Hilke Wagner, Direktorin des Albertinum: „Wir freuen uns über die wichtige Bereicherung im Albertinum. Sowohl für den Bestand der 1920er-Jahre als auch im Bereich der Nachkriegskunst stärken gerade auch Gemälde eines experimentierfreudigen und zudem politisch engagierten Künstlers wie Hans Grundig die in den Jahren der DDR angelegten Schwerpunkte im Sammlungsbestand. Das „Vorstadtbild II“ als eines seiner frühen Werke und das Gemälde „Theatervorhang. Entwurf II“ aus der späten Schaffensphase ergänzen den großen Bestand an Grundig-Gemälden im Albertinum in besonderer Weise, – so können die Facetten seines Werks durch das berühmte Triptychon sowie weiterer Werke Grundigs von seinem Früh- bis zum Spätwerk nachvollzogen werden.“
Das „Vorstadtbild II“ entstand, als Hans Grundig sein Studium an der Dresdner Kunstakademie aufgenommen hatte, jedoch im Widerspruch zur herrschenden Lehrmeinung eher dem Vorbild der expressiven Malerei van Goghs und Edvard Munchs folgte. Der Zustand ohne Ausführung abschließender Details erzeugt die besondere Stimmung und Offenheit des Bildes. Die Kompositionsidee mit den angeschnittenen Figuren erwies sich als richtungsweisend: Sie sollte später sowohl Grundigs sozialkritische Figurenbilder kennzeichnen als auch sein monumentales Triptychon „Das Tausendjährige Reich“ von 1935-38, das ihn als einzigartig politisch-kritischen Künstler auswies, der früh auch surrealistisch arbeitete.
Mit Blattmetalleinlagen ist der „Theatervorhang. Entwurf II“ von 1947 in der Form eines Gemäldes und in einer idealen Farbharmonie ausgeführt. Der Entwurf entstand wohl für ein Dresdner Theater, wurde jedoch nicht umgesetzt. Die zugleich heitere wie nachdenkliche Grundstimmung des Mittelteils wird als Bilderzählung wie in einem Triptychon von zwei seitlichen Szenen gerahmt, in denen eine Frau und ein Mann durch ein Fenster – symbolisch in eine andere, womöglich die Welt des Theaters – hinein- und wieder hinaussteigen, ein golden sprießendes Bäumchen passierend. Der künstlerische Neuanfang nach der Rückkehr aus Konzentrationslager und Strafbataillon 1946 war für den Künstler nicht einfach. Gesundheitlich geschwächt, wurde Grundig, der für kurze Zeit Rektor der wiedereröffneten Dresdner Kunsthochschule war, Formalismus vorgeworfen, seine Werke wurden als nicht positiv realistisch abgelehnt.
Hans Grundig, am 19. Februar 1901 in Dresden geboren, hatte ab 1920 in seiner Heimatstadt an der Kunstgewerbeschule und ab 1922 an der Akademie der Bildenden Künste bei Otto Hettner und Otto Gußmann studiert. Noch vor der Inhaftierung im Konzentrationslager Sachsenhausen hatte Grundig an den Tafeln für das Triptychon „Das Tausendjährige Reich“ von 1935-38 (Albertinum, SKD) gearbeitet, das wie kaum ein anderes Werk der internationalen Kunstgeschichte Ausdruck einer künstlerischen Analyse und Kritik der Zeit des aufkommenden Faschismus ist. Nachdem Hans Grundig nach Jahren der Haft 1946 wieder nach Dresden zurückgekehrt war, versuchte er auf vielfältige Weise einen künstlerischen Neuanfang: Dabei entstand um 1947 die mahnende Bildtafel „Den Opfern des Faschismus“, ebenso der heitere Entwurf für einen Theatervorhang, der gleichfalls zum Bestand des Albertinum gehört.
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