Zwei weitere Vermittlungsstationen ermöglichen mit 3D-Animationen und Projektionen Einblicke in die Arbeit an den Koksöfen. Die moderne Vermittlung einer Kokerei ist in Europa einmalig.

Essen. Die Stiftung Zollverein setzt den Ausbau des Denkmalpfads auf der einst größten Zentralkokerei Europas fort. Zwei neue Vermittlungsstationen erweitern mit modernster Technik das didaktische Angebot auf dem UNESCO-Welterbe und stellen die Arbeit an den Koksöfen und das Leben der Koker in den Mittelpunkt. Die erste Vermittlungsstation wurde im September 2020 eingeweiht, bis zum Jahr 2024 werden insgesamt fünf Stationen beeindruckende Einblicke in die Produktionsprozesse auf der Kokerei bieten. Ermöglicht wird der aufwendige Ausbau des Denkmalpfads entlang der Koksofenbatterie durch eine Projektförderung der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein mit Hilfe der NRW-Stiftung, der RAG-Stiftung sowie des Landschaftsverbands Rheinland.

„Bergbaumuseen gibt es zum Beispiel in Deutschland, Belgien und Frankreich unzählige, aber der Denkmalpfad Kokerei ist die einzige Vermittlung einer Kokerei in ganz Europa“, erklärt Prof. Heinrich Theodor Grütter, Mitglied des Vorstands der Stiftung Zollverein und Direktor des Ruhr Museums. „Die ehemalige Kokerei, in deren Öfen über 1.000 Grad herrschten, zeitgemäß zu vermitteln, ist eine große Herausforderung und nur multimedial realisierbar.“

Die neue Station im Durchgang zwischen den Koksofenbatterien 7 und 8, der sogenannten „Allee des Feuers“, erklärt das „Drücken“ – der gebackene Koks wurde mit einer riesigen Maschine aus den Öfen gedrückt. „Die komplexen Funktionsabläufe der Kokserzeugung werden hier 3D-animiert mittels riesiger Projektionen vermittelt“, sagt Thorsten Seifert, Leiter der Standortvermittlung der Stiftung Zollverein. „Die Wände werden visuell aufgebrochen und die Gäste stehen förmlich vor dem glühenden Koks.“ Bei Führungen durch die Kokerei werden die Besucherinnen und Besucher so auf eine Erlebnisreise mitgenommen, die imposante Anlage erwacht zum Leben.

Die zweite neue Station „Arbeit und Leben“ rückt die bis zu 1.000 Menschen in den Mittelpunkt, die in drei Schichten dafür sorgten, dass die Koksproduktion nie zum Stillstand kam. Zeitzeugen erzählen in Videos vom Zusammenhalt auf der Kokerei und wie hart sie die Stilllegung 1993 traf.

Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung: „Der Denkmalpfad ist nicht nur ein Erinnerungsort. Er ist vor allem ein Bildungsort für zukünftige Generationen, die den Bergbau nur noch aus Erzählungen kennen werden. Der RAG-Stiftung und auch mir persönlich ist es ein besonderes Anliegen, das Verständnis für den Bergbau und den Erhalt seiner Tugenden und Werte, auch nachfolgenden Generationen zu vermitteln. Gerade dieser Tage, an denen in der Ukraine großes Unrecht geschieht, ist es wichtig, Zusammenhalt und Solidarität zu leben. Diese Werte prägen das Ruhrgebiet seit Generationen und haben sich in die DNA unserer Region eingeschrieben. Nicht zuletzt deshalb sind wir auch heute in Gedanken bei der Ukraine – die übrigens auch eine Steinkohlengeschichte hat.“

„Der Denkmalpfad Kokerei fördert die lebendige Geschichtsvermittlung des Welterbes Zollverein. Die imposante Anlage wird virtuell wieder in Betrieb genommen und die Produktionsprozesse der Kokerei eindrucksvoll und bildgewaltig vermittelt. Mit ihrer Förderung hilft die NRW-Stiftung dabei, die besondere Geschichte des Standorts erleb- und erfahrbar zu machen“, betont Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung.

Dr. Anneliese Rauhut, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein e. V.: „Der Denkmalpfad auf der Kokerei Zollverein vermittelt den Menschen aus der Region und den vielen internationalen Besucherinnen und Besuchern nicht nur, wie die Produktionsprozesse in einer Kokerei abliefen, sondern auch, unter welchen Bedingungen an den Koksöfen gearbeitet wurde und wie die Koker lebten. Hier wird ein Stück Geschichte unserer Region erlebbar. Die Freunde Zollverein freuen sich sehr, dass die Unterstützerinnen und Unterstützer ebenso von der Bedeutung dieses Projekts überzeugt sind.“

„Seit 1998 unterstützt und berät der Landschaftsverband Rheinland auf Initiative der Landschaftsversammlung Rheinland als Zustifter der Stiftung Zollverein deren Aktivitäten und fördert sie und das Ruhr Museum mit jährlich rund 2,2 Millionen Euro. Deshalb hat die politische Vertretung des LVR gerne eine weitere Förderung über 250.000 Euro in den kommenden zwei Jahren bewilligt. Ich freue mich, dass das reiche industrielle Erbe im Rheinland und in Teilen des Ruhrgebiets so für die Nachwelt erhalten und an die jetzige sowie künftige Generationen vermittelt werden kann“, sagt Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland.

„Die Einweihung der Denkmalpfad-Stationen 2 und 3 ist ein großer Schritt für die Vermittlungsarbeit auf der Kokerei Zollverein. Für die großzügige finanzielle Unterstützung des Ausbaus durch die Freunde Zollverein, die NRW-Stiftung und die RAG-Stiftung sowie die jüngst zugesagte Förderung durch den Landschaftsverband Rheinland sind wir außerordentlich dankbar“, sagt Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein. „Die Zeche ist für unsere Besucherinnen und Besucher bereits hervorragend erschlossen. Nun sind wir auf der Kokerei Zollverein auf dem besten Weg, diesen einmaligen Schatz, der ein bedeutendes Stück des Welterbes ausmacht, für kommende Generationen erlebbar zu machen.“

Besucherinnen und Besucher können die neuen Stationen des Denkmalpfads Kokerei Zollverein im Rahmen der erweiterten Führung „Von Kohle, Koks und harter Arbeit – Der Weg der Kohle auf der Kokerei“ erleben. Informationen zum Führungsangebot: www.zollverein.de/fuehrungen

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