Wieder befragte der Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen seine Mitglieder zur aktuellen wirtschaftlichen Situation und darüber, was für die Perspektive der Betriebe jetzt das Wichtigste sei. In drei Tagen haben 900 gastgewerbliche Unternehmen aus ganz Hessen geantwortet: Die Frustration ist auf einem Höhepunkt.

Fast 64 Prozent der Unternehmer sehen ihren Betrieb in seiner Existenz gefährdet. Dies seien zehn Prozent mehr als noch vor drei Wochen.

„Die Entscheidung der Hessischen Landesregierung, die 2G-Regel im Einzelhandel abzuschaffen, gleichzeitig aber nicht einmal ein Wort in Richtung Perspektive an das Gastgewerbe zu richten, dass mit 2G-Plus die massivsten Einschränkungen trägt, ist für die Branche ein Tiefschlag.“, sagt Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Hessen.

Die Hoteliers, Gastronomen, Clubbetreiber, Caterer und Veranstalter seien nicht blind, so Wagner, man sehe die Diskussionen um Lockerungen angesichts des extrem dynamischen Infektionsgeschehens und Unsicherheiten darüber, ob Lockerungen jetzt, da der Höhepunkt der Infektionswelle wohl noch nicht erreicht sei, sehr wohl: „Aber die Entscheidungen der letzten Monate mit Blick auf die komplizierten Ausnahmen bei 2G-Plus, die totale Uneinheitlichkeit der Bundesländer bei allen Regelungen und jetzt Erleichterungen im hessischen Handel – für den wir uns freuen – machen in ihrer Gesamtheit die Betriebe fassungslos.

Die Betriebe haben das Gefühl, sie werden zur Steigerung der Boosterimpfungen instrumentalisiert, während die Bundesregierung ihr Impfziel krachend verfehlt und fühlt sich als Opfer von Symbolpolitik.“, gibt Wagner den Tenor im Gastgewerbe wieder.

Mit 52 Prozent Umsatzverlust im Januar 2022 gegenüber dem Vorkrisenmonat 2019 und gleichzeitig reduzierten Wirtschaftshilfen sowie steigenden Energiekosten führe diese Gemengelage zu einer tiefen und schweren Depression im hessischen Gastgewerbe.

Demgegenüber zeigten viele Restaurantbetriebe insbesondere in den Städten, an denen an den Wochenenden kaum ein Tisch zu bekommen sei, dass sowohl die Menschen als insbesondere auch die Gastgeber und ihre Mitarbeiter vor allem arbeiten wollen. Das Bild dürfe jedoch nicht täuschen: Gut ein Viertel der hessischen gastgewerbliche Unternehmen müsse aufgrund der aktuellen Situation wegen Unwirtschaftlichkeit schließen und über 50 Prozent der Betriebe meldete für den Februar 2022 Kurzarbeit an.

„Gerade für die Hotellerie an den sonst starken Messe- und Kongressstandorten, alle Beherbergungsbetriebe, die von Firmen und Geschäftsreisenden maßgeblich abhängig sind, sowie die Betriebsrestaurants, Clubs, Discotheken und Veranstalter sind die geplanten Verlängerungen der Kurzarbeitsregelungen überlesenswichtig, um eine Kündigungswelle zu verhindern. Doch auch hier bitten wir die Bundesregierung dringend, die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge beim Kurzarbeitergeld sicher zu stellen. Den Unternehmen fehlt schlicht das Geld nach zwei Jahren Pandemie, um das alleine zu stemmen. Es geht weiterhin um den Erhalt von tausenden Arbeitsplätzen in Hessen.“, so Wagner. Derzeit würden nur noch 50 statt 100 Prozent der Sozialversicherungsbeiträge bei Kurzarbeit übernommen, ab April solle das auf null reduziert werden.

Drei Viertel aller befragten Unternehmen sieht den Entfall der Corona-Einschränkungen wie aktuell die 2G-Plus-Regeln als das wichtigste Nahziel an. Julius Wagner: „Dabei geht es den Betrieben um die Perspektive. Wenn neben ganz wenigen Bereichen unseres öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens nur noch das Gastgewerbe so massiv eingeschränkt ist, fehlt trotz hoher Infektionszahlen, aber zugleich niedrigen Krankenhausbelegungen jedes Verständnis in der Branche. Das Gastgewerbe erwartet von der Politik in Bund und Land jetzt nicht öffentliche Überbietungswettkämpfe und Kontroversen zu Lockerungen oder Absagen daran, sondern einen einheitlich verabredeten, verantwortungsvollen und verständlich erklärten Kurs hinein ins Frühjahr!“

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