Auch im Aquarium des Hellabrunner Orang-Utan-Hauses dreht sich alles um den Beziehungsstatus. Unter den gemeinsam in der Aquarium-Säule lebenden Süßwasserfischen wird das besonders bei dem Küssenden Gurami deutlich. Den Namen verdankt der aus Südostasien stammende Zierfisch seinen ausgeprägten Lippen. Auf diesen befinden sich winzige bewegliche Zähnchen, mit denen er Plankton aus dem Wasser saugt und fein raspelt, wobei die unverkennbare „Kussbewegung“ entsteht. Ausschlaggebend für den Kuss mit einem Artgenossen ist jedoch nicht der Ausdruck von Zuneigung: „Hierbei handelt es sich um eine handfeste Auseinandersetzung während der Balz zwischen November und März“, erklärt Lena Bockreiß, die Kuratorin des Aquariums in Hellabrunn, und weiter: „Mit vorgestülpten Lippen wird der männliche Rivale Maul an Maul davongeschoben.“ Ernsthaft verletzt wird dabei zum Glück keiner. „Es handelt sich eher um ein relativ harmloses Kräftemessen unter Konkurrenten“, ergänzt die Kuratorin. Die rund zehn anderen im selben Becken vergesellschafteten Süßwasserfischarten scheint das wenig zu stören, schließlich sind die meist mit der eigenen Partner- oder Futtersuche beschäftigt.
Wer einen genaueren Blick in das Fischbecken wirft, wird bei dem Küssenden Gurami und dem Blauen Fadenfisch ein weiteres, für Fische eher außergewöhnliches Verhalten beobachten: Regelmäßig schwimmen sie an die Wasseroberfläche, um Luft zu holen. Beide Arten zählen zu den sogenannten Labyrinthfischen und besitzen ein Labyrinthorgan, über das sie zusätzlich zur Kiemenatmung Sauerstoff aus der Luft aufnehmen können. Diese Eigenschaft ist in ihrem natürlichen Lebensraum, der sich meist in sauerstoffarmen stehenden Gewässern wie Reisfelder befindet, überlebenswichtig.
Um den Bestand der Fischarten im Aquarium fortlaufend zu erweitern und gefährdete Süß- und Meerwasser Fische zu schützen, unternimmt das Hellabrunner Aquarium-Team stetig Bemühungen zur Nachzucht verschiedener Fischarten. Seit kurzem können die Nachzuchten der beliebten kleinen Anemonenfische bewundert werden, die mit ihrer charakteristischen orangenen Färbung und den drei weißen Streifen auch als Clownfische bekannt sind. Lena Bockreiß sieht in der Nachzucht eine Schlüsselaufgabe von wissenschaftlich geführten Zoos: „Viele Fischarten, wie zum Beispiel die Prachtflossensauger, sind in ihrem Lebensraum gefährdet. In enger Abstimmung mit der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) und der EUAC (European Union of Aquarium Curators) können wir uns an der Zucht gefährdeter Arten beteiligen und einen Beitrag zu deren Fortbestand leisten.“
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