Obwohl die Inflationserwartungen hoch bleiben, sieht die Europäische Zentralbank (EZB) keine Veranlassung, sie mit neuen geldpolitischen Maßnahmen zu bekämpfen: Im Gegensatz zu den Notenbanken vieler Industrieländer hält sie an der Politik des billigen Geldes fest und den Leitzins auch weiterhin auf null. In die Bauzinsen kommt dennoch Bewegung – durch das Vorgehen der US-amerikanischen Notenbank Fed sowie Unsicherheiten über die weitere Inflationsentwicklung.

Voraussichtlich ab März schreitet die Fed zur Tat: Mindestens vier Zinserhöhungen um + 0,25 Prozent sind dieses Jahr zu erwarten, Notenbank-Chef Jerome Powell schließt sogar weitere und größere Zinsschritte nicht aus. Laut Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, bewegt das auch die hiesigen Finanzierungskonditionen: „Die Märkte sind aktuell relativ volatil, seit Anfang des Jahres steigen die Zinsen für Baufinanzierungen tendenziell leicht an. Zuletzt wurden vier Zinserhöhungen der Fed eingepreist und die jüngste Ankündigung, dass bis zu sieben Schritte möglich sein könnten, bringt nun erneut Unruhe.“ Der Zins für ein repräsentatives 10-jähriges Baudarlehen beginnt aktuell bei 0,89 Prozent (Stand: 02.02.2022), zum Jahreswechsel lag er bei 0,73 Prozent.

Müsste die EZB der Fed jetzt folgen?

Dem Vorbild ihres amerikanischen Amtskollegen folgt EZB-Chefin Christine Lagarde nicht, sie behält ihren Kurs des billigen Geldes bei. „Verständlich“, meint Michael Neumann von Dr. Klein: „Die EZB hat nicht den Spielraum der Fed. In den USA brummt die Konjunktur, die Beschäftigung ist sehr hoch und ungefähr auf dem Niveau vor der Pandemie.“ Weil die Wirtschaft dort mittlerweile keinen finanziellen Stimulus mehr brauche, könne sich die Fed nun darauf konzentrieren, die Inflation in den Griff zu bekommen. „In Europa haben wir komplett andere Rahmenbedingungen: Hier muss die EZB einerseits eine übermäßige Inflation verhindern, gleichzeitig aber auch eine Schuldenkrise durch überlastete Staaten vermeiden“, so Neumann weiter. „Um die heterogene wirtschaftliche Entwicklung und Leistungsfähigkeit der Mitgliedsstaaten auszugleichen, muss sie abwartender und vorsichtiger als die Fed vorgehen.“

Noch immer: Inflation übertrifft Erwartungen

Grassierende Inflation, schwächelnder Euro, Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale – auch aus den eigenen Reihen der EZB werden die Forderungen lauter, die Geldpolitik schneller zu straffen. Zumal sich die Erwartung, dass die Inflation zum Jahresbeginn merklich nachlässt, nicht erfüllt: Für Deutschland schätzt das Statistische Bundesamt nur einen leichten Rückgang auf 4,9 Prozent im Januar. Die Daten für die Euro-Länder signalisieren ebenfalls keine Entspannung, für den gesamten Euro-Raum prognostiziert das Europäische Statistikamt sogar einen Zuwachs. „Wenn die Inflationserwartung in den nächsten Monaten nicht deutlich zurückgeht, wird die EZB ein höheres Tempo beim Rückgang der Kaufvolumina an den Tag legen“, erwartet Michael Neumann. Steigende Zinsen in der Baufinanzierung wären die Folge. Auch dass die EZB derzeit noch nicht aktiv wird, sich aber alle Möglichkeiten für eventuelle Anpassungen offen hält,  könne sich auf die Zinsen auswirken: „Die Märkte mögen diese Unsicherheiten nicht – das sehen wir an zuckenden Zinsbewegungen und kleineren Ausschlägen in beide Richtungen.“

Leitzinserhöhung in weiter Ferne  

In der EZB-Ratssitzung im Februar war die Anhebung des Leitzinses erneut kein Thema – er bleibt weiterhin auf null. Ein erster Schritt wird für Frühjahr 2023 erwartet, einige Ökonomen rechnen Ende 2022 damit. Für Verbraucher spielt der genaue Zeitpunkt dabei keine wesentliche Rolle: Sparer profitieren nicht merklich von einem kleinen ersten Zinsschritt. Auch Immobilienkäufer bekommen eine Leitzinsänderung nicht unmittelbar zu spüren, denn die Erwartung einer Zinswende in Europa wird nach und nach eingepreist. Laut Michael Neumann von Dr. Klein wird die spannendere Frage sein, wie groß der Spielraum der EZB für Zinserhöhungen und den Abbau der Bilanz ist – denn das könne die Konditionen für Baufinanzierungen direkter beeinflussen als die Anhebung des Leitzinses. „Kurzfristig rechne ich nicht mit großen Veränderungen, tendenziell werden die Immobilienkredite in den nächsten Monaten aber wahrscheinlich etwas teurer“, so seine Prognose.

Tendenz
Kurzfristig: geringes Aufwärtspotenzial
Mittelfristig: leicht aufwärts  

Über die Dr. Klein Privatkunden AG

Die Dr. Klein Privatkunden AG ist einer der größten Finanzdienstleister Deutschlands und bereits seit 1954 am Markt etabliert. Mit über 700 Beraterinnen und Beratern in deutschlandweit mehr als 250 Büros hat das Unternehmen die meisten Standorte der Branche. Die Spezialisten von Dr. Klein beraten in den Bereichen Baufinanzierung, Versicherung und Ratenkredit.

Dr. Klein arbeitet mit über 600 Kredit- und Versicherungsinstituten zusammen und berät umfassend, anbieterneutral und kostenfrei. So erhalten die Kunden maßgeschneiderte Finanzierungen und günstige Konditionen. Dafür wird das Unternehmen immer wieder ausgezeichnet, zuletzt zum achten Mal in Folge mit dem "Deutschen Fairness-Preis". Dr. Klein ist eine 100%ige Tochter des an der Frankfurter Börse im MDAX gelisteten technologiebasierten Finanzdienstleisters Hypoport SE.

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