Acht olympische Disziplinen, 15 internationale Bootsklassen mit WM, Gold und Euro Cup sowie die Revision des Seesegelns der Dickschiffe sind die Highlights der Kieler Woche 2022. Vom 18. bis zum 26. Juni erwarten die Veranstalter rund um den Kieler Yacht-Club und seine Partner bis zu 4.500 Aktive aus mehr als 50 Nationen. Seit Donnerstagmittag (13. Januar) ist die Ausschreibung öffentlich und jeder kann sich im Internet mit Frühbucherrabatt für die Wettfahrten anmelden.

Das Neue an der Kieler Woche-Regatta soll zunächst das „Alte“, zuletzt 2019 erlebte Segel- und Eventfeeling werden. Nach zwei pandemiebedingten Verschiebungen in den September ist das Mekka des Segelsports zurück am angestammten Termin im Sommer und hofft auf keine oder möglichst geringe Auflagen und Einschränkungen durch Covid-19-Maßnahmen. „Wir segeln mit Vollzeug auf eine Regattawoche der bewährten wie begehrten Standards zu“, sagt Organisationsleiter Dirk Ramhorst, „die Kieler Woche steht für weltoffenen Sportsgeist und wird dieses Jahr mehr denn je wieder ein Event der Begegnungen und der Vielfalt.“

Aus dem ersten, sogenannten internationalen Teil der Kieler Woche (18. bis 21. Juni), die auf insgesamt neun Bahnen vom Norddeutschen Regatta Verein aus Hamburg und Verein Seglerhaus am Wannsee aus Berlin mitveranstaltet wird, ragen der Gold Cup (WM) der Nordischen Folkeboote sowie der Euro Cup der 29er heraus. Zum letzten Test der Youngster vor der Europameisterschaft in Kopenhagen werden 200 Boote auf zwei eigenen Bahnen erwartet. Ausgeschrieben sind zudem die Klassen 2.4mR, Contender, Europe, Finn, FD, ILCA 4 und ILCA 6 (offen m/w) sowie OK-Jolle und nach 2021 erneut die spektakulär fliegenden Waszp. Im zweiten Teil (ab 23. Juni) starten die 420er, J/24 und J/70.

Ab Mittwoch (22. Juni) sind die olympischen Seglerinnen und Segler gefragt, deren Medaillenrennen am Finaltag (26. Juni) auf der TV-Bahn dicht unter Land vor dem Olympiahafen Schilksee live übertragen werden. „Durch den Terminschutz beim Weltsegelverband World Sailing rechnen wir mit großem internationalem Zuspruch in der Breite und in der Spitze“, so Ramhorst. Hochrangige Titelkämpfe kollidieren im Kalender nicht mit der Kieler Woche.

Erstmals präsentieren sich im 470er Mixed-Crews vor ihrer Olympiapremiere 2024 in Frankreich. Nach dem gelungenen Debüt im September mit viel Lob der einheimischen Gesamtsieger Lena Erdil und Sebastian Kördel bleibt das iQ-Foilsurfen der Frauen und Männer gesetzt. Neben den Einzelaktiven der ILCA 6 (Frauen) und ILCA 7 (Männer) stehen die Wettbewerbe der drei deutschen Medaillenklassen von Tokio im 49erFX, 49er und Nacra 17 im Blickpunkt. Eine Überraschung der Extra-Klasse: Zeitgleich kommen die internationalen Musto Skiffs zu ihrer elften Weltmeisterschaft nach Kiel.

Gleich zahlreiche gezielte Änderungen gibt es zur Belebung des Offshore-Bereichs der seegehenden Yachten. Dort waren die Meldezahlen zuletzt im gesamten Ostseeraum bis auf wenige Ausnahmen rückläufig, obwohl sich besonders die sogenannten Mittwochsregatten vielerorten großen Zuspruchs erfreuen. „Etliche dieser potenziellen Teilnehmercrews haben noch keinen Messbrief für ihre Boote“, weiß Seebahnchef Eckart Reinke, „und segeln bisher nach Yardstick. Das ist nun probeweise für die kommenden zwei Jahre neben der offiziellen ORC-Vermessung auch bei der gesamten Kieler Woche möglich.“

Die beginnt für die Dickschiffe wieder einzig und allein mit der Aalregatta (und heißt nicht mehr Welcome Race). Das jahrzehntelange Markenzeichen zum Auftakt startet am Sonnabendmorgen in der Kieler Innenförde und wird im Ziel vom Segel-Club Eckernförde mit einem Räucheraal belohnt. Nach der Rückregatta am Sonntag stehen beim dreitägigen Kiel Cup nur noch zwei statt drei Rennen pro Tag an. Das erste wird ein Up-and-down-Kurs über etwa zwei Stunden; das zweite führt dreieinhalb Stunden um feste Seezeichen auf der Kieler Bucht, und verlangt kluge Navigation. „Neue Formate wurden bei Umfragen genauso gewünscht wie mehr Herausforderung, Abenteuer und Netto-Segelzeit pro Tag“, entspricht Reinke einer Mehrheit, die sowohl die Regattavereinigung Seesegeln (RVS) als auch der DSV-Ausschuss Seesegeln, dessen neuer Vorsitzender Eckart Reinke wurde, sowie der KYC ermittelten. Es gehe gegenseitig ums Ausprobieren, eine andere Seite zeigen und den Horizont zu erweitern.

Einem weiteren Trend trägt die Kieler Woche am Donnerstag Rechnung, an dem der Senatspreis double handed, also ausschließlich für Zweiermannschaften ausgeschrieben ist. Nach einem ebenfalls navigatorisch reizvollen Rennen soll an der Schleimündung übernachtet werden, ehe es am Freitagvormittag zurück nach Kiel geht. Denn dort startet um 19 Uhr das Silberne Band, der Klassiker über Nacht mit Kurs rund Langeland, der für Teams mit voller Crewstärke genauso offen ist.

Auch diese Offshore-Rennen werden nach Yardstick und beiden ORC-Handicaps angeboten mit jeweils eigenen Preisen für die Besten. Mehr noch, denn alle Wettfahrten sollen auch gemischt gewertet werden, das heißt es gibt zusätzlich Ergebnisse der Yardstick-Boote zusammen mit ORC Club sowie letztere auch in einem Ranking mit ORC international. „Wir bieten diese Vergleiche als Service an, um die Seesegelszene zu beleben und zu einen, was über kurz oder lang mehr Teams für eine ORC-Vermessung begeistern dürfte“, erklärt Reinke, der das auch für die Kieler Woche 2023 vorgesehen hat.

Ziel ist ein Gemeinschaftsgefühl rund um die Seebahn. Die vielfältige Regatta in vier Teilen wird zur WIR-Woche. „Der Freizeitspaß wurde bei den Umfragen neben der sportlichen Wertigkeit ganz oben genannt“, berichtet Reinke. Dazu gehöre die „dritte Halbzeit“ mit Festivitäten rund um das Eventgelände auf dem Hafenvorfeld von Schilksee, das vergangenes Jahr bei sanften Corona-Auflagen rund 80.000 Gäste und Segelfans frequentierten. Das soll im 140. Jahr der Kieler Woche, 50 Jahre nach den Olympischen Segelwettbewerbe 1972 in Schilksee, nicht minder fröhlich werden.

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