Rhythmisch tauchen die Ruder ins Wasser, die Ruderer legen sich mächtig in die Riemen und bald gleitet das römische Patrouillenboot übers Wasser. Gebaut wurde es direkt vor Ort in Gunzenhausen in Handarbeit nach einem antiken Vorbild. Anders als dieses transportiert es jedoch keine Soldaten auf dem Weg zu ihrem Posten am Limes, sondern neugierige Touristen. Diese haben 2022 mehrmals Gelegenheit, bei öffentlichen Terminen auf den Ruderbänken Platz zu nehmen und nach römischer Art den Altmühlsee zu erobern (Termine: 29. April, 13. und 27. Mai, 24., 25. Juni und 26. Juni, 15. und 29. Juli, 12. und 26. August, 16. und 30. September 2022). Außerdem legen die „Danuvia Alacris (Naevis)“, wie das neue Schiff genannt wird, und die „Fridericiana Alexandrina Navis“ auch für Gruppen, Firmen und Schulklassen ab. Beide entstanden als Projekte unter Federführung der Professur für Alte Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Gunzenhausen wurde nicht zufällig zum „Heimathafen“ der Römerboote: Als einzige Stadt in Bayern liegt es direkt auf dem Verlauf des Obergermanisch-Raetischen Limes – der antiken Grenze des römischen Imperiums, deren Überreste zum UNESCO-Welterbe gehören. Dem Limesverlauf folgend gelangen Geschichtsfans im Naturpark Altmühltal zu vielen verschiedenen römischen Erlebnissen. Als Wegweiser bieten sich der Limes-Radweg oder der Limeswanderweg an. Rekonstruktionen sowie faszinierende Funde in den Römermuseen geben Einblicke in das Leben an der antiken Grenze. In Erkertshofen bei Titting markiert zum Beispiel die einzige steinerne Rekonstruktion eines Limeswachtturms in Bayern den Grenzverlauf.  Hölzerne Türme wurden bei Kipfenberg und Hienheim an historischen Turmstellen errichtet. Im Hinterland der Grenze waren Soldaten in Kastellen stationiert – etwa im Kastell Vetoniana bei Walting, das zum Teil rekonstruiert wurde, oder im Kastell Abusina bei Eining, dessen Überreste durch Installationen zum Leben erweckt werden. Von dort ist es nicht weit nach Bad Gögging mit seiner bis zu den Römern zurückreichenden Badetradition, die im Römischen Museum für Kur- und Badewesen dokumentiert und von der modernen Limes-Therme leben­dig gehalten wird. Bei Burgsalach, wo vermutlich ein römisches Gasthaus entdeckt wurde, wartet ein Erlebnispfad auf Geschichtsfans.

An einem Schlaufenweg am Limeswanderweg liegt die Römerstadt par excellence im Naturpark Altmühltal: In Weißenburg faszinieren das teilrekonstruierte Kastell, die römischen Thermen und das RömerMuseum mit seinem einzigartigen Schatzfund. Hier lohnt sich auch ein Besuch im Bayerischen Limes-Informationszentrum, das zusammen mit zwei Infopunkten in Kipfenberg und Titting einen Überblick über die Spuren der römischen Geschichte im Naturpark Altmühltal gibt. Immer wieder lässt Weißenburg seine römische Geschichte außerdem bei unterhaltsamen Kostümführungen lebending werden. Weitere Führungen und Erlebnisveranstaltungen stehen in Gunzenhausen, Walting oder Kipfenberg auf dem Programm. Einen besonders lebendigen Eindruck von der Lebenswelt der Römer liefern Feste wie das Museumsfest des Römer und Bajuwaren Museums Burg Kipfenberg (4. und 5. Juni 2022) oder „Salve, Abusina“, das größte Römerfest Bayerns, das vom 19. bis 21 August 2022 in Eining gefeiert wird.

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