Die genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft haben sich 2021 in schwierigem Umfeld überwiegend gut behauptet. Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) teilt mit, dass die 1.729 durch den Verband vertretenen Unternehmen im vergangenen Jahr einen geschätzten Umsatz in Höhe von 68 Milliarden Euro erzielten. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es 64,5 Milliarden Euro.

„Das Geschäftsjahr war weiterhin von den Einflüssen der Corona-Pandemie geprägt. Hinzu kamen der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest und erhebliche Wetterturbulenzen. Aber der wirtschaftliche Erfolg unserer Unternehmen zeigt, dass sie einmal mehr flexibel die sich ergebenden Chancen genutzt haben“, bilanziert DRV-Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers während der Pressekonferenz in Berlin.

Die Warenwirtschaft bleibt die umsatzstärkste Sparte im Deutschen Raiffeisenverband. Sie verzeichnete ein Wachstum von 9 Prozent auf 41 Milliarden Euro. Ausschlaggebend dafür waren die zweistelligen Preisanstiege in den Bereichen Saatgut, Düngemittel, Futtermittel, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Energie und Baustoffe, wohingegen die verkauften Mengen rückläufig waren. Dass sich die Energiepreise innerhalb von zwölf Monaten teilweise vervierfacht hatten, wirkte vor allem kostentreibend auf energieintensive Produkte wie Düngemittel und Futtermittel. Die deutsche Getreideernte fiel mit 42 Millionen Tonnen leicht unterdurchschnittlich aus, und die Rapsernte erreichte mit 3,5 Millionen Tonnen nur Vorjahresniveau. Die nach der Ernte einsetzende Preisrallye konnten die Genossenschaften durch geschicktes Agieren am Markt und professionelles Risikomanagement für sich gewinnen. In der Mischfutterherstellung verteuerten die insgesamt knapper werdenden Versorgungsbilanzen bei Getreide die Komponenten. Zusätzlich sorgten logistische Herausforderungen für Anspannung am Markt.

Die genossenschaftliche Milchwirtschaft bekam im abgelaufenen Geschäftsjahr weiterhin die Auswirkungen Corona-Pandemie zu spüren. Diese Herausforderungen konnte sie allerdings meistern. Bei einer insgesamt guten Nachfrage nach Milchprodukten und einer gleichzeitig weltweit verhaltenen Angebotsentwicklung zeigten sich die Märkte fester, als dies zum Jahresstart erwartet wurde. Steigende Preise für Milchprodukte auf den nationalen und globalen Märkten führten zu höheren Milcherzeugerpreisen. Der durchschnittliche Milchpreis erreichte 2021 36 Cent. Nach drei aufeinanderfolgenden Jahren mit Rückgängen entsprach dies einer Steigerung von 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Umsätze der Molkereigenossenschaften kletterten um 3,7 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro. Die Branche ist gleichzeitig durch höhere Kosten belastet. Neben gestiegenen Aufwendungen für Energie, Logistik und Verpackungsmaterial schlagen auch die Umsetzung stetig steigender Anforderungen an Tierhaltung und Tierwohl und die damit einhergehende Rohstoff- und Marktdifferenzierung zu Buche.

Für die Unternehmen der genossenschaftlichen Vieh- und Fleischwirtschaft war das Geschäftsjahr 2021 erneut ein Jahr der Extreme. Der Rindfleischbereich war durch gute und stabile Preise gekennzeichnet; gleichzeitig ging das Angebot an Rohware zurück. Der Schweinesektor litt anhaltend unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Klassische Absatzmärkte für Schweinefleisch waren im Inland nicht zugänglich, und durch Exporteinschränkungen aufgrund der Afrikanischen Schweinepest fehlten alternative Absatzkanäle in Drittländern. Insgesamt führte dies zu einem drastischen Preisverfall. Die Sparte verbuchte einen Umsatzrückgang von 8,5 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Die deutsche Schweinehaltung steckt in einer massiven Strukturkrise, und die Anzahl gehaltener Tiere erreichte mit 24,6 Millionen den niedrigsten Stand seit 1997. Perspektivisch nimmt der Druck auf die tierhaltenden Betriebe weiter zu. Zwar sieht der Koalitionsvertrag der Bundesregierung vor, dass ein durch Marktteilnehmer getragenes System zur Unterstützung der Landwirte bei der Schaffung von mehr Tierwohl entwickelt wird, aber ein Finanzierungskonzept und das Bekenntnis zu den Empfehlungen der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft fehlen.

Die Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft erzielten im Jahr 2021 einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro. In den einzelnen Sparten des Gartenbaus waren die Ergebnisse unterschiedlich. Eine Herausforderung war weiterhin die Organisation von Anbau und Ernte, weil in Folge pandemiebedingter Einreisebeschränkungen erneut Saisonarbeitskräfte fehlten. Zudem beeinflussten Witterungsextreme wie Frostnächte zu Saisonbeginn und ein zu nasser Sommer die Produktion. Perspektivisch verursachen Produzenten und Vermarktern die stark anziehenden Kosten bei Energie und Betriebsmitteln, weitere Einschränkungen bei der Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln, die neue Düngeverordnung, die Anhebung des Mindestlohns sowie die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften erhebliche Probleme.

Gute Entwicklungen verbuchten die Winzer- und Weingärtnergenossenschaften mit einem stabilen Umsatz in Höhe von 0,9 Milliarden Euro. Die Weinernte in Deutschland belief sich auf rund 8,8 Millionen Hektoliter. Damit lag die Erntemenge 2021 rund 4 Prozent über der letztjährigen Ernte und rund 1 Prozent über dem 5-Jahres-Mittel. Aufgrund der spezifischen Herausforderungen im Witterungsverlauf gestaltete sich die Ertragslage regional jedoch sehr unterschiedlich.

Licht und Schatten bei den Agrargenossenschaften: Auch wenn die Unternehmen in der Summe den Umsatz des Vorjahres mit 1,5 Milliarden Euro leicht verbessern konnten, bleibt ihre Lage angespannt. Sorgen bereiteten vor allem die hohen Futter-, Energie- und Düngemittelpreise, die vermehrt Spuren in den Bilanzen hinterlassen dürften. Darüber hinaus wird die Gemeinsame Agrarpolitik zu einer Reduzierung der Direktzahlungen führen. Inwieweit diese Rückgänge durch Zahlungen für freiwillige Umweltleistungen kompensiert werden können, bleibt abzuwarten. Positiv ist, dass Agrargenossenschaften zukünftig unter bestimmten Voraussetzungen auch in den Genuss einer Junglandwirte-Förderung kommen können. Damit wurde von der Politik eine zentrale Forderung des DRV erfüllt.

Über den Deutscher Raiffeisenverband e.V.

Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette Lebensmittel erzielen die 1.729 DRV-Mitgliedsunternehmen in der Erzeugung, im Handel und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen mit rund 92.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 68 Mrd. Euro. Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der Genossenschaften.

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