„Der russische Angriff auf die Ukraine hat Folgen für die Agrar- und Ernährungspolitik“, erklärt Robert Bednarsky, Landesvorsitzender des BUND Thüringen. „Dass ein Festhalten an intensiver Landwirtschaft jetzt die globale Ernährung absichert, ist allerdings eine Milchmädchenrechnung. Ein damit einhergehender Verlust der biologischen Vielfalt stellt keine Investition in die Zukunft dar. Nur eine intakte Natur mit fruchtbaren Böden und sauberem Trinkwasser trägt langfristig zur agrarpolitischen Unabhängigkeit, Resilienz und letztlich auch zur Ernährungssicherheit bei.“
In seinem Brief an Ministerin Karawanskij spricht sich der Verband dafür aus, die Agrarpolitik noch stärker als bisher auf Umweltschutz, biologische Vielfalt und Tierschutz sowie auf eine wirtschaftliche Perspektive für bäuerliche Betriebe und ländliche Gemeinschaften auszurichten. Thüringen, Deutschland und nicht zuletzt die gesamte Europäische Union müssten sich zum European Green Deal und zur Farm-to-Fork Strategie bekennen. Dabei unterstützt der BUND die geplante Ausnahme zur Futternutzung der ökologischen Vorrangflächen, lehnt jedoch die Aufweichungen der Grundanforderungen im Rahmen der Europäischen Agrarpolitik ab.
Bednarsky: „Die eingeleitete Agrarwende darf jetzt nicht an Fahrt verlieren. Dazu muss der Einsatz von synthetischem Stickstoffdünger reduziert, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zurückgefahren und der Ökolandbau weiter ausgebaut werden. Fördergelder sollten in Zukunft vor allem in regionale und lokale Wirtschaftskreisläufe fließen sowie an konkrete Umweltleistungen gebunden sein. Handlungsleitend sollten hier die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft sein, die im Juli 2021 verbändeübergreifend verabschiedet wurden.“
Eine der wichtigsten Herausforderungen für die Agrarpolitik sieht der BUND Thüringen im Umbau der Nutztierhaltung. „Auch in Thüringen landet ein Großteil der Ackerfrüchte in den Trögen der Tiere“, so Bednarsky. „Das muss endlich ein Ende haben. Wir müssen Tierbestände aus der industriellen Tierhaltung reduzieren und den Konsum tierischer Lebensmittel herunterfahren. Außerdem brauchen wir dringend regionale und betriebliche Bestandsobergrenzen. Auch das ist ein entscheidender Beitrag zur Ernährungssicherheit.“
Bednarsky richtet sich mit einer klaren Forderung an Landwirtschaftsministerin Karawanskij: „Jetzt sind die Agrarministerinnen und Agrarminister an der Reihe, den Umbau hin zu einer klima- und umweltverträglicheren Landwirtschaft voranzubringen, die mehr Raum für Natur schafft und das Tierwohl angemessen berücksichtigt. Nur so können wir langfristig einen Beitrag zu einer unabhängigen Landwirtschaft und Ernährung leisten.“
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