Bis zu 7 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands lassen sich mit der Wiedervernässung trockengelegter Moore einsparen. Sie stellt somit eine effektive Maßnahme für das heute von Bundesumweltministerin Steffi Lemke angekündigte Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ dar. Wie sie sich umsetzen ließe, hat die Expertise von Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen bei der gestrigen Konferenz „Moorschutz ist Klimaschutz“ in Berlin gezeigt.

„Wir sehen in der Welt gerade viel Leid und müssen uns dem widmen. Gleichzeitig dürfen wir nicht vernachlässigen, die Welt für kommende Generationen besser und widerstandsfähiger zu machen. Wir können es uns nicht leisten, dass Moore durch Entwässerung CO2-Schleudern bleiben. Wir müssen verstehen, dass nasse Moore uns unabhängiger machen: Sie tragen zu unserer Klimaneutralität bei, liefern Rohstoffe vor Ort, die wir bisher importieren. Wir können sogar regional und nachhaltig Energie und Wärme von ihnen gewinnen. Deshalb gilt: ‚Moor muss nass‘!“, sagte Prof. Dr. Hans Joosten, Moorkundler und Träger des Deutschen Umweltpreises, bei der Konferenz „Moorschutz ist Klimaschutz" organisiert vom Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) und dem Greifswald Moor Centrum (GMC) am 28. März in der Landesvertretung Niedersachsens in Berlin. Vor Ort nahmen 200 Personen aus Wissenschaft, Land- und Wasserwirtschaft, Natur- und Klimaschutzverbänden, Politik und Unternehmen teil. Der Konferenz folgten im Durchschnitt jeweils 200 gleichzeitig Zugeschaltete im Livestream.

Im großen Stil

Im Sektor Landnutzung lassen sich in Deutschland die Treibhausgasemissionen am effektivsten auf Moorböden reduzieren. Fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalente sollen durch die Moor-Wiedervernässung in Deutschland eingespart werden, so eine Bund-Länder-Vereinbarung aus dem Oktober 2021.

„Es dürfen nicht noch mehr Krisen akkumulieren. Nasse Moore sind natürlicher Klimaschutz und Wiedervernässung in Deutschland dafür eine der effektivsten Maßnahmen. Deswegen spielen sie eine wichtige Rolle im mit 4 Milliarden Euro veranschlagten, neuen Aktionsprogramm ‚Natürlicher Klimaschutz‘.", kündigte Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, auf der Konferenz an.

Die Expertise dafür gibt es. Wissenschaftler*innen des Greifswald Moor Centrum und Partner haben die Klimawirkung vernässter Flächen erforscht und gemeinsam mit Landwirt*innen Paludikulturen erprobt. Innovative Unternehmer*innen haben regionale und ökologische Produkte daraus entwickelt. Einzelne Bundesländer haben Kohlenstoffzertifikate aus Wiedervernässungen aufgelegt. Jetzt geht es darum, Klimaschutz durch Moorschutz in großem Stil umzusetzen, das zeigte die Konferenz. Dafür müssen noch politische, administrative und finanzielle Rahmenbedingungen gestaltet werden, finden auch Vertreter*innen aus Naturschutz, Landwirtschaft und Unternehmen:

Prof. Dr. Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings, bezeichnete die Wiedervernässung der Moore als gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit ähnlicher Dimension wie der Kohleausstieg. Beim Klimaschutz stehe die Uhr 5 vor 12, bei der Biodiversität sei sie schon abgelaufen. Wolle man Ernährungssicherheit noch sicherstellen, müsse man jetzt anders denken und habe zum Moorschutz keine Wahl. Diesen müssen man jetzt entschieden und gemeinsam vorantreiben, so Niebert in der Podiumsdiskussion der Konferenz.

Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, schätzte die Wiedervernässung der Moore als Generationenprojekt ein, wie es auch die Entwässerung gewesen sei. Es gelte dabei alle mitzunehmen, ehrlich zur Tragweite der Maßnahmen zu kommunizieren und entsprechend langfristig zu fördern. Man müsse den Landnutzern Alternativen bieten. Paludi-PV, also Photovoltaik auf wiedervernässten Moorflächen, könnte dabei ein ‘Kollateralnutzen’ sein.

Wie große Unternehmen für Moorschutz vorangehen können, machte Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands bei OTTO, deutlich: „Die weitgehende Vernässung aller entwässerten Moore ist ein wesentlicher Beitrag zur Klimaneutralität. Deshalb wollen die Otto Group und OTTO mit ihrer Unterstützung des Moorschutzprojekts „toMOORow“ ein Signal senden, wie wirksamer Klimaschutz direkt vor der eigenen Haustür gelingen kann. Wir haben bereits mehrfach bewiesen, dass Innovation und Kooperation zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können. Daher ist es grundsätzlich denkbar, dass Paludi-Kulturen als alternativer Rohstoff etwa bei Verpackungen oder Möbeln zum Einsatz kommen könnten. Wie und in welchem Rahmen das möglich ist, gilt es aber noch zu klären.“

Hintergrund

Die Konferenz „Moorschutz ist Klimaschutz“ ist Teil des Projektes MoKli – Moor- und Klimaschutz mit Landnutzern realisieren. Dieses entwickelt praxistaugliche Lösungen, um den Moorschutz in die Fläche zu bringen. In fünf Modellregionen in den moorreichen Bundesländern betreibt es Aufklärung zu Moor- und Klimaschutz, berät zur Umstellung auf Paludikultur, baut Kooperationen auf und regt neue Verwertungsketten für Moor-Biomasse an. Im Projekt wurde auch ein neues Berufsbild entwickelt: Moor-Klimawirt*innen sind Landwirt*innen, die Klimaschutzleistungen bei der Bewirtschaftung von Moorböden erbringen. Um viele von ihnen von torferhaltenden Wirtschaftsweisen zu überzeugen, müssen die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen mit einem Bündel von Instrumenten angepasst werden.

MoKli wird vom Deutschen Verband für Landschaftspflege zusammen mit zwei Partnern im Greifswald Moor Centrum (Succow Stiftung & Universität Greifswald) durchgeführt. Es wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.

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