Wir schreiben das Jahr 2454. Die Menschheit befindet sich in einem hart erkämpften goldenen Zeitalter, in dem Religionen und auch Nationalstaaten keinen Platz mehr haben. Sieben Fraktionen – die sogenannten Hives – regieren nun gemeinsam die Welt, deren Herrschaft durch eine wohlwollende Zensur, statistische Analysen und technologischen Reichtum gestützt wird. Aber das Fundament dieser neuen Welt ist brüchig … Verurteilt für seine Verbrechen und gefeiert für seine Talente gilt Mycroft Canner als das bevorzugte Instrument einiger der mächtigsten Menschen der Welt, um Dinge gerade zu rücken. Als er damit beauftragt wird, einen bizarren Diebstahl zu untersuchen, findet er sich unvermittelt auf der Spur einer Verschwörung wieder, die die Weltordnung der Hives in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Dabei birgt Mycroft selbst bereits ein Geheimnis, das genug Zündstoff enthält, um die Mächtigen ins Chaos zu stürzen: Denn wie wird eine Welt, die alles Göttliche aus ihrem Leben verbannt hat, mit einem 13-jährigen Jungen umgehen, der Wunder vollbringen kann?
Irgendwo zwischen Urban Fantasy, Utopismus und Science Fiction angesiedelt, erschafft die US-Amerikanerin Ada Palmer einen Erzählkosmos von hoher Faszination und enormer Komplexität. Ihre Erzählart allein ist schon außergewöhnlich, aber etwas hebt die Romane, die im Heimatland der Autorin absolute Beststeller sind, noch einmal zusätzlich hervor und sorgte gleichzeig dafür, dass die Bände bislang nicht für den deutschen Markt erschlossen wurden: Terra Ignota entwirft die Vision einer Zukunft, in der die Sprache nonbinär ist. Ada Palmer erprobt in dem Band Genderneutralität als Weiterentwicklung in der Kommunikation, weshalb ihre Figuren in den Dialogen konsequent gendern, der Ich-Erzähler – jener besagte Mycroft Canner – dies aber kontrapunktisch verweigert. Das Buch ist somit ein immanenter Diskurs und ein Beitrag zum öffentlichen Diskurs über das Gendern.
Tricky, wie man Neudeutsch sagt, ist, dass das Gendern in der englischen Sprache einfacher und auch schon weiter entwickelt ist, als bei uns. Für die deutsche Bearbeitung bedeutete dies, sich mit unserer Sprache in einer Form auseinanderzusetzen, für die es eigentlich noch keine allgemeingültigen Regeln gibt. Jo Löffler, Chefredakteur bei Panini sagt dazu: „Derzeit ist die Diskussion, wie man die deutsche Sprache genderneutral gestalten kann, noch lange nicht so weit gediehen, dass es gemeinhin akzeptierte Anwendungsregeln gibt – da ist viel in Bewegung, viel wird noch ausprobiert und es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis sich da ein funktionierendes Regelwerk etabliert hat. Um Ada Palmers Romane umsetzen zu können, mussten wir hier aber einen Weg finden.“ Herausgekommen ist ein Roman, der auf 672 Seiten in Teilen mit einer fast schon eigenen Sprache aufwartet, die sich allerdings am aktuellen Stand des Genderns orientiert. Teilweise wurden Übersetzerin Claudia Kern und Lektor Peter Thannisch allerdings vor Probleme gestellt, mit denen sie sprachliches Neuland betraten: „Ada Palmers Dem Blitz zu nah ist eine sprachliche und kulturelle Tour de Force, die auf einzigartige Weise das komplexe Zusammenspiel zwischen Individuen und der Gesellschaft, in der sie leben, beleuchtet“, sagt Claudia Kern und führt weiter aus: „ Diese Welt warf für mich als Übersetzerin viele spannende Fragen über unsere Vorstellung von Geschlechtern und deren sprachliche Umsetzung auf, und ich bin gespannt, wie die Lesenden darauf reagieren werden.“
Dem Blitz zu nah ist nicht nur inhaltlich eine brillante, in der Zukunft spielende Fantasy-Story, sondern auch ein Beispiel dafür, wie genderneutrale Sprache in der Literatur künftig aussehen könnte … oder eben auch nicht. Sicher ist, dass dieser Punkt die Leserschaft und den Kritiker:innen polarisieren wird – vielleicht bietet er aber auch der Diskussion um die Öffnung unserer Sprache neue Möglichkeiten und Aspekte.
Ada Palmer ist Fantasy-Autorin, promovierte Historikerin und Komponistin. Mit ihrem Debüt-Roman Too Like the Lightning (Dem Blitz zu nah) gewann sie bereits 2017 den Compton Crook Award. Darüber hinaus wurde sie mit dem John W. Campbell Award ausgezeichnet. Sie hält Vorlesungen über die früh-moderne Geschichte Europas mit dem Schwerpunkt italienische Renaissance, hat aber auch eine hingebungsvolle Schwäche für die Geschichte der Wikinger und ist eine große Kennerin der Manga-, Anime- und Cosplay-Szene.
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