Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter im Jahr 2021 insgesamt 2.023 Mal im Einsatz gewesen. Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben dabei mehr als 3.500 Menschen geholfen. Rund 330 von ihnen wurden aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Seit Gründung der DGzRS vor fast 157 Jahren haben ihre Besatzungen annähernd 86.000 Menschen gerettet. Die Modernisierung der Rettungsflotte auf den Stationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern schreitet weiter voran. 2021 haben sechs neue Einheiten vorrangig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote abgelöst.

Die Seenotretter kamen zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, waren für Seeleute von Handelsschiffen, Offshore-Windparkversorgern sowie Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz. Auch viele Wassersportler und Küstenbesucher konnten sich erneut auf die Hilfe der DGzRS-Besatzungen verlassen. Die Seenotretter kennen keine Saison. Jetzt, in der raueren Jahreszeit, sind sie besonders gefordert.

Nachdem die Rettungseinheiten der DGzRS 2020, im ersten Jahr der Coronavirus-Pandemie, aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens auf Nord- und Ostsee weniger Einsätze zu fahren hatten, sind die Einsatzzahlen 2021 wieder deutlich angestiegen. Im vergangenen Jahr haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote insgesamt 2.023 Einsätze gefahren, rund 300 mehr als im Vorjahr. Dabei halfen sie 3.505 Menschen (Vorjahr: 3.492).

Der Einsatz der Seenotretter bei jedem Wetter, rund um die Uhr ist oft mit großen Herausforderungen verbunden. Auch im vergangenen Jahr konnten die Seenotretter nicht in allen Fällen das Leben Schiffbrüchiger bewahren. Trotz einer groß angelegten Suchaktion im Februar konnte ein in der Wesermündung über Bord gestürztes Besatzungsmitglied eines Containerfrachters bei eisigen Temperaturen nicht mehr gefunden werden. Bei einem schweren Segelunglück im Sturm kam im August ein junger Wassersportler vor Baltrum ums Leben.

Ein ungewöhnlich freudiger Einsatz ereignete sich im April: An Bord des Seenotrettungskreuzers PIDDER LÜNG der Station List auf Sylt kam ein Baby zur Welt.

Taufen und Indienststellungen

Durchschnittlich 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Entsprechend müssen die Seenotretter Jahr für Jahr ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch moderne Neubauten ersetzen. „Zweckgebundene Erbschaften haben uns dabei in diesem Jahr sehr geholfen, genauso aber auch die beständige Spendenbereitschaft vieler einzelner Menschen im ganzen Land, die zusammengenommen Großes bewirkt hat“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

2021 sind folgende Rettungseinheiten getauft und in Dienst gestellt worden:

  • Seenotrettungsboot ERICH KOSCHUBS für die Station Travemünde (10,1 Meter),
  • Seenotrettungsboot HERWIL GÖTSCH für die Station Schleswig (8,9 Meter),
  • Seenotrettungskreuzer FELIX SAND für die Station Grömitz (28 Meter),
  • Seenotrettungskreuzer NIS RANDERS für die Station Darßer Ort (28 Meter),
  • Seenotrettungsboot PUG für die Station Prerow/Wieck (8,9 Meter).

Besonders hervorzuheben ist die Taufe der NIS RANDERS, benannt nach dem Inbegriff des Seenotretters aus der bekannten gleichnamigen Ballade von Otto Ernst. Viele Menschen aus dem ganzen Land hatten sich mit außergewöhnlichen Spenden an der Finanzierung beteiligt.

In Auftrag gegeben haben die Seenotretter in diesem Jahr zwei Neubauten. Ein weiteres 10,1-Meter-Seenotrettungsboot ist für die Station Neuharlingersiel vorgesehen. Es soll 2023 abgeliefert werden. Basierend auf den 8,9-Meter-Seenotrettungsbooten, wird wiederum die Trainingsflotte bereits im kommenden Jahr ein etwas einfacher ausgestattetes Boot dieser Art ohne Deckshaus erhalten. Es wird vor allem dem Fahrtraining dienen.

Tag der Seenotretter online ein großer Erfolg

Der von der DGzRS vor mehr als 20 Jahren ins Leben gerufene Tag der Seenotretter am letzten Juli-Sonntag, den Jahr für Jahr bis zu 30.000 Menschen an der Küste besuchen, war auch 2021 Pandemie-bedingt nicht in gewohnter Form möglich. Allerdings waren die Seenotretter mit ihrem Aktionstag im Internet zum zweiten Mal in Folge sehr erfolgreich. Weit über 100.000 Menschen sahen spannende dokumentarische Beiträge und nahmen an zwei Liveübertragungen von den Inseln Helgoland und Usedom teil. „Unseren Crews ist es gelungen, online ihre Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit zu demonstrieren – und allen Unterstützern herzlich zu danken. Wir freuen uns sehr über den großen Zuspruch der Menschen aus dem ganzen Land, die uns auch jetzt die Treue halten“, dankt DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

In welcher Form der Tag der Seenotretter 2022 am 31. Juli stattfinden wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Aus Infektionsschutzgründen sind nach wie vor bis auf Weiteres keine Besichtigungen der Rettungseinheiten und keine Besuche der Stationen zwischen Borkum und Ueckermünde möglich. Als zuständiger maritimer Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee hat für die DGzRS die Wahrnehmung ihrer selbst gewählten Aufgabe auch unter erschwerten Bedingungen oberste Priorität.

Barbara Wussow übernimmt Botschafter-Ehrenamt von Wolf-Rüdiger Marunde

Große Unterstützung erfuhren die Seenotretter im abgelaufenen Jahr durch ihren ehrenamtlichen Botschafter, den Cartoonisten und Illustrator Wolf-Rüdiger Marunde. Auch ihm waren Pandemie-bedingt weniger Treffen mit „seinen“ Seenotrettern möglich als ihm lieb gewesen wäre.

Marunde, dessen Arbeiten unter anderem Woche für Woche die rund 3,5 Millionen Leser der Zeitschrift „Hörzu“ erreichen, machte aus der Not eine Tugend. Er fühlte sich zeichnerisch in die Welt der Seenotretter hinein – vom ersten Selbstporträt seit Jugendtagen bis zu originellen Motiven für Weihnachtskarten im typischen Marunde-Stil.

Neue ehrenamtliche Botschafterin der Seenotretter ab 2022 ist eine Frau, die sich auf See bereits gut auskennt: die aus der beliebten Fernsehserie „Das Traumschiff“ bekannte Schauspielerin Barbara Wussow. „Ich habe allergrößten Respekt vor den Seenotrettern, die sich bei jedem Wetter mutig und selbstlos für andere einsetzen – mit ihrer Gesundheit und manche in der langen Geschichte der DGzRS sogar mit ihrem Leben. Ich bewundere das sehr“, sagt sie.

Die hohe Einsatzbereitschaft beeindruckt sie: „Ich bin fasziniert, dass Menschen, die bei der Post, beim Frisör oder wo auch immer arbeiten, alles stehen und liegen lassen, wenn sie alarmiert werden, und ihre Ausrüstung schnappen, um Menschen aus Seenot zu retten – bei jedem Wetter, rund um die Uhr.“

Große Anerkennung verdienen in ihren Augen auch die vielen Menschen im ganzen Land, die mit ihren Spenden die ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanzierte Arbeit der DGzRS überhaupt erst ermöglichen. „Sie sind alle Seenotretter, Spender und Crews sind gleichermaßen wichtig“, sagt Barbara Wussow.

Bereits Mitte September hatte die Schauspielerin ersten näheren Kontakt mit den Seenotrettern. In Neustadt in Holstein tauschte sie die Planken des 192 Meter langen „Traumschiffs“, der „Amadea“, mit denen des 22 Meter langen neuen Trainingsschiffes der DGzRS: Sie taufte es auf den Namen CARLO SCHNEIDER. Mit ihm trainieren die Crews dezentral auf ihren Stationen.

Barbara Wussow ist bereits die 23. Prominente, die das Botschafter-Ehrenamt der Seenotretter übernimmt. Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey.

Sicher auf See: 28.000 Menschen nutzen Seenotretter-App SafeTrx

Der beste Einsatz ist der, den die Seenotretter erst gar nicht zu fahren brauchen. Unter dem Präventionsmotto „Sicher auf See“ wendet sich die DGzRS verstärkt an Wassersportler – Segler, Motorbootfahrer, aber auch Trendsportler gleichermaßen. Vor fünf Jahren hat die DGzRS ihre kostenlose Sicherheits-App SafeTrx der Seenotretter eingeführt. Aktuell sind mehr als 28.000 Nutzer registriert. Die App steht im Apple AppStore und im Google PlayStore zur Verfügung.

SafeTrx zeichnet über das Mobiltelefon die Route des Wassersportlers auf und ermöglicht der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS im Notfall den direkten Zugriff auf den aktuellen Standort. Mit Hilfe der App konnten bereits aufwendige Rettungsaktionen vermieden werden, und die Seenotretter konnten im Notfall schnell vor Ort sein.

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