Mit dem milliardenschweren Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ wollen Bund und Länder Schülerinnen und Schülern dabei unterstützen, Lernrückstände aus den monatelangen Corona-Schulschließungen aufzuarbeiten. Obwohl das Programm bereits im Frühsommer 2021 angelaufen ist, ist bei den Eltern bislang wenig davon angekommen. 73 Prozent der von forsa Befragten gaben an, dass ihnen keine Corona-Aufholmaßnahmen in ihrer Region bekannt seien. Nur 26 Prozent der Befragten wussten von einem regionalen Corona-Aufholprogramm, darunter lediglich fünf Prozent, deren Kinder die Angebote selbst nutzen.
Große Lernrückstände, kaum zusätzliche Förderangebote
Wie groß der Bedarf an zusätzlicher Förderung ist, tritt erst mit Verzögerung zutage. Viele Familien erfahren in diesen Wochen mit den Halbjahreszeugnissen schwarz auf weiß, ob der monatelange Distanzunterricht die schulischen Leistungen ihrer Kinder beeinträchtigt hat. Kurz vor Ende des ersten Halbjahres mit flächendeckendem Präsenzunterricht geht gut die Hälfte der befragten Eltern davon aus, dass ihre Kinder coronabedingte Lernrückstände haben. Je nach Schulfach vermuten zwischen 20 und 29 Prozent, dass die Rückstände groß oder sogar sehr groß sind.
Die Zahl deckt sich mit ersten Ergebnissen schulischer Vergleichsarbeiten (detaillierte Informationen dazu haben wir Ihnen in einem Factsheet zusammengestellt). Schon im Frühjahr 2021 erklärte auch die damalige Bildungsministerin Anja Karliczek, 20 bis 25 Prozent der Schüler hätten „vermutlich große Lernrückstände – vielleicht sogar dramatische“. Dennoch gaben in der forsa-Umfrage nur fünf Prozent der Eltern an, dass ihre Kinder an Corona-Aufholmaßnahmen teilnähmen. „Die Programme sind kaum bekannt, aber mehr als die Hälfte der Eltern vermutet bei ihren Kindern Lernrückstände. Da ist es kein Wunder, dass nur 17 Prozent der Eltern die politischen Maßnahmen für ausreichend halten“, sagt Max Kade, Pädagogischer Leiter des Studienkreises. „Hinzu kommt, dass die Aufholprogramme in einigen Bundesländern nur sehr langsam anlaufen oder nur ausgewählte Schülerinnen und Schüler mit deutlichen Lernlücken Förderung erhalten.“
Einstieg in die Fremdsprache verpasst
Den meisten Stoff haben die Schülerinnen und Schüler nach Einschätzung der Eltern in den Fremdsprachen verpasst: 29 Prozent glauben, dass die Lernrückstände ihrer Kinder groß oder sogar sehr groß sind. Noch ausgeprägter ist dieser Eindruck bei Eltern von 10- bis 14-Jährigen: 39 Prozent von ihnen vermuten große oder sehr große Lernlücken. „Es gibt zwar in der Grundschule erste Begegnungen mit einer Fremdsprache, aber erst an der weiterführenden Schule steigen die Kinder richtig in die Fremdsprache ein. Für viele Kinder in dieser Altersgruppe hat das während der Schulschließungen stattgefunden. Die hohen Zahlen bei den 10- bis 14-Jährigen zeigen, dass der Start in die Fremdsprache nicht gut geklappt hat“, erklärt Kade.
Große Lernrückstände auch in Mathematik, Naturwissenschaften, Deutsch
Die zweitgrößten Versäumnisse vermuten Eltern im Fach Mathematik: Ein Viertel schätzt die Lernrückstände als groß oder sehr groß ein, weitere 29 Prozent gehen von geringeren Lernlücken aus. In Deutsch sehen 23 Prozent große oder sehr große Rückstände, während 31 Prozent geringere Versäumnisse vermuten. In den naturwissenschaftlichen Fächern geht jeder fünfte Elternteil von großen oder sehr großen Lernlücken aus, hinzu kommen 29 Prozent, die bei ihren Kindern geringere Lernrückstände annehmen.
Schneller Start und breite Förderung bei Aufholprogrammen nötig
Inhaltlich unterscheiden sich die Aufholprogramme der Bundesländer zum Teil erheblich (einen Überblick über die Aufholprogramme aller Bundesländer erhalten Sie in unserem Factsheet). Zum Beispiel wollen einige Länder wie etwa Bayern die Aufholmaßnahmen ausschließlich innerhalb der Schulen stemmen, während andere stärker auf Kooperationen mit außerschulischen Bildungsanbietern setzen. So etwa Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein: Hier können Schülerinnen und Schüler für eine begrenzte Zeit Nachhilfeunterricht in Instituten wie dem Studienkreis besuchen. Die Kooperationen entlasten die Schulen, in der ohnehin noch immer angespannte Pandemie-Lage zusätzliches Personal zu suchen oder umfangreiche Förderkurse in den Stundenplan einzubauen.
Den meisten Aufholprogrammen gemeinsam ist, dass zu Beginn des Schuljahres zunächst eine ausführliche Diagnostik die Lernrückstände besser eingrenzen sollte. „Das war ein wichtiger Schritt, um zielgerichtete Förderung anzubieten“, urteilt Kade. „Aber ebenso wichtig ist, dass man danach schnell mit dem Aufholen beginnt und gleichzeitig den Regelunterricht daran anpasst.“ Außerdem müsse man auch die vielen Schülerinnen und Schüler mit eher geringeren Lernrückständen in den Blick nehmen, anstatt nur diejenigen mit großen Lücken zu fördern, betont Kade: „Der Stoff baut aufeinander auf, deshalb können auch kleine Versäumnisse mit der Zeit zu größeren Rückständen führen.“
Weitere Informationen
- Presse-Service: Im Factsheet „Coronabedingte Lernrückstände und Aufholprogramme“ (PDF) haben wir aktuelle Daten und Fakten aus allen Bundesländern sowie aktuelle Studien zum Umfang der Lernrückstände zusammengetragen. Auch die vollständigen forsa-Ergebnisse sind enthalten.
- Umfrage-Ergebnisse: Gerne stellen wir Ihnen auf Anfrage die Tabellenbände der forsa-Umfrage zur Verfügung.
- Infografiken zur forsa-Umfrage sowie Pressefotos finden Sie auf unserer Presseseite
- Lesen Sie hier ein ausführliches Interview mit Petra Schulmann, Leiterin des Studienkreises Rendsburg über das Aufholprogramm in Schleswig-Holstein: „Vor der Pandemie hatten wir viel weniger Kinder aus der Grundschule.“
Der Studienkreis gehört zu den führenden privaten Bildungsanbietern in Deutschland. Das Unternehmen bietet qualifizierte Nachhilfe und schulbegleitenden Förderunterricht für Schüler aller Klassen und Schularten in allen gängigen Fächern. Die individuelle Förderung folgt einem wissenschaftlich belegten Lernkonzept. Es stärkt das Verantwortungsbewusstsein der Schüler gegenüber ihren Lernerfolgen, verbessert das Vertrauen in ihre Fähigkeiten und hilft ihnen, ihr Potenzial zu entwickeln und zu entfalten. Mit seinen rund 1.000 Standorten gewährleistet der Studienkreis seinen Kunden ein Angebot in Wohnortnähe und bundesweit professionelle Online-Nachhilfe durch ausgebildete E-Tutoren. Um Eltern Orientierung auf dem Nachhilfemarkt zu geben, lässt der Studienkreis die Qualität seiner Leistungen vom TÜV Rheinland überprüfen. An ausgewählten Standorten unterstützt der Studienkreis in seinen LRS- und Dyskalkulie-Zentren Kinder und Jugendliche, die Probleme mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Weitere Informationen zur Arbeit und zum Konzept des Studienkreises gibt es unter www.studienkreis.de oder gebührenfrei unter der Rufnummer 0800/111 12 12. Über www.facebook.com/studienkreis können Interessierte direkt mit dem Studienkreis in Kontakt treten.
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