Frau Dr. Kollmann, Sie haben inmitten der Corona-Pandemie ein eigenes Unternehmen gegründet. Wie funktioniert das?
Ohne den notwendigen Mut, etwas Neues auszuprobieren und ohne die entsprechende Neugierde ist ein solches Projekt nahezu zum Scheitern verurteilt. Für mich bietet die Selbstständigkeit jedoch den idealen Rahmen für Aspekte, die mir wichtig sind.
Welche sind das?
Unabhängigkeit, flache Hierarchien und ein hoher Grad an Eigenverantwortung. Bereits während meines Studiums habe ich selbstständig gearbeitet und es sehr genossen, frei entscheiden zu können, wann, wo und mit wem ich arbeite. Während der Elternzeit mit meinem zweiten Kind habe ich mir den lang gehegten Wunsch erfüllt, mein eigenes Unternehmen zu gründen. Eines der wenigen Konzepte, das für mich als „Working Mom“ in puncto Work-Life-Balance so gut funktioniert, insbesondere in Kombination mit unserem Business und der Branche, in der wir uns bewegen.
Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell?
Wir sind europaweit im Einkauf und Vertrieb von Medical Devices tätig, also Pandemieartikel wie etwa Schnelltests, Masken, Desinfektionsmittel und weitere Nischenprodukte. Hier arbeiten wir sehr eng mit Städten, Gemeinden, Kitas, Händlern oder Apotheken zusammen. Aber auch branchenübergreifend mit großen Konzernen. Zudem unterstützen wir Kunden durch sogenanntes Sourcing gezielt dabei, ein spezielles Produkt zu beschaffen, in einen Markt einzutreten oder einen Geschäftspartner zu suchen.
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Unser oberstes Ziel ist es, die Nachfrageseite mit der Angebotsseite erfolgreich zu verknüpfen. Wir setzen auf exzellente Produktqualität und schnelle, zuverlässige Lieferungen. Bestellungen bearbeiten wir am gleichen Tag, damit die Ware am nächsten Morgen verschickt werden kann. So vergehen vom Tag der Bestellung bis zur Anlieferung meist nur zwei bis drei Werktage. Teilweise beliefern wir sogar innerhalb weniger Stunden. Dies ist in unserer Branche ein enormer Wettbewerbsvorteil. Ein Großteil der Pandemieartikel wird in China produziert. Mit Blick auf die kritische Situation der weltweiten Lieferketten, ist die Wahl der richtigen Händler umso wichtiger. Bei den FFP2-Masken hingegen sieht es besser aus. Es gibt eine Vielzahl deutscher Produzenten mit exzellenter Produktqualität, mit denen ich in regelmäßigem Austausch bin, auch durch meine Funktion als Vorsitzende des Maskenverband Deutschland e.V.
Wie ist die KOLLMANN´s GmbH heute aufgestellt?
Wir haben uns von einem Family Business zu einem soliden Unternehmen mit rund 15 Mitarbeitern entwickelt, darunter sind auch einige Freelancer. Die Tendenz ist steigend, fast jeden Monat kommt jemand Neues dazu. Es ist uns in Summe gelungen, strukturiert zu wachsen, einen festen Kundenstamm aufzubauen und in gesunde Bahnen zu kommen. Dieser Erfolg fußt nicht zuletzt auf unseren zuverlässigen Partnern und unserem internationalen Team. Wir legen keinen Wert auf den perfekten Lebenslauf, sondern prüfen, ob die Person als Mensch zu uns passt und den für Vertrieb notwendigen Ehrgeiz mitbringt. Wir ergänzen uns hervorragend und können so die unterschiedlichen Ansprüche unserer Kunden sehr gut bedienen, oft sogar in der jeweiligen Landessprache. Zudem setzen wir zunehmend auf digitale Plattformen. Wir kommunizieren regelmäßig über Socialmedia-Kanäle wie LinkedIn oder YouTube und bieten unsere Produkte seit Kurzem auch über unseren eigenen Onlineshop B2B an.
Welche Themen stehen kurz- und mittelfristig im Fokus?
Handel und Sourcing funktionieren fast unabhängig von Produkt oder Branche. Es ist vielmehr eine Frage des Einfühlungsvermögens und des richtigen Netzwerks. Daher wollen wir uns künftig noch breiter aufstellen, weitere Produkte auf den Markt bringen und neue Märkte und Branchen erschließen. Einige unserer Kunden sind etwa im Kosmetik- oder Lebensmittelbereich tätig.
Welche Tipps würden Sie Gründern mit auf den Weg geben?
Man muss von seiner eigenen Idee der Gründung überzeugt sein und es einfach anpacken. Das Produkt oder der Service muss nicht sexy sein. Aber man muss es verstehen, die Stärken und Schwächen kennen und den Erfolg auch wirklich wollen. Mit allen Abstrichen, die man gegebenenfalls privat dafür in der Gründungsphase machen muss. Auch wenn es Durststrecken gibt, sollte man das Ziel stets vor Augen behalten und nicht frühzeitig aufgeben. Ich bin davon überzeugt, dass sich hohes Engagement und Fleiß langfristig auszahlen. Zudem empfehle ich von Beginn an, auf professionelle Partner zu setzen – von der Finanzierung, bis hin zur Software, Buchhaltung und der Wahl der Geschäftspartner.
Sie sind aber nicht nur Unternehmerin, sondern auch Mutter…
Genau. Und als Mutter heißt dies oftmals auf dem Spielplatz sein, Abendessen machen, Kinder ins Bett bringen, um im Anschluss mit dem Vertrieb ein Angebot für 100.000 Schnelltests an eine Stadt auszuarbeiten. Es ist für mich sehr wichtig, jeden Tag ausreichend Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Entsprechend diszipliniert plane ich meinen Alltag und nutze die Zeit für mein Unternehmen, wenn die Kinder schlafen oder im Kindergarten sind. Dies funktioniert sehr gut und hat sich bei meinem Team und meinen Geschäftspartnern eingespielt. Grundsätzlich läuft bei mir und meinem Team viel über digitale mobile Medien, so dass ich jederzeit flexibel reagieren kann.
KOLLMANN’s GmbH
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73230 Kirchheim
Telefon: +49 (160) 5612257
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E-Mail: anni@kollmanns.eu