DIW-SOEP-Studie vergleicht Spracherwerb von Geflüchteten und anderen Neuzugewanderten – Trotz eines niedrigeren Ausgangsniveaus sprechen Geflüchtete nach vier Jahren ähnlich gut Deutsch wie andere MigrantInnen – Geflüchtete verbessern Deutschkenntnisse mehr über Sprachkurse als über Alltagskontakte – Angebot an Sprachkursen sollte kontinuierlich ausgebaut werden

Geflüchtete erlernen die deutsche Sprache fast genauso schnell und genauso gut wie andere Neuzugewanderte – obwohl sie mit anderen Ausgangsbedingungen starten: Da sie meist überstürzt aus ihrem Heimatland geflohen sind, haben sie bei Ankunft in Deutschland in der Regel keine Sprachkenntnisse. Deutliche Verbesserungen bei den Deutschkenntnissen erzielen sie über Sprachkurse. Fast drei Viertel der Geflüchteten besuchen einen solchen. Andere Neuzugewanderte erlernen dagegen die deutsche Sprache häufiger über Alltagskontakte, zum Beispiel an der Arbeitsstätte. Dies sind die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die auf Geflüchteten- und Migrationsstichproben des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) basiert.

„Die Politik sollte auf allen Ebenen kontinuierlich an der Verbesserung des Angebots arbeiten, um nicht nur mehr Geflüchtete in Sprachkurse zu bringen, sondern auch dafür zu sorgen, dass höhere Niveaus erreicht werden.“ Cornelia Kristen

„Der Spracherwerb ist eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration“, betont Studienautorin Cornelia Kristen von der Universität Bamberg, die als Senior Research Fellow beim SOEP arbeitet. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Yuliya Kosyakova vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Christoph Spörlein von der Universität Düsseldorf hat sie untersucht, unter welchen Umständen Zugewanderte in den ersten sechs Jahren nach dem Zuzug Deutsch lernen. Wichtiger als die Motivation sind demnach die Lerngelegenheiten, die sich den Zugewanderten im Alltag oder über gezielte Angebote bieten.

Kursangebote spielen zentrale Rolle bei der Integration

Über diese Lerngelegenheiten verbessern sich die Sprachkenntnisse deutlich, bei den Geflüchteten geschieht dies stärker über gesteuerte Lerngelegenheiten wie in Sprachkursen als über Alltagskontakte. „Viele Geflüchtete leben am Anfang in Sammelunterkünften und haben wenig Kontakt zu Personen, die deutsch sprechen. Das ergibt zunächst weniger Lerngelegenheiten. Umgekehrt nehmen sie aber häufiger an Sprachkursen teil als andere Zugewanderte“, erläutert Studienautorin Kristen. Rund 73 Prozent der Geflüchteten besuchen einen Sprachkurs, etwa die Hälfte aller Geflüchteten schließt diesen mit einem Zertifikat ab. Schon recht kurz nach ihrer Ankunft holen sie zu anderen MigrantInnen auf, nach etwa 48 Monaten gibt es bei den Deutschkenntnissen keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen den beiden Gruppen.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass gerade die vielen Kursangebote, die Geflüchtete in der ersten Zeit nach ihrer Ankunft wahrnehmen, eine wichtige Rolle bei ihrer frühen Integration spielen. „Die mittel- und langfristigen Erträge dieser Investitionen – wie eine schnellere Kontaktaufnahme zur Mehrheitsbevölkerung oder ein erleichterter Zugang zum Arbeitsmarkt – dürften die entstandenen Kosten bei weitem aufwiegen“, ist Kristen überzeugt. „Daher sollte die Politik auf allen Ebenen kontinuierlich an der Verbesserung des Angebots arbeiten, um nicht nur mehr Geflüchtete in Sprachkurse zu bringen, sondern auch dafür zu sorgen, dass höhere Niveaus erreicht werden.“

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