Die Corona-Pandemie drückt der deutschen Wirtschaft auch in diesem Jahr ihren Stempel auf. Derzeit sorgt die Omikron-Infektionswelle für einen trüben Winter: Zwar sind die Einschränkungen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens vor allem dank der Impffortschritte nicht so weitreichend wie vor einem Jahr, doch nie zuvor im Laufe der Pandemie waren so viele Menschen und damit auch Arbeitskräfte gleichzeitig erkrankt wie zuletzt. Auch aufgrund unterbrochener Lieferketten stockt die Produktion vielerorts. Gleichzeitig meiden viele Menschen kontaktintensive Dienstleistungen wie Restaurantbesuche oder Hotelübernachtungen. Aufgrund des mauen Jahresbeginns prognostizieren die KonjunkturforscherInnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ein Wachstum der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr von 3,0 Prozent. Für das nächste Jahr erwarten sie ein Plus von 2,9 Prozent.

„Die Corona-Pandemie hat die deutsche Wirtschaft nach wie vor im Griff“, sagt DIW-Präsident Marcel Fratzscher. „Vorschnell das Ende der Pandemie zu erklären wäre falsch – nichtsdestotrotz wird sich die wirtschaftliche Lage Richtung Frühsommer wohl deutlich verbessern. Die Auftragsbücher vieler Unternehmen sind voll, sie stehen schon in den Startlöchern und warten nur darauf, mehr produzieren zu können, wenn entsprechende Lieferketten wieder intakt sind“, so Fratzscher.

Weltwirtschaftliches Umfeld vor allem durch Russland-Ukraine-Konflikt äußerst risikobehaftet

Die Omikron-Variante des Corona-Virus hat auch die Erholung der Weltwirtschaft unterbrochen. Für die traditionell sehr exportorientierte deutsche Wirtschaft ist das besonders heikel. Trotz eines Dämpfers zum Jahresbeginn dürfte die Auslandsnachfrage nach Produkten „Made in Germany“ in diesem und im nächsten Jahr aber deutlich steigen, wenn die Pandemie wie angenommen abebbt. Ein Selbstläufer ist das aber nicht: Die Corona-Pandemie könnte neue Kapriolen schlagen, zudem lauern weitere Risiken. So stellt vor allem der Russland-Ukraine-Konflikt eine Gefahr dar. Zudem droht von Chinas Immobiliensektor eine größere Finanzkrise auszugehen.

„Die Corona-Pandemie hat die deutsche Wirtschaft nach wie vor im Griff. Vorschnell das Ende der Pandemie zu erklären wäre falsch – nichtsdestotrotz wird sich die wirtschaftliche Lage Richtung Frühsommer wohl deutlich verbessern.“ Marcel Fratzscher, DIW-Präsident

Eine sichere Bank ist und bleibt hingegen der deutsche Arbeitsmarkt. „Die aktuellen wirtschaftlichen Einschränkungen beeinträchtigen den Arbeitsmarkt hierzulande kaum. Betroffene DienstleisterInnen dürften die Umsatzflaute im Winter aber erneut vor allem mit Kurzarbeit auffangen“, sagt Simon Junker, Experte für die Wirtschaft in Deutschland. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt in diesem Jahr um voraussichtlich 370.000 Personen und im kommenden Jahr um weitere 280.000 – das Vorpandemieniveau des Jahres 2019 wäre dann bereits Ende 2022 erreicht. Der private Konsum dürfte in diesem Jahr nominal fast zweistellig zulegen – selbst nach Abzug der vorübergehend hohen Inflation verbleibt ein reales Plus von knapp sechs Prozent. Auch damit wäre das Vorpandemieniveau wieder erreicht.

Apropos Inflation: Diese könnte in diesem Jahr mit durchschnittlich 3,8 Prozent sogar noch höher als im vergangenen Jahr ausfallen, in erster Linie aufgrund der stark steigenden Energiepreise und Knappheiten bei vielen Gütern. Schon für das kommende Jahr erwarten die DIW-KonjunkturforscherInnen mit 1,5 Prozent jedoch wieder eine Inflationsrate deutlich unter der von der EZB angestrebten Zwei-Prozent-Marke.

Der Blick in die Zukunft ist und bleibt unter dem Strich ungewisser als in normalen Zeiten: „Für die deutsche Wirtschaft kommt es darauf an, in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen – das liegt aber nicht allein in unserer Hand“, so DIW-Präsident Fratzscher. „Umso wichtiger ist es, die großen Herausforderungen mit Blick auf die Transformation hin zu einer klimagerechten und digitalisierten deutschen Wirtschaft anzugehen. Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag sinnvolle Vorhaben benannt, die nun aber auch zügig umgesetzt werden müssen.“

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