Die meisten Autofahrer wechseln ihr Fahrzeug alle drei bis fünf Jahre. Das bedeutet, dass ein Autokauf zweimal pro Jahrzehnt oder sogar öfter vollzogen wird. Das Risiko betrogen zu werden, ist jedoch bei jedem Autokauf eine gegenwärtige Gefahr.

Kürzlich hat die Autohistorie-Plattform carVertical versucht, herauszufinden, wie das Ausmaß des Kilometerstandbetrugs zwischen den einzelnen Ländern variiert. Das Unternehmen führte  hierzu eine Studie durch, die auf fast 900.000 Fahrtenbuchabfragen aus dem Jahr 2021 basiert. Die Ergebnisse zeigen, wie weit verbreitet Kilometerstandmanipulationen immer noch sind. Doch einige der anderen Ergebnisse könnten Sie überraschen!

Aus den Daten geht hervor, dass Manipulation am Kilometerstand in Lettland am weitesten verbreitet ist. Bei mehr als 24 Prozent der auf carVertical überprüften lettischen Fahrzeuge  wurden die Kilometerstände verändert. Diese erschreckende Zahl lässt darauf schließen, dass jeder vierte lettische Gebrauchtwagenkäufer ein Auto erhält, das von Kriminellen manipuliert wurde.

Der zweite Platz für den größten Anteil an Kilometerbetrug geht an Rumänien. Jeder fünfte Gebrauchtwagen bzw. fast 20 Prozent der auf carVertical überprüften Autos in Rumänien wiesen Probleme mit dem Kilometerstand auf.

Auch in den anderen baltischen Staaten sieht es ebenfalls nicht besonders gut aus: Estland  besitzt den drittgrößten Anteil an manipulierten Gebrauchtwagen, Litauen liegt in der Statistik auf dem vierten Platz. Russland und die Ukraine gehören ebenfalls zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Fahrzeugen mit Tachomanipulationen.

Andererseits sieht die Situation in einigen mittel- und südeuropäischen Ländern viel besser aus. Aber selbst auf den "saubereren" Märkten gibt es dennoch eine große Anzahl von manipulierten Fahrzeugen. Jeder zehnte auf carVertical überprüfte Gebrauchtwagen in der Tschechischen Republik, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Serbien weist einen Kilometerstandbetrug auf. In Polen und Ungarn liegt der Anteil der manipulierten Fahrzeuge inzwischen bei 12 bzw. 14 Prozent.

Kollateralschaden für die europäische Wirtschaft

Der Leiter der Kommunikationsabteilung von carVertical, Matas Buzelis, stellt fest, dass Transparenzprobleme in Europa jedes Jahr Milliarden von Euro kosten. Wer billig kauft, denkt, dass er ein Schnäppchen macht, aber wenn das Auto eine dubiose Vorgeschichte hat, muss oftmals viel mehr Geld für Reparaturen im Nachhinein ausgeben werden. 

"Deutschland, Frankreich, Belgien, die Niederlande und Italien sind die wichtigsten Herkunftsländer von Gebrauchtwagen für die osteuropäischen Märkte. Grenzüberschreitende Autotransaktionen sind am riskantesten, denn genau in diesen Fällen, werden die Kilometerstände oft manipuliert. Das sogenannte Car Clocking gilt in Fachkreisen als unsichtbares Verbrechen. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge verursacht es allein in Europa jährlich einen wirtschaftlichen Schaden von mehr als 9 Milliarden Euro", erklärt Buzelis.

Das Problem hierbei ist, dass kriminelle Autodiebe oftmals nicht effizient von den Behörden verfolgt werden können. Grund hierfür ist die komplizierte Gesetzgebung, welche die Strafe für ein solches Verbrechen genauer beschreibt.

Während einige westeuropäische Länder dafür bekannt sind, dass sie hohe Geldstrafen oder sogar Haftstrafen für Kilometerstandbetrüger verhängen, gibt es in schwächeren Märkten, mit durchschnittlich älteren Fahrzeugen, wiederum nicht genügend Ressourcen, um eine strafrechtliche Verfolgung effizient durchzusetzen.

Autos mit falschen Kilometerständen sind viel schwerer zu verkaufen

2021 war aufgrund der weiterhin anhaltenden Halbleiterkrise ein schwieriges Jahr für die Automobilindustrie. Niemand wollte sein geleastes Auto loswerden, weil es kein Fahrzeug gab, mit dem man es ersetzen konnte. Gebrauchtwagenkäufer haben es nach wie vor schwer, denn auf dem Gebrauchtwagenmarkt herrscht ein spürbarer Mangel an makellosen Autos. 

Laut carVertical wird uns das Jahr 2022 auch weiterhin mit den gleichen Problemen beschäftigen. Buzelis weist darauf hin, wie wichtig es sei, beim Kauf eines Gebrauchtwagens die Fahrzeughistorie prüfen zu lassen. "Es stimmt, dass es bei all den Unterbrechungen der Lieferkette in den letzten Jahren nur wenige einwandfreie Fahrzeuge gibt. Das ist jedoch kein Grund, einfach drauflos zu kaufen. Durch eine Überprüfung der Fahrzeughistorie lassen sich viele der üblichen und auf dem Markt gängigen Betrügereien ausschließen. So auch Tachomanipulationen, die zu den häufigsten Problemen gehören.“

Fahrzeuge mit Kilometerstandbetrug sind nicht nur anfälliger und teurer im Unterhalt, sie lassen sich zudem auch nur sehr schwer zum Originalpreis oder sogar billiger verkaufen. Nach Angaben des Automobilexperten zahlen Käufer für Autos mit falschen Kilometerständen oft bis zu 25 Prozent mehr. Und mit zunehmender Transparenz auf dem Markt wird es immer schwieriger, ein solches Auto wieder zu verkaufen.

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