Jan Kudrisch (19), selbst noch Auszubildender an der Helios St. Johannes Klinik, fasst spontan den Entschluss zu einer Registrierung in einer Stammzellspenderdatei – und wird bereits nach vier Monaten zur Spende aufgefordert. Erst später teilt man ihm mit, wer diese Spende erhalten soll. Diese Information machte ihn besonders betroffen. So sehr, dass er nun selbst andere dazu auffordern möchte, das gleiche zu tun.

Kaum jemand, der sich in der Stammzellspenderdatei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lässt, wird auch tatsächlich zur Spende gebeten. Denn die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der folgenden zehn Jahre zum Stammzellspender zu werden, beträgt lediglich rund 1,5 Prozent. Umso überraschter war Jan Kudrisch, Auszubildender der Pflegeschule am Helios Klinikum Duisburg, als er den dazugehörigen Anruf von der DKMS erhielt, nur 16 Wochen nach seiner Registrierung. Bis dahin hatte der 19-Jährige sich, wie wahrscheinlich die meisten Eingetragenen, noch nicht einmal konkret darüber informiert, was er für eine solche Spende überhaupt würde tun müssen. "So weit denkt man gar nicht in dem Moment. Das Set für die Registrierung wird einem nach Hause geschickt, man sendet es zurück und das war es dann erst einmal."

Schaut man sich die Statistik an, wird deutlich, dass etwa alle 45 Minuten in Deutschland ein Mensch an Leukämie erkrankt. Der Begriff fasst dabei mehrere Erkrankungen des blutbildenden Systems zusammen. Allen gemein ist, dass sich dabei Blutzellen im Knochenmark verändern und diese fehlerhaften Varianten sich dann unkontrolliert vermehren. So verhindern sie die Bildung neuer, gesunder Blutzellen, was, je nach Krankheitstypus akute oder sich langsam einschleichende Beschwerden verursachen kann. Hier bedeutet die Übertragung gesunder Stammzellen dann oftmals die einzige Chance auf Heilung. Dementsprechend wichtig ist es, dass sich möglichst viele Menschen in der dazugehörigen Datenbank befinden, um zeitnah einen passenden Spender zu finden. Für eine Stammzellenspende gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten der Entnahme, die periphere Stammzellentnahme oder die Knochenmarkpunktion. Bei der ersten Methode sind weder eine Vollnarkose noch ein stationärer Klinikaufenthalt nötig und sie findet bei über 80 Prozent der Fälle Anwendung. Die Entscheidung der Entnahmemethoden liegt bei den behandelnden Ärzt:innen.

Jan Kudrisch musste sich der zweiten Variante – einer Knochenmarkpunktion – unterziehen, was für ihn zwar einen kurzen stationären Aufenthalt bedeutete, allerdings kein Hindernis darstellte. "Das Ganze ist wie ein Lotto-Gewinn oder noch bedeutender – nur eben nicht für mich, sondern für die Person, die einen Spender gefunden hat. Das muss man sich mal vor Augen halten", so der engagierte angehende Krankenpfleger. Aber auch ein Abbruch ist jederzeit möglich, sollte man sich doch nicht wohlfühlen. Zwei Wochen beschäftigte er sich mit nichts anderem als dem bevorstehen Eingriff, aber nichts rüttelte an seiner Entscheidung. Aufgeregt war er trotzdem, überstand aber alles gut. "Danach fühlte ich mich zwar so, als hätte ich einen üblen Muskelkater. Als ich dann aber am Ende erfuhr, dass die Spende für ein Kind aus Großbritannien im Grundschulalter war, dessen Leben noch nicht mal richtig gestartet ist, wurde mir noch mal ganz anders. Ich hoffe so sehr, dass ich helfen konnte." Daher appelliert er nun an jeden, sich bei der DKMS zu registrieren. "Wenn man mit so wenig Aufwand ein Leben retten kann, gibt es kein Argument mehr dagegen." Kennengelernt hat Jan Kudrisch seinen "Gegenpart" nicht. "Dennoch fühle ich mich ihm verbunden – zumindest ein kleines bisschen."

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