Die regionalen Aspekte des globalen Klimawandels speziell für den Freistaat Bayern sowie erste Ansätze für mögliche Anpassungsstrategien bildeten den Schwerpunkt der virtuellen Auftakt-Konferenz zur Jahresdialogreihe 2022 des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT). Rund 200 Branchenvertreter*innen und Medienvertreter*innen verfolgten den Austausch der Wissenschaftler*innen und Expert*innen zum Einführungs-Thema „Klimawandel vom globalen zum regionalen Maßstab und die Rolle des Tourismus“.

Moderator Prof. Dr. Jürgen Schmude, Professor für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung an der LMU München und wissenschaftlicher Leiter des Bayerischen Zentrums für Tourismus, stellte zunächst das diesjährige Leitthema der Dialogreihe 2022 mit fünf interaktiven Online-Konferenzen vor, die sich mit dem Themenkomplex „Folgen des Klimawandels für den Tourismus“ beschäftigen werden. Auch die Jahrestagung des BZT wird sich am 17. und 18. Mai 2022 dem Thema „Tourismus im Zeichen des Klimawandels – Wachstum, neue Verantwortung, Verzicht …?“ widmen.

Die Auftaktveranstaltung der Dialogreihe 2022 hatte zum Ziel, den Klimawandel unter globalen bis hin zu regionalen Maßstäben zu beleuchten. Hierzu stellte Prof. Dr. Ralf Ludwig, Professor für Angewandte Physische Geographie und Umweltmodellierung am Geographischen Institut der LMU München, unter anderem Ergebnisse des 6. Weltklimarat-Berichts vom 9. August 2021 vor. Ihm zufolge wirkt sich der Klimawandel bereits auf viele Wetter- und Klima-Extreme in allen Regionen weltweit aus.

Mit Messdaten zu Hitzeextremen sei beispielsweise ein Rückschluss auf die menschliche Einwirkung speziell auf Gesamteuropa nachzuweisen, betonte Prof. Dr. Ludwig. Ob Waldbrände in Griechenland, die letztjährige Hitzewelle in Kanada, der Tornado in der Tschechischen Republik, der Gletscherrückgang in den Bayerischen Alpen oder die Ahrweiler Sturzflut – Prof. Dr. Ralf Ludwig hob hervor, dass „die Häufung und Intensität der Extremereignisse ohne einen anthropogen bedingten Klimawandel nicht mehr erklärbar ist – sprich mit von Menschen verursachten Einflüssen.“

Der Wissenschaftler schlug zudem die Brücke zur regionalen Ebene und projizierte anhand der ClimEx Studien in Kooperation mit einem Forschungsteam in Québec, dass in Bayern in den kommenden Jahrzehnten eine Temperaturzunahme in allen Monaten, vor allem im Sommer, eine deutliche Niederschlagszunahme in den Wintermonaten, Trockenheit im Sommer sowie verstärkt Starkniederschläge zu erwarten seien. Ein weiteres Studienergebnis: „Es wird auch mehr extreme Hochwässer in bayerischen Flussgebieten geben.“ Dabei fallen die Veränderungen umso stärker aus, je weniger wirksam die Umsetzung globaler Klimapolitik ist. Das Fazit von Prof. Dr. Ludwig: „Es wird in Bayern im 21. Jahrhundert zu gravierenden Auswirkungen für alle Wirtschafts- und Versorgungsbereiche kommen, auch für den Tourismus.“

Lara Möllney vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, Klima-Zentrum (KliZ), unterstrich, dass durch den Klimawandel unterschiedliche Auswirkungen für einzelne bayerischen Regionen zu erwarten seien. Bei Klimaanpassung spielten nicht nur Kommunen eine zentrale Rolle, sondern auch wirtschaftliche Akteure. Um dabei systematisch Strategien zu entwickeln, bilde das im Vorjahr veröffentlichte Handbuch für die Klimaanpassung in Bayern eine sehr gute Grundlage, das auf der Homepage des LfU abrufbar ist.

Einen Bogen zum globalen Tourismus im Jahr 2030 schlug Dr. Dirk Glaeßer, Direktor des Programms für Nachhaltige Entwicklung bei der United Nations World Tourism Organization (UNWTO). Er zeigte die aktuellen und für das Jahr 2030 modellierten transportbedingten CO2 Emissionen des Tourismus auf. Durch die bei der UNFCCC COP 26 lancierte “Glasgow Deklaration” demonstrierte er zudem, welche Rolle der Tourismussektor spielt, um durch eigene, in der Tourismuspolitik verankerte erhöhte Klimaambitionen dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Wolfgang Wagner, Prokurist und Bereichsleiter der Strategischen Entwicklung der Bayern Tourismus Marketing GmbH (BayTM), zufolge sei das Thema des Klimawandels noch nicht in der Breite der bayerischen Tourismuswirtschaft angekommen. Er sprach sich für eine nachhaltige Destinationsentwicklung aus, was zugleich Lösungen für den Kontext Klimawandel-Anpassungen zur Folge haben würde. Ein großes Potenzial sieht er bei der zukünftigen touristischen Entwicklung des Freistaats zur Ganzjahresdestination.

„Destinationen und Regionen sind die Vorreiter für den Umgang mit dem Klimawandel,“ zeigten sich alle Diskussionsteilnehmer*innen abschließend überzeugt.

Die 2. Zoom-Konferenz im Rahmen der BZT-Jahresdialogreihe 2022 findet am Dienstag, den 5. April 2022, um 10 Uhr zum Thema „Klimawandel und Städtetourismus“ statt.

Alle Fachgespräche der Dialogreihe sind nach der Veranstaltung unter https://bzt.bayern/jahresdialoge/ in ausgewählten Auszügen abrufbar. 

Über den Bayerisches Zentrum für Tourismus e.V.

Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) ist ein An-Institut der Hochschule Kempten. Es wurde im Zuge der neuen Tourismusinitiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gegründet und versteht sich als ein unabhängiger wissenschaftlicher Thinktank. Neben relevanten Forschungsprojekten initiiert und moderiert das BZT den praxisrelevanten Austausch zwischen Wissenschaftlern, Politikern und den verschiedenen Akteuren der Tourismuswirtschaft. Dabei stehen die Vermittlung von Wissen, die Identifikation wichtiger Themen der bayerischen Tourismuswirtschaft, die Vernetzung der bayerischen Tourismusakteure und ein lösungsorientierter Diskurs zur Förderung, Optimierung und Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des bayerischen Tourismus im Fokus. Ziel des BZT ist die Förderung von Tourismuswissenschaft und -forschung sowie die Intensivierung des interdisziplinären Wissens- und Erfahrungsaustauschs. https://bzt.bayern/

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