Sichere Anlageformen bringen kaum mehr oder gar Minus-Zinsen. Die Inflation ist deutlich angestiegen. Anlageformen wie Aktienfonds beziehungsweise ETFs schwanken stark im Wert und ihre nähere Perspektive ist sehr ungewiss. Die Zinsen für Immobiliendarlehen sind zuletzt gestiegen, aber immer noch historisch niedrig. Auf der anderen Seite: Immobilien zu kaufen, ist inzwischen sehr teuer, gerade auch in Berlin. Die Kaufpreise sind weit stärker gestiegen als die Mieten. Dennoch fragen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher, ob sie die noch niedrigen Zinsen nutzen, sich den Immobilienwunsch erfüllen und damit auch fürs Alter vorsorgen sollten.

Neben- und Folgekosten des Immobilienkaufs bedenken

Vor dem Hintergrund der hohen Kaufpreise sollte ein Immobilienkauf sehr gut überlegt sein. Kaufinteressenten sollten alle Folgekosten des Immobilienkaufs in ihre Überlegungen einbeziehen und bedenken, dass der Darlehenszinssatz nach Auslaufen der Zinsbindung sehr viel höher sein kann als heute. Zudem nimmt der Erwerb einer Immobilie Flexibilität. Beim Kauf fallen erhebliche Nebenkosten an, in Berlin insgesamt rund 15 %. Diesen Kosten steht kein materieller Wert gegenüber. Auch ist ein Immobilienkauf, wenn man ihn gründlich genug angeht, mit erheblichem Aufwand verbunden. Auch nach dem Kauf haben Eigentümer mehr laufenden Aufwand als Mieter, so müssen sie sich alleine oder im Rahmen der Eigentümergemeinschaft um die Instandhaltung kümmern.

Immobilie als Altersvorsorge?

Für eine Immobilie wenden Verbraucher einen Großteil ihres Geldes auf. Das birgt für den Fall, dass sie später verkauft werden soll oder muss, ein erhebliches Risiko. So kann es sein, dass die Lage der Wohnung unbeliebt wird, etwa weil sie abgelegen ist, man dort einer hohen Lautstärke ausgesetzt ist oder sich die soziale Struktur ändert. Auch können die Immobilienpreise insgesamt fallen. Mit einem Portfolio aus anderen Anlageformen inklusive weltweit gestreuter Aktienanlage ist die Risikostreuung deutlich breiter. Wer seine Immobilie im Alter behalten möchte, muss daneben für ausreichend liquides Alterseinkommen sorgen, für die Lebenshaltung und die Instandhaltung der Immobilie. Eine Immobilie lässt sich im Alter nicht ohne weiteres verzehren wie andere Anlageformen.

Belastung oder mehr Lebensqualität

Ob der Kauf einer Immobilie wirtschaftlich noch sinnvoll sein kann, hängt neben der künftigen Entwicklung des Immobilienwerts wesentlich davon ab, wie das Spargeld angelegt werden würde, wenn keine Immobilie gekauft wird. Wer stattdessen monatlich in Aktien-ETFs investiert, sehr lange Zeit hat, starke Wertschwankungen aushält und etwa ergänzend eine Betriebsrente sinnvoll nutzen kann, für den ist die Immobilie im Verhältnis unattraktiver als für den konservativen Sparer.

Volker Schmidtke, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Berlin, rät: „Letztendlich müssen sich Kaufinteressenten fragen: Ist die eigene Wohnung oder das Haus eher eine Belastung für mich oder schafft sie real mehr Lebensqualität? Gerade wenn die Finanzierung komplett durchgerechnet nur gerade so leistbar ist, lässt sich die Altersvorsorge derzeit oft besser ohne eigene Immobilie gestalten.“

 

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