Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein Wissenschaftsteam unter der Federführung der Donau-Universität Krems die Frage untersucht, ob ältere Personen von einer regelmäßigen Bestimmung der Vitamin-B12- und Vitamin-D-Werte im Blut einen gesundheitlichen Vorteil erwarten können.

Auf der Grundlage der vorliegenden Evidenz konnten die externen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler keinen Nachweis für einen Nutzen einer Vitamin-D- und Vitamin-B12-Substitution bei symptomfreien Personen ab 50 Jahren finden. Daher kommen die Autorinnen und Autoren des HTA-Berichts zu dem Ergebnis, dass ein Vitamin-D- oder ein Vitamin-B12-Screening bei asymptomatischen Personen ab 50 Jahren nicht zu befürworten sei.

Die jetzt vorgelegte finale Fassung der Gesundheitstechnologie-Bewertung (Health Technology Assessment = HTA) „Profitieren ältere Personen von einer regelmäßigen Bestimmung der Vitamin-B12- und Vitamin-D-Werte im Blut?“ wurde im Rahmen des IQWiG-Verfahrens ThemenCheck Medizin erstellt. Die Fragestellungen dieser HTA-Berichte gehen stets auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zurück.

Frage einer Bürgerin war Ausgangspunkt des Berichts

Mit zunehmendem Alter nimmt häufig der Vitamin-B12- und Vitamin-D-Spiegel ab und viele Menschen haben irgendwann Werte, die als „unzureichend“ gelten. So zeigen Untersuchungen aus Deutschland, dass bei gut 25 Prozent der Menschen über 65 Jahren die Vitamin-B12-Werte und bei mehr als 50 Prozent dieser Gruppe die Vitamin-D-Werte unter den geltenden Schwellen liegen.

Die Bürgerin, die den HTA-Bericht mit einem Themenvorschlag auf den Weg gebracht hat, mutmaßt, dass ein Vitamin-D- oder ein Vitamin-B12-Mangel eine Ursache für relevante Gesundheitsprobleme darstellen könnte. Ebenso geht sie davon aus, dass niedrige Vitamin-D- und Vitamin-B12-Spiegel im höheren Lebensalter häufiger vorkommen und oft unerkannt bleiben. Sie fragte daher, ob durch eine regelmäßige Bestimmung der Blutwerte bei älteren Menschen und gegebenenfalls eine entsprechende Vitaminsubstitution Folgeerkrankungen vermieden werden könnten.

Nutzen für die Behandlung niedriger Vitaminspiegel nicht belegt

Das externe Wissenschaftsteam konnte weder für das Vitamin-B12- noch für das Vitamin-D-Screening Studien finden, die die gesamte Screeningkette – bestehend aus Screeninguntersuchung und der daraus gegebenenfalls folgenden weiteren Diagnostik und Interventionen – abbilden. Daher werteten die Sachverständigen Studien aus, die die Supplementierung von Vitamin B12 bzw. Vitamin D bei älteren asymptomatischen Personen mit einem nachgewiesenen niedrigen Vitaminspiegel untersuchen.

Zur Substitution bei einem symptomlosen niedrigen Vitamin-B12-Spiegel hat das beauftragte Wissenschaftsteam zwei randomisierte klinische Studien (RCT) identifiziert. Beide Studien zeigten keine Hinweise darauf, dass eine Behandlung niedriger Vitamin-B12-Spiegel bei symptomlosen älteren Personen die Gesundheit verbessert. Sichere Aussagen zu Vor- und Nachteilen einer Vitamin-B12-Behandlung ließen sich aber nicht ableiten, da die Daten zu dieser Frage nicht hinreichend aussagekräftig waren.

Eine Vitamin-D-Substitution bei bekanntem niedrigem Vitamin-D-Spiegel wurde in 33 randomisierten klinischen Studien (RCT) mit insgesamt mehr als 60.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern untersucht. In den meisten Studien hatten die Teilnehmenden dabei nur leicht verringerte Vitamin-D-Werte. Die externen Sachverständigen konnten auf Basis der Ergebnisse dieser Studien keinen Anhaltspunkt für den Nutzen einer Behandlung niedriger Vitamin-D-Spiegel ableiten – weder für die Prävention von Knochenbrüchen, Stürzen, Diabetes mellitus, Herzkreislauferkrankungen, Infektionen oder dem Auftreten unerwünschter Ereignisse.

Vor dem Hintergrund des fehlenden Nutzennachweises für die Vitaminsubstitution bei ansonsten symptomfreien Personen mit einem niedrigen Vitamin-D- bzw. Vitamin-B12-Spiegel kommen die Autorinnen und Autoren des HTA-Berichts zu dem Ergebnis, dass ein Vitamin-D- oder ein Vitamin-B12-Screening bei asymptomatischen Personen ab 50 Jahren nicht zu befürworten sei.

Bürger und Bürgerinnen fragen, Wissenschaftlerteams antworten

Zu den Besonderheiten von „ThemenCheck Medizin“ gehört, dass die Fragestellungen der Berichte auf Vorschläge aus der Bevölkerung zurückgehen. Das IQWiG sammelt diese und wählt pro Jahr bis zu fünf Themen aus. Ein Auswahlbeirat bringt dabei die Bürger- und Patientensicht ein, ein Fachbeirat die Expertenperspektive.

Das IQWiG verfasst die HTA-Berichte nicht selbst, sondern beauftragt externe Sachverständige mit deren Erstellung. In den HTA-Berichten wird der medizinische Nutzen eines medizinischen Verfahrens bewertet, aber auch seine wirtschaftlichen, ethischen, sozialen, rechtlichen und organisatorischen Auswirkungen. Die HTA-Berichte werden gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (HTA kompakt) und einem Herausgeberkommentar des IQWiG veröffentlicht.

Für die ThemenCheck-Auswahlrunde des Jahres 2022 können noch bis zum 31. Juli 2022 über die Website des IQWiG neue Themenvorschläge eingereicht werden.

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Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen für Patienten untersucht. Wir informieren laufend darüber, welche Vor- und Nachteile verschiedene Therapien und Diagnoseverfahren haben können

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