In der Wiesbadener Bahnhofstraße wohnen während des Zweiten Weltkriegs zwei Familien, wie sie überall in Deutschland leben könnten. In der Nummer 46 lebt die jüdische Familie Strauss, links von ihnen, in der Hausnummer 44, die Familie Moos – bis zum Kriegsende überzeugte Nazis.
Von beiden Nachbarsfamilien ist ein umfangreicher Briefwechsel erhalten, der die gleichzeitige Sicht auf zwei Lebenswelten zulässt: Kriegsgeschehen und nationalsozialistische Überzeugungen einerseits und Unterdrückung, Verfolgung und Deportation andererseits. Die im Buch in einer Auswahl zeitlich, thematisch und räumlich direkt gegenübergestellten Briefe verdeutlichen die Parallelität des Erlebten und liefern ein gar nicht zu überschätzendes Quellenzeugnis für die deutsche Alltagswelt zwischen 1939 und 1945.
Veronika Moos, Leiterin des Malsaals des Hessischen Staatstheaters, ist tief in ihre eigene Familiengeschichte sowie in die der Nachbarn eingetaucht und zeigt anhand von Briefen, wie anders das Leben verlaufen kann, selbst wenn nur wenige Meter dazwischenliegen.
Es lesen: Lina Habicht, Tobias Lutze, Lukas Schrenk
»Nachbarn« erscheint am 23. März 2022 beim Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden
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