Der deutsche Arbeitsmarkt steht kurz vor einem tiefgreifenden Umbruch: In den kommenden Jahren gehen die Babyboomer in Rente – in vielen Bereichen droht daher ein noch größerer Fachkräftemangel. Entscheidend wird sein, wie gut die deutschen Städte und Regionen ihre Erwerbstätigen halten und neue hinzugewinnen können. Das IW hat berechnet, wie sich die Größe der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter entwickelt, wenn die Deutschen ähnlich wie in den vergangenen Jahren umziehen werden. Die Modellrechnung zeigt, dass Leipzig seine Bevölkerung im Alter zwischen 20- bis 64 Jahren bis zum Jahr 2030 um rund 26 Prozent durch Zuzüge steigern kann. Knapp dahinter folgt Potsdam mit 23,5 Prozent. Basis der Berechnungen sind die Veränderungen der amtlichen Bevölkerungszahlen verschiedener Geburtsjahrgänge in den vergangenen fünf Jahren.
Ländliche Gebiete im Osten verlieren
Am schlechtesten sieht die Modellrechnung für den Landkreis Lüchow-Dannenberg aus: In den kommenden Jahren werden deutlich mehr Bürger im erwerbsfähigen Alter ab- als zuwandern. Der Wanderungsverlust beläuft sich bei den 20- bis 64-Jährigen im Jahr 2030 hier auf rund sieben Prozent. Und auch die kreisfreie Stadt Trier verzeichnet mit 6,8 Prozent ein großes Minus. Ansonsten finden sich die Gebiete mit den stärksten Verlusten vorwiegend in den ländlichen Gebieten in Ostdeutschland. Dabei ist der Wegzug der Abiturienten zum Studium in die größeren Städte ein entscheidender Faktor. Auch wenn in der dritten und vierten Lebensdekade stärkere Wanderungsbewegungen in den ländlichen Raum zu verzeichnen sind, gleichen sich diese Verluste bei Weitem nicht mehr aus.
Junge Menschen an ihre Heimat binden
„Die Regionen müssen für junge Menschen ein Umfeld schaffen, in das diese gerne zurückkehren“, sagt Studienautor Wido Geis-Thöne. „Im zweiten Schritt sollten sie dann auch gezielt Fachkräfte aus dem In- und Ausland ansprechen und versuchen, sie für einen Zuzug zu gewinnen.“ Haben sie hierbei Erfolg, können sich Wanderungsgeschehen und Bevölkerungsentwicklung sehr viel günstiger darstellen als in den IW-Modellrechnungen.
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