Im Rahmen eines „Quick Checks“, also einer Kurzstudie einer spezialisierten Beratungsfirma, wurden im vergangenen Jahr Potenziale identifiziert, die auch in den vorhandenen Räumen noch Verbesserungen der Abläufe und Prozesse ermöglichen. „Natürlich ist es uns ein wichtiges Anliegen, unsere Leistungen und die Zufriedenheit unserer Patienten und Mitarbeitenden ständig zu verbessern“, berichtet Kathrin Knelange, Geschäftsführerin Pflege bei den Kreiskliniken. Die Anregungen des Beraters Dr. Tim Flasbeck von WMC Healthcare habe man gerne angenommen und zunächst im Rahmen einer Projektgruppe beleuchtet, um dann Schritte für die Umsetzung zu definieren. Aufgrund der Belastungen durch die Pandemie sei das Projekt Anfang des Jahres zunächst etwas ins Stocken geraten, habe nun aber Fahrt aufgenommen. In wöchentlichen Jour Fixen werden Maßnahmen erarbeitet und auch mit dem erfahrenen Berater Flasbeck abgestimmt.
Übergabe Rettungsdienst – Klinik
Ein wichtiger Kritikpunkt waren die langen Übergabezeiten vom Rettungsdienst an die Notaufnahme. Hier wurden bereits Abläufe angepasst, so dass die Rettungsmittel möglichst schnell wieder für andere Einsätze zur Verfügung stehen. „Die Kliniken haben die Veränderung bei der Übergabe ja erst vor kurzem umgesetzt, aber wir bemerken bereits positive Veränderungen“, berichtet Ralf Götz, Geschäftsführer Rettungsdienst beim DRK Lörrach. Dazu stünde man im engen Austausch und unterstütze den Prozess seitens des DRK gerne, so Götz weiter.
Bettenmanagement
Nicht immer steht Notfallpatienten, die stationär aufgenommen werden müssen, ad hoc ein Bett auf Station zur Verfügung. Dem steuern die Verantwortlichen der Kliniken künftig mit zwei Maßnahmen entgegen: Zum einen werden Bettenkontingente definiert, die täglich für eine bestimmte Anzahl an Notfallpatienten pro Fachabteilung zur Verfügung stehen. Diese Anzahl stützt sich auf statistische Erfahrungswerte, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zutreffend sind. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Einrichtung einer „Holding Area“ als Zwischenstation für Patienten, deren Bett auf Station noch nicht bereitsteht oder die das Klinikum am Entlasstag nicht pünktlich verlassen können – etwa, weil sie noch nicht abgeholt werden können. In der Holding Area ist die professionelle Betreuung der Patienten durch eine geschulte Pflegefachkraft sichergestellt. Hierfür investieren die Kliniken in eine Umbaumaßnahme.
Chefarzt und pflegerische Leitung
Bislang wird die Notaufnahme ärztlicherseits durch zwei Oberärzte geleitet, die den beiden wichtigsten Fachdisziplinen einer Notaufnahme, der Unfallchirurgie und der Inneren Medizin zugeordnet sind. Was ursprünglich für das neue Klinikum geplant war, wird nun vorgezogen: Die Zentrale Notaufnahme im Kreiskrankenhaus Lörrach wird zu einem eigenen medizinischen Fachbereich gemacht, der von einem Chefarzt geleitet wird. Die entsprechende Stelle wird nun ausgeschrieben, ebenso wie die Stelle einer pflegerischen Leitung, die derzeit interimistisch besetzt ist. „Wir suchen hierfür zwei Persönlichkeiten, die die Notaufnahme heute und auf dem Weg ins neue Klinikum aktiv mit uns gestalten“, berichtet Kathrin Knelange, Geschäftsführerin Pflege.
Schulung und Fortbildung
Ein sehr wichtiger Meilenstein bei der Behandlung der Notfallpatienten ist deren „ESI-Triage“ unmittelbar nach Einlieferung durch eigens geschulte Pflegekräfte. Der „Emergency Severity Index“ legt anhand bestimmter, zu überprüfender Parameter die Behandlungsdringlichkeit eines Patienten und den Zeitraum fest, innerhalb dessen ein Arzt sich um ihn kümmern muss. Die Kliniken folgen auch hier den Empfehlungen des Quick Check und wollen das Fachwissen der ESI-Triage auf eine breitere Basis stellen und die Qualität sichern. Daher finden nochmals intensive Schulungen der entsprechenden Mitarbeitenden aus der Pflege statt.
Darüber hinaus bildet sich ein kleiner Kreis von Pflegemitarbeitenden zu Notaufnahme-Koordinatoren fort. Der Notaufnahme-Koordinator ist zentraler Ansprechpartner in der Patientenbehandlung, für Angehörige und niedergelassene Ärzte.
Neues Klinikum: Trennung von Notfall- und Elektivversorgung
Viele der täglichen Herausforderungen in der Lörracher ZNA resultieren aus deren Funktion als Anlaufstelle sowohl für Notfallpatienten als auch für solche, die das Krankenhaus mit geplantem Termin aufsuchen (Elektivpatienten). Dies gilt deutschlandweit für viele Notaufnahmen und wurde bereits vor Jahren erkannt. Folgerichtig ist die Trennung der Versorgungsstrukturen für Notfall- und für Elektivpatienten ein wesentliches Merkmal des neuen Klinikums, das derzeit am Stadtrand Lörrachs entsteht. Hier sind viele der heutigen Herausforderungen für die Zukunft ab 2025 bereits durch eine entsprechende Planung geregelt.
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