Experten sind besorgt dass der Entwurf des MSC Standards auch diesmal keine ausreichenden Verbesserungen für den Schutz bedrohter Meeresbewohner beinhalten wird.

Make Stewardship Count, eine internationale Koalition von über 90 Meeresschützern, Umweltverbänden und Wissenschaftlern äußert Bedenken hinsichtlich des neuen Marine Stewardship Council (MSC) Standard, für nachhaltigen Fisch, der am 1 Februar 2022 veröffentlicht werden soll und dann letztmalig kommentiert werden kann. Die Koalition fürchtet dass die Anforderungen des neuen Standards wieder nicht ausreichen werden um die Zertifizierungsanforderungen für nachhaltigen Fisch dahingehend zu verbessern dass sie dazu beitragen die so dringend notwendigen Verbesserungen beim globalen Fischfang voranzutreiben.

Die Koalition hat sich kontinuierlich an der Standardüberprüfung (Fisheries Standard Review, FSR) des MSC beteiligt und jetzt eine neue Ausgabe ihre Bewertungsampel veröffentlicht. Darin bewertet sie das Ergebnis dieses mehrjährigen Prozesses dahingehend ob die derzeit existierenden, kritischen Defizite bei der Zertifizierung ausreichend adressiert wurden. Die Koalition hatte diese Defizite zu beginn des FSR benannt und hatte seither das MSC aufgefordert diese entsprechend zu adressieren.

In MSC zertifizierten Fischereien bedarf es dringend dahingehend Verbesserungen um auszuschließen dass Haie ‚gefinnt’ (= Abtrennen der Flossen auf See und Entsorgung der Tierkörper ins Meer) werden oder bedrohte und geschützten Arten durch die Fangpraktiken beeinträchtigt werden. Zudem  muss die Verschwendung an marinem Lebens und die Beeinträchtigung gefährdeter Ökosysteme reduziert werden. Allerdings scheint der Fortschritt diesbezüglich ins Stocken geraten zu sein.

Die neue Ausgabe der Bewertungsampel enthält mehr rote Kategorien (erfüllt die Erwartungen nicht) als die Bewertungsampeln der vorangegangenen Phasen des FSR, denn die bisher vom MSC veröffentlichten Vorschläge beinhalten allesamt Schlupflöcher, die es auch weiterhin ermöglichen Fischereien als nachhaltig zu zertifizieren obwohl sie hohen Beifang an bedrohten Arten haben, unzureichende Daten vorgelegt haben um sie objektiv als ‚nachhaltig’ zu bewerten oder während der Zertifizierungsdauer nicht die erforderlichen Verbesserungen belegt haben.

Die Bewertungsampel verdeutlicht auch, dass obwohl das MSC zu Beginn bemüht war die Möglichkeiten zur Beteiligung an der Standardüberprüfung zu verbessern, erweist sich die kritische Schlussphase der Überprüfung als komplett unklar und intransparent für die Beteiligten. Nur wenige Wochen vor der anstehenden Veröffentlichung des Standards sind selbst den engagiertesten aller beteiligten Interessensvertretern nur wenige Details hinsichtlich der geplanten Verbesserungen bekannt.
In Anbetracht dieser Defizite befürchtet die Koalition dass das MSC Siegel auch weiterhin an Fischereien vergeben werden wird obwohl diese unvertretbare Beeinträchtigung für empfindliche Lebenssysteme im Meer darstellen und dadurch das Vertrauen der Verbraucher in die Glaubwürdigkeit von Nachhaltigkeitssiegeln für Fisch erodiert wird.

Trotz aller Bedenken hofft die Koalition, dass der Vorstand des MSC im Rahmen seiner Beratung diese Woche letztendlich doch noch die von der Koalition und anderen Meeresschutzgruppen im Laufe der mehrjährigen Konsultationen mehrfach priorisierten Verbesserungen in den Standardentwurf aufnimmt.

Shannon Arnold, Senior Marine Program Coordinator, Ecology Action Centre, Halifax, Kanada, sagte:
“Wenn das MSC Siegel dabei versagt von zertifizierten Fischereien einen höheres Maß an Nachhaltigkeit zu verlangen als bisher, dann dient dieses Siegel auch nicht mehr als Anreiz für Verbesserungen. Wir sind sehr besorgt dass ohne wesentlichen Verbesserungen im neuen Standardentwurf das MSC Siegel im besten Fall den Status quo belohnen wird und im schlimmsten Fall sogar anderweitige Bemühungen verhindern könnte weltweit Verbesserungen für ein nachhaltiges Fischereimanagement und tatsächliche Verbesserungen bei den Fangpraktiken einzuführen.“

Kate O’Connell, Marine Wildlife Consultant, Animal Welfare Institute, USA, sagte:
“Mit Blick auf die neueste Bewertungsampel scheint das proklamierte Ziel des Marine Stewardship Council für eine ‚blaue Zukunft’ mit gesunden Ozeanen und einen gesunden Planeten, gerade in einem Meer aus ‚Rot’ zu versinken. Wir sind extrem beunruhigt dass die Standardüberprüfung den kumulativen Einfluss aller Fischereien – also sowohl der MSC zertifizierten als auch der nicht zertifizierten – auf gefährdete Arten nicht ausreichend berücksichtigt und auch keine schrittweise Reduzierung des Beifangs von bedrohten, gefährdeten und geschützten Arten von den Fischereien fordert.“

Dr. Iris Ziegler, Leiterin International Cooperation, Sharkproject International, Schweiz, sagte:
“Fins Naturally Attached (FNA) gilt weltweit als die beste Methode um zu verhindern dass Haie ‘gefinnt‘ werden aber basierend auf dem was wir bisher an Entwürfen gesehen haben, bleibt zu befürchten, dass auch gemäß dem neuen Standard keine FNA Voraussetzung – ohne Ausnahmen – für die Zertifizierung von Fischereien erforderlich sein wird. Für den Fall dass das führende Nachhaltigkeitssiegel sich trotz all der wissenschaftlichen Fakten und der breiten Unterstützung seitens der Interessensvertreter aus Umweltschutz, Einzelhandel und der Lieferketten für nachhaltige Fischprodukte sich diesmal wieder nicht dazu durchringt diese Forderung zwingend einzuführen, bezweifele ich sehr dass das MSC Siegel überhaupt irgendwie dazu beitragen wird irgendwelche Verbesserungen für die Situation der Haie bis 2030 zu bewirken. Und das obwohl jeder weis dass sich gerade die Haie, die für das Ökosystem so wichtigen Topräuber unserer Ozeane, weltweit einer katastrophalen Entwicklung entgegensehen.“

Dr. Cat Dorey, Independent Advisor, Australien, sagte:
“Noch ist Zeit das Siegel wieder auf den richtigen Pfad zu bringen, aber das MSC muss nun dringend handeln. In Anbetracht der Vielzahl an Input, Vorschlägen, Beratung und Expertise die dem MSC von vielen Seiten auf der ganzen Welt zur Verfügung gestellt wurden stehen dem MSC tatsächlich alle Mittel zur Verfügung um diesen neuen Standard zur Grundlage für eine Zukunft der Ozeane voller Artenvielfalt und Leben zu machen. Wir hoffen sehr, dass das MSC nun aktiv wird und tut was getan werden muss und wir werden sehr genau beobachten ob es dies dann auch tatsächlich umsetzen wird.“

Die Koalition Make Stewardship Count ist eine internationale Koalition von über 90 Meeresschützern, Umweltverbänden und Wissenschaftlern die es sich zum Ziel gesetzt hat dringend erforderliche Verbesserungen des MSC Standards und des Zertifizierungsprozesses von Fischereien einzufordern. Für Verbraucher ist es wichtig sich darauf verlassen zu können dass das MSC Siegel nur Fisch und Meeresfrüchte auszeichnet die tatsächlich nachhaltig und verantwortungsvoll gefangen wurden, und bei deren Fang keine zerstörerischen Fangpraktiken eingesetzt werden oder massive anderes Leben im Meer vergeudet wird. 

Bewertungsampel für die Transparenz der MSC Standardüberprüfung: Es ist entscheidend dass das MSC seine Standardüberprüfung unter Anwendung der allgemein anerkannten Kriterien für eine solche Überprüfung hinsichtlich Transparenz und Beteiligung durchführt. Die Interessensvertreter müssen nachvollziehen können wer beteiligt wird und warum, wie sie ihre Interessen am Besten einbringen können, wie ihre Eingaben genutzt werden und wie welche Entscheidungen im Verlaufe des Prozesses zustande kommen. Wir beurteilen das Verhalten des MSC basierend auf unseren Empfehlungen für einen transparenten Beteiligungsprozess die auf führenden Literaturquellen zu Beteiligungsprozessen und der Erfahrung unserer Mitglieder beruht, die sich seit vielen Jahren an den Prozessen des MSC beteiligt haben.

Bewertungsampel für die Umsetzung der erforderlichen Verbesserungen im MSC Standard: Der Standard als Grundlage für den Erhalt des MSC Siegels sollte die weltweit anerkannten Anforderungen für gutes Fischereimanagement wiederspiegeln und positive Veränderungen in der Praxis, d.h. auf dem Meer, unterstützen. Wir beobachten die gegenwärtige Standardüberprüfung dahingehend um zu sehen inwiefern diese die entscheidenden Defizite des derzeitigen Standards adressiert, wie von der Koalition Make Stewardship Count, einer Koalition von Experten, gefordert um die negativen Auswirkungen von zertifizierten Fischereien auf das Ökosystem zu reduzieren. 

Die Entscheidung hinsichtlich des Standardentwurfes durch den Vorstand des MSC wird für den 24. Januar, 2022 erwartet und danach soll dieser Entwurf dann zur letztmaligen Öffentlichkeitsbeteiligung am 1. Februar 2022 veröffentlicht werden. 60 tage lang können dann Eingaben gemacht werden und dies Konsultation soll bis zum 4. April 2022. 

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