsdesign. „Man hat uns EU-weit als First Mover bezeichnet und das wollen wir bleiben. Dazu gehört, nicht nur, die ersten zu sein, die auf LNG setzen, sondern dies auch konsequent weiterzuentwickeln und zu verfolgen“, sagt AG „EMS“-Vorstand Dr. Bernhard Brons.
MS „Münsterland“ ist das dritte Schiff in der AG „EMS“-Gruppe, welches mit dem umweltfreundlichen Flüssiggas betrieben wird. LNG steht für Liquefied Natural Gas, einem Gas, welches aus Methan besteht und auf minus 162°C heruntergekühlt wird. LNG erlaubt es Stickoxide und Schwefeloxide um 90% bzw. 95% sowie Kohlendioxide um 20% zu reduzieren und Feinstaub nahezu komplett zu vermeiden. Die AG „EMS“ hat langfristige Verträge, die eine Lieferung über Zeebrügge in Belgien sichern.
Das Herzstück des Schiffes befindet sich im neuen Achterschiff. Hier ist die neue Technik mit Gas-Tank und zwei Wärtsilä-Motoren des Typs 6 L 20 DF und einem Hilfsgenerator von Scania verbaut. Erreicht wird eine Geschwindigkeit von 16 Knoten. Der Flüssiggastank vom Typ C entspricht dem, der bereits auf MS „Ostfriesland“ im Einsatz ist. Die Behälter bestehen aus einem inneren Tank und einem weiteren äußeren der zum Schutz dient. Dazwischen sorgt eine Vakuumisolierung für die gleichbleibenden Umgebungsverhältnisse, denn das Flüssiggas lagert bei -162° C und 5 bar Druck im Tank.
Neu ist die Größe des verbauten Spezialtanks, denn anders als bei MS „Ostfriesland“, wo ein geometrisches Raumvolumen von 45 m³ gegeben ist, fasst der Tank von MS „Münsterland“ 53 m³. Das größere Volumen wurde durch einen vergrößerten Innendurchmesser des inneren Tanks und eine verbesserte Isolation und dadurch geringere Schichtbreite ermöglicht. Die GVU (Gasventileinheiten) konnten nun im Tankaufstellraum untergebracht werden, so dass dieser Platz im Maschinenraum frei geworden ist.
Raum für die innovative Technik wurde durch eine Verlängerung des Schiffes um 15 m auf nun 94 m geschaffen. 1248 Fahrgäste finden Platz an Bord, ebenso wie 75 PKW oder eine entsprechende Anzahl an Ladung.
Neben der innovativen Technik an Bord dürfte der Fahrgast vor allem durch die modernen Salons begeistert werden, denn auch die Innenräume der Fähre sind komplett erneuert worden. Leuchtend-bunte Sitzpolster symbolisieren dabei die farbenfrohen Strandzelte am Borkumer Strand. Letztere finden sich an Bord auch im „Beach Club“ wieder. Im Salon für „Kids und Teens“ gibt es nicht nur Aufenthaltsmöglichkeiten zum Relaxen, sondern auch Spiel und Spaß werden hier durch „Living Floors“ Groß geschrieben. Und auch das Wattenmeer findet auf der umweltfreundlicheren Fähre im gleichnamigen Salon seinen Platz. Hier finden vor allem die ganz Kleinen eine Möglichkeit die Besonderheiten dieses Lebensraums zu in Augenschein zu nehmen und spielerisch zu erfahren.
MS „Münsterland“ nimmt am Samstag, den 9. April 2022 die Fahrten im Linienverkehr von Borkum nach Eemshaven wieder auf. Kleine Restarbeiten werden in den Tagen danach noch ausgeführt. Die Investitionssumme für den Umbau beläuft sich auf rund 19 Millionen Euro und wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert.
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