Krallenaffen sind bekannt für ihre besonderen Fortpflanzungs-Anpassungen. Im Gegensatz zu anderen Primaten sind bei ihnen Mehrlingsgeburten die Norm. Aber nicht nur das: Zwillinge können im Mutterleib Stammzellen austauschen. Das macht sie zu sogenannten Chimären, «genetischen Mischwesen». Da kann es schon mal vorkommen, dass ein männliches Embryo die weiblichen Geschlechtsorgane seiner Schwester erhält.

Mehrlingsgeburten sind bei Primaten eine Seltenheit – jedoch nicht bei allen. Krallenaffen, mit Ausnahme von Springtamarinen, gebären fast immer Zwillinge. Das sowohl in Zoos als auch in den tropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas, wo sie herkommen. Im Zoo Basel leben zwei Krallenaffen-Arten; die Goldgelben Löwenäffchen und die Lisztäffchen. 2016 kam Gitana, ein weibliches Lisztäffchen, in den Zoo Basel, um mit einem Männchen zu züchten. Gitana zeigte von Anfang an auffällige Verhaltensweisen. Sie markierte verstärkt ihr Revier und war gegenüber ihrem Männchen dominant. Untersuchungen der Chromosomen ergaben, dass Gitana ursprünglich ein Männchen gewesen war. Noch im Mutterleib hatte sie die Stammzellen ihrer Zwillingsschwester übernommen, welche Gitanas weibliche Geschlechtsorgane entstehen liessen. So wurde das Männchen vermeintlich zum Weibchen. Unter Säugetieren ist dieser Austausch von Stammzellen einzigartig – normalerweise hat jedes Individuum seine eigenen Gene und diese sind in allen Zellen des Körpers identisch.

Trotz undeutlicher Geschlechtsmerkmale fruchtbar

Die im Dezember 2009 im Zoo Rotterdam geborene Gitana ist heute zwölf Jahre alt. Erstaunlicherweise ist sie trotz ihrer genetischen Besonderheit fruchtbar. Da ihre Geschlechtsdrüsen von ihrer Schwester stammen, sind ihre Jungen genetisch nicht ihre, sondern jene ihrer Schwester. Bislang hat sie acht Jungtiere zur Welt gebracht. Davon sind die Zwillinge der ersten Geburt gestorben, bei zwei Drillingsgeburten in den darauffolgenden Jahren verstarb beide Male eines ihrer Jungen wenige Tage nach der Geburt. Die Aufzucht von Drillingen gelingt selten, da die Muttermilch meist nicht ausreicht.

Zootiere als Reservepopulation

Lisztäffchen sind ausschliesslich im nordwestlichen Kolumbien heimisch. Ihre Zahl nimmt kontinuierlich ab; sie sind vom Aussterben bedroht. Der Hauptgrund für die Gefährdung der Affen in ihrer Heimat Kolumbien ist das Schwinden des Lebensraumes aufgrund von Waldrodungen. Grosse, ungestörte Waldgebiete gibt es nur noch wenige. Die Jagd ist – wenn auch in geringerem Masse – ebenfalls eine Ursache ihrer Gefährdung.

Als die Populationen der Lisztaffen noch grösser waren, wurden vor allem in den 1960-er und 1970-er Jahren viele Tiere eingefangen und für die Forschung nach Europa gebracht. Sie sind der Ursprung der heutigen Zoopopulation. Da die Zoopopulationen aus einer Zeit stammen, als es in der Natur noch mehr Tiere gab, gehen Spezialisten davon aus, dass in den Zoos heute eine grössere genetische Vielfalt vorhanden ist als in der Natur. Deshalb ist diese Art ein Kandidat für zukünftige Wiederansiedlungen. Mit Zootieren könnte man die wilden Populationen bereichern. Profitieren könnte man hierbei von den Erfahrungen mit dem Goldgelben Löwenäffchen, das in der Vergangenheit erfolgreich ausgewildert wurde.

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