Der kleine Junge, der die Wutausbrüche des betrunkenen Vaters täglich ertragen muss. Das Mädchen, das auf die kleine Schwester aufpasst, weil die Mutter „vollgedröhnt“ im Bett liegt. Die Kinder, die auf die Klassenfahrt verzichten müssen, weil der Vater das gesamte Geld in der Spielhalle verzockt hat.

Von solchen oder ähnlichen Situationen sind etwa drei Millionen Kinder in Deutschland betroffen. In den meisten Fällen handelt es sich um Alkoholabhängigkeit, doch auch geschätzt bis zu 150.000 Kinder leben mit glückspielsüchtigen Eltern zusammen. Unabhängig davon, um welche Sucht es sich handelt, bedeutet die Suchterkrankung oftmals eine große Belastung für die gesamte Familie. Soziale Probleme, wie Arbeitslosigkeit, Verschuldung und Stigmatisierung, erschweren die Situation zusätzlich.

Suchtkrankheiten sind gesellschaftlich nach wie vor stigmatisiert und bleiben nach außen oft lange unerkannt. Von Schamgefühl begleitet fällt es allen Familienmitgliedern schwer, die Problematik zu offenbaren und Hilfen in Anspruch zu nehmen. Besonders die Kinder lernen früh das Familiengeheimnis zu bewahren, was oft zu einer sozialen Isolation außerhalb des Elternhauses führt. Das Risiko für diese Kinder selbst suchtkrank zu werden oder eine andere psychische Erkrankung zu entwickeln ist stark erhöht.

Unsere Forderung: Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien in den Fokus des pädagogischen Handelns rücken!

Premiere in der Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien, die vom 13. bis 19. Februar 2022 stattfindet, hat der Kurzfilm der Fachstelle für Suchtprävention „Etwas stimmt nicht“. Mit diesem Video, dessen Ende offen ist, und einem pädagogischen Begleitmaterial können Lehrpersonen und Jugendmitarbeitende gemeinsam mit Jugendlichen über dieses Thema ins Gespräch kommen und die unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten des jungen Protagonisten reflektieren und vergleichen. Mehr Informationen dazu: https://www.berlin-suchtpraevention.de/bestellportal/

Darüber hinaus rücken wir betroffene Kinder in den Fokus und veranstalten am 14. Februar eine Online-Veranstaltung für pädagogische Fachkräfte, in der am Beispiel von Glücksspielsucht in der Familie die für die Kinder einhergehenden Belastungen und pädagogische Handlungsoptionen beleuchtet werden. Anmeldung unter anmeldung@berlin-suchtpraevention.de.

„Ob in der Schule oder Kita, im Sportverein oder in der Freizeiteinrichtung, das Thema Sucht in der Familie sollte kein Tabu sein. Wenn wir es schaffen, Schritt für Schritt in der Gesellschaft ein Bewusstsein hierfür zu erzeugen, können wir die Kinder erreichen, die sonst im Schatten der Sucht stehen würden. Insbesondere mit dem Projekt „Weitblick“ setzen wir uns seit vielen Jahren engagiert dafür ein!“, so Anke Timm, Geschäftsführerin der Fachstelle für Suchtprävention Berlin.

Berlin verfügt über verschiedene niedrigschwellige Unterstützungsangebote für Betroffene. Auf den Webseiten www.suchtzuhause.de bzw. www.etwasstimmtnicht.de finden Sie u.a. Informationen zum Hilfesystem sowie Erfahrungsberichte von Kindern aus suchtbelasteten Familien, die vermitteln, dass die Kinder mit ihrer Situation nicht alleine sind und es hilft, darüber zu sprechen. Alle Veranstaltungen, die im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien stattfinden, finden Sie auf der folgenden Webseite: https://coa-aktionswoche.de/mitmachen/aktivitaeten. Sie ist eine Initiative von Nacoa Deutschland e.V. und Such(t)- und Wendepunkt e.V.

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