Stiftungsdirektor Axel Drecoll: „Der Tod von Leon Schwarzbaum erfüllt uns mit tiefer Trauer, mich ganz persönlich, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, der er über viele Jahre eng verbunden war. Leon Schwarzbaum, dessen gesamte Familie im Holocaust ermordet wurde, konnte erst im hohen Alter öffentlich über seine Verfolgungsgeschichte sprechen. Seitdem hatte er es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, Zeugnis abzulegen von seinem Leidensweg durch mehrere Konzentrationslager – sei es als Zeitzeuge im Gespräch mit Jugendlichen oder als Zeuge bei den letzten Prozessen gegen KZ-Wachmänner. Mit seinem ebenso eindrucksvollen wie berührenden Film ‚Der letzte Jolly Boy‘ von 2019 hat der Filmemacher Hans-Erich Viet ein bleibendes Denkmal für Leon Schwarzbaum gesetzt. Mit Trauer und Dankbarkeit denken wir an den liebenswürdigen Menschen und eindringlichen Zeitzeugen.“
Der 1921 in Hamburg geborene Leon Schwarzbaum wuchs in Polen auf. Im Alter von 18 Jahren wurde er mit seiner Familie in ein Ghetto deportiert und später in die Konzentrationslager Auschwitz, Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt. Hier musste er im Außenlager Berlin-Haselhorst für die Firma Siemens Zwangsarbeit leisten. Kurz vor Kriegsende gelangte er in das Hauptlager Sachsenhausen und wurde wenig später auf den Todesmarsch getrieben. Kurz vor Schwerin wurde Schwarzbaum Anfang Mai 1945 von einer amerikanischen Einheit befreit. Nach der Befreiung ließ er sich in Berlin nieder, wo er als Kunst- und Antiquitätenhändler tätig war.
Erst im Alter von 90 Jahren hat Leon Schwarzbaum in der Öffentlichkeit über sein Verfolgungsgeschichte gesprochen. Nicht nur in der Gedenkstätte Sachsenhausen und in der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald hat er seitdem in zahlreichen Zeitzeugengesprächen vor allem junge Menschen tief beeindruckt. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er bekannt, als er 2016 als Nebenkläger im Prozess gegen einen SS-Mann in eindringlichen Worten an den Angeklagten appellierte, der Nachwelt sein Wissen über die Mordmaschinerie in Auschwitz mitzuteilen – leider vergeblich. Im derzeit in Brandenburg an der Havel stattfindenden Prozess gegen einen mutmaßlich SS-Wachmann im KZ Sachsenhausen wollte er am Freitag dieser Woche als Zeuge aussagen.
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