Zu Beginn eines neuen Jahres werfen viele Finanzinstitute traditionell einen Blick in die Glaskugel und veröffentlichen ihre Erwartungen für die kommenden Monate. Am Aktienmarkt wird diese Erwartungshaltung oftmals in Form von Kurszielen für ausgewählte Aktienindizes angegeben. Analysten lassen hier verschiedenste Faktoren und Szenarien einfließen, die den Aktienmarkt beeinflussen könnten. Obwohl diese Analysen ihren Beitrag zur Informationseffizienz des Kapitalmarktes leisten, ist die entstandene Kennzahl allein wenig aussagekräftig, ohne die dahinterstehende Systematik zu verstehen. Philip Bold, Portfolio Manager bei Ethenea ordnet das Zustandekommen von Indexprognosen für uns ein. 

Das durchschnittliche Aktienjahr 

Um das Kursziel besser einordnen zu können lohnt sich ein genauerer Blick auf das durchschnittliche Aktienjahr. „Das durchschnittliche Aktienjahr basiert auf dem statistischen Konzept des Erwartungswertes. Dabei werden die potenziellen, aber unsicheren ökonomischen Szenarien und ihre Auswirkungen auf den Aktienmarkt mit ihren jeweiligen Eintrittswahrscheinlichkeiten gewichtet“, erklärt Philip Bold. „Ein vereinfachtes Beispiel illustriert das Problem dieser Informationsverdichtung: Wählt man bei einem Münzwurf die richtige oder die falsche Seite, so gewinnt oder verliert man 1 Euro. Der durchschnittlich erwartete Gewinn liegt also in der Mitte bei 0 Euro – eine Ausprägung, die so bei keinem Münzwurf eintreten kann. Zwar handelt es sich bei der Indexprognose nicht um eine binäre Fragestellung wie beim Münzwurf, aber die Problematik ist übertragbar.“ Das prognostizierte Indexniveau ist also der durchschnittlich erwartete Wert, welcher aber in der Regel nicht eintritt. 

Dass die Aktienmärkte regelmäßig in eine Richtung überschießen, zeigt die Häufigkeitsverteilung der Jahresrenditen eines der prominentesten Indizes, des S&P 500. In den letzten 50 Jahren ist der US-amerikanische Aktienmarkt mit einer durchschnittlichen annualisierten Wachstumsrate von rund 7,7 % gestiegen. Doch Philip Bold warnt vor einem unrealistischen Erwartungshorizont: „Das Histogramm offenbart, dass die Rendite nicht normalverteilt ist. Dadurch büßt der Mittelwert einen Teil seiner Aussagekraft ein. Nur dreimal lag die Jahresrendite in den vergangenen 50 Jahren im Durchschnittsintervall zwischen 5 % und 10 %. Wesentlich häufiger waren hingegen niedrige einstellige Renditen (0 % bis 5 %) sowie niedrige (10 % bis 15 %) und mittelhohe (25 % bis 30 %) zweistellige Renditen zu beobachten. Das durchschnittliche Aktienjahr ist also eher die Ausnahme als die Regel.“

Schwierigkeiten und alternative Ansätze

Trotz der Seltenheit eines durchschnittlichen Aktienjahres prognostiziert eine Vielzahl von Analysten auch für das aktuell laufende Jahr ein ebensolches. Das geht aus einer Bloomberg-Umfrage hervor, in der 7 von 19 der befragten Finanz- und Research Institute eine Jahresrendite zwischen 5 % und 10 % in Aussicht stellen. Bold weiß: „Das mittlere Kursziel aller Analysten liegt mit rund 6 % im Intervall eines durchschnittlichen Aktienjahres.

Dieses Renditeziel basiert auf dem Indexstand des S&P 500 zum Zeitpunkt der Bloomberg-Umfrage.“ Dabei zeige sich ein weiteres Problem von Indexprognosen, das auf der Diskrepanz zwischen Schätzzeitpunkt und Prognosezeitraum basiert. „Der S&P 500 stand zum Zeitpunkt der Umfrage nach einem starken Jahresausklang auf dem Niveau von 4.766 Indexpunkten, wodurch sich die implizierte Erwartung der durchschnittlichen Jahresrendite auf 3,85 % verringert“, erklärt der Experte. Solche Fallstricke machen es für Anleger zunehmend schwierig, die Prognosen einzuordnen. Bei Ethenea wählt man deshalb eine andere Herangehensweise. 

„Aufgrund der dargestellten Schwierigkeiten halten wir den Nutzen von Index-Kurszielen nur für begrenzt hilfreich“, sagt Philip Bold. „Deshalb sehen wir bei Ethenea von der Publizierung solcher Kursziele ab. Für uns ist das Abwägen unterstützender und belastender Faktoren für die Aktienmärkte viel wichtiger.“ Dies geschehe nicht nur zum Jahreswechsel, sondern kontinuierlich. „Dazu gehören neben den klassischen Fundamental- und Makrodaten auch Indikatoren zum Marktsentiment und abgeleitete Informationen aus anderen Assetklassen. Mit diesem Gesamtbild können wir die Stärken des aktiven Managements nutzen und flexibel auf Chancen und Risiken reagieren, unabhängig davon, wo sich der Markt in Relation zu etwaigen Kurszielen befindet.“

Über ETHENEA Independent Investors S.A.

ETHENEA Independent Investors S.A. ist eine bankenunabhängige Kapitalverwaltungsgesellschaft mit Sitz in Luxemburg. Das Unternehmen ist auf das aktive Management von Multi-Asset-Fonds spezialisiert und bietet attraktive Investmentlösungen für verschiedene Anlegerprofile. Neben den drei Ethna Funds, Ethna-DEFENSIV (anleihenfokussiert), Ethna-AKTIV (ausgewogen) und Ethna-DYNAMISCH (aktienfokussiert), umfasst das Produktportfolio den globalen Makrofonds HESPER FUND – Global Solutions.

Die Ethna Funds sind konservative, auf kontinuierliche Wertentwicklung und Risikominimierung ausgerichtete Vermögensverwaltungsfonds. Der HESPER FUND – Global Solutions nutzt einen hochflexiblen Investmentansatz zur Erzielung einer absoluten Wertsteigerung bei einer aktienmarktähnlichen Volatilität. Bei allen Fonds von ETHENEA finden ESG-Kriterien Berücksichtigung im Investmentprozess (Artikel 8 SFDR). Das von ETHENEA aktiv verwaltete Vermögen beträgt derzeit 2,84 Milliarden Euro (Stand: 31.12.2021). Weitere Informationen finden Sie unter ethenea.com.

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