Galt die Malerei des Rokoko nach der französischen Revolution als frivol und unmoralisch, so erlebte sie im 19. Jahrhundert eine Renaissance und war zu Lebzeiten Renoirs überaus präsent. Dieser umfangreiche Band erscheint anlässlich der groß angelegten Ausstellung des Städel Museums und untersucht Renoirs facettenreiche Traditionsverbundenheit über erhellende Gegenüberstellungen seiner Kunst mit Werken des 18. Jahrhunderts sowie von Zeitgenossen.
Als Porzellanmaler ausgebildet, war Renoir bestens mit der Motivwelt von Künstlern wie Antoine Watteau, Jean-Baptiste Siméon Chardin, François Boucher oder Jean-Honoré Fragonard vertraut. Renoir teilt mit dem Rokoko die Vorliebe für bestimmte Themen wie das Flanieren in Parkanlagen und am Flussufer, die Rast im Freien oder das Gartenfest. Ebenso widmete er sich der Darstellung häuslicher Szenen und befasste sich wiederholt mit dem familiären Beieinander sowie mit intimen Momenten wie dem Baden, Lesen oder Musizieren. Neben seiner Orientierung an der Motivwelt des Rokoko schätzte Renoir besonders die lockere und skizzenhafte Malweise sowie die leuchtende Palette dieser Werke, die sowohl für ihn als auch für zahlreiche weitere Künstlerinnen und Künstler im Umfeld des Impressionismus vorbildhaft waren.
Katalog und Ausstellung stellen die interessante Rezeptionsgeschichte des Rokoko im 19. Jahrhundert in Frankreich vor. Durch treffende Gegenüberstellungen der Kunst Renoirs mit Werken des 18. Jahrhunderts sowie seiner Zeitgenossen – Edgar Degas, Édouard Manet, Claude Monet oder Berthe Morisot – entstehen neue Einblicke in die vielseitige Auseinandersetzung des Impressionismus mit dem Rokoko.
Ausstellung: Städel Museum, Frankfurt | 2. März bis 19. Juni 2022
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