In Honduras hat die neue Präsidentin Xiomara Castro von der Linkspartei "Libertad y Refundación (Libre)" am 27. Januar ihr Amt angetreten. Die Partei hatte die Wahlen im November 2021 deutlich gewonnen und die 12-jährige Herrschaft der rechten Nationalpartei beendet. Der Kreditversicherer Credendo hebt positiv hervor, dass der Machtwechsel friedlich verlief – ein großer Unterschied zu den umstrittenen Wahlen 2017, die in großen Protesten gipfelten, die gewaltsam niedergeschlagen wurden. Credendo erwartet aber eine schwierige Amtszeit Castros, da ihre Partei bereits jetzt nach einem internen Konflikt um die Führung des Nationalkongresses zersplittert ist. Politiker der Libre verbündeten sich mit der Opposition, um ihren Kandidaten zum Vorsitzenden des Kongresses zu wählen, und brachen damit eine zuvor getroffene Vereinbarung. Der Streit wurde Anfang Februar beigelegt, aber zwischenzeitlich fehlte Castro die Mehrheit im Kongress, was zu einem kurzen politischen Stillstand führte. 

Der Kreditversicherer erwartet, dass die erste weibliche Staatsführerin in Honduras und die einzige in Mittelamerika Schwierigkeiten haben wird, ihre Reformagenda umzusetzen. Dissidenten könnten weiterhin Probleme bereiten. Für viele Vorhaben wird die Unterstützung der rechten Opposition benötigt. 

Credendo hält die Reformagenda für ehrgeizig. Ein bemerkenswertes Wahlversprechen ist der Plan, das Gesetz über Zonen für Beschäftigung und wirtschaftliche Entwicklung (ZEDEs) aufzuheben. Diese Zonen unterliegen bislang einem Sonderregime, das es Investoren ermöglicht, eigene Steuerpolitik, Sicherheitskräfte und Justizsysteme zu etablieren. Die Aufhebung hat für die Präsidentin höchste Priorität, wird aber schwer umzusetzen sein, weil viele Unternehmen bereits erhebliche Investitionen getätigt haben. Generell sieht Credendo in dem zentralamerikanischen Land das Risiko von Vertragsänderungen, Projektverzögerungen und Stornierungen. Die Präsidentin hat angekündigt, neue Bergbaukonzessionen zu blockieren und private Stromerzeugungsverträge zu kündigen. Auch ist sie bereit, bestehende Verträge zu ändern, wenn es Unruhen in Gemeinden gibt oder Umweltprobleme auftreten. 

Weitere bemerkenswerte Wahlversprechen sind die Bemämpfung von Korruption, Armut und Kriminalität. Diese fanden großen Widerhall in der Bevölkerung, nachdem die Covid-Pandemie zu einer enormen Rezession von 9 % im Jahr 2020 geführt hatte und in der Folge auch zu wachsender Armut, Ungleichheit und Kriminalität. Die wirtschaftliche Erholung wird für Honduras von entscheidender Bedeutung sein. Credendo erwartet ein reales BIP-Wachstum von 4,4 % im Jahr 2022 nach einer teilweisen Erholung von 4,7 % im Jahr 2021. Wenn es der Präsidentin nicht gelingt, diese Probleme anzugehen, sieht der Kreditversicherer die Gefahr sozialer Unruhen. 

Es wird erwartet, dass die Präsidentin ein IWF-Programm – neben anderen multilateralen Krediten – aushandeln möchte, um sich eine Kreditvergabe mit niedrigen Zinssätzen für ihr Reformprogramm zu sichern. Credendo sieht dafür eine Herausforderung in der mangelnden Bereitschaft Castros zu Steuererhöhungen, während die Staatsverschuldung Ende 2021 bei fast 60 % des BIP liegt, was für dieses Land ein hohes Niveau ist. 

Credendo stuft das kurzfristige politische Risikorating des Landes, das die Liquidität von Honduras widerspiegelt, mit 2/7 ein, was eine gute Kategorie darstellt. Das Land verfügt über ausreichende Devisenreserven und relativ geringe kurzfristige Auslandsverschuldung. Das mittel- bis langfristige politische Risiko, das die Zahlungsfähigkeit darstellt, ist nur in der mittleren Kategorie 4/7 eingestuft. Die größten Abwärtsrisiken sieht der Kreditversicherer in möglichen neuen Covid-19-Varianten, einer Verschärfung der globalen Finanzbedingungen, erhöhten sozialen Spannungen, einem schwachen Wachstum in den USA (Honduras ist stark von Überweisungen von dort abhängig) und Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel (z. B. heftigere Tropenstürme und Dürren). Der Ausblick für beide Ratings ist stabil. Credendo bietet im Rahmen der Warenkreditversicherung Deckungen für Exporte nach Honduras. 

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